Farbe 2002 eine Messe mit eigenen Gesetzen
Farbe bleibt Farbe
Die Farben- und Lack-Industrie trat in München wieder imposant auf. Die Messe mit ihren eigenen Gesetzen konnte konnte sich der schwachen Konjunktur und allgemeinen Messemüdigkeit zwar nicht entziehen - die Stimmung war trotzdem gut. Oder war's nur Zweckoptimismus?
Die "Farbe" war schon immer berühmt-berüchtigt für ihre geselligen, trinkfesten Besucher. Auch in diesem Jahr wurden die Stände mit großzügiger Bewirtung am meisten frequentiert.
Wobei klar ist: Der Markt ist schwierig, der Wettbewerb wird zunehmend härter. Die Bau-Flaute geht wieder an der Industrie noch am Handwerk spurlos vorbei. So meldete Heinz Bonjean, Präsident des Hauptverbandes Farbe, Gestaltung, Bautenschutz für das Malerhandwerk einen Umsatzrückgang von 5,1 % im vergangenen Jahr. Auch das laufende Jahr gebe nur wenig Anlass, optimistisch zu sein, es werden weitere Einbußen in der Größenordnung um 2,8 % befürchtet. Dazu passt eine Umfrage unter den Fachbesuchern der Farbe, von denen nur 34 % ihre wirtschaftliche Situation als gut beurteilten - bei der letzten Farbe 1999 waren es noch 78 % gewesen, nur 23 % rechnen mit einem Aufschung. Aber: die Talsohle scheint durchschritten zu sein. Zumindest erwartet knapp ein Viertel der Befragten eine Verbesserung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, mehr als die Hälfte hegt zumindest Erwartungen auf gleichem Niveau.
Die Stimmung in München war überraschend positiv; überraschend insofern als die Farbe 2002 mit 343 statt 450 Ausstellern und 50.000 statt 65.000 Besuchern deutlich unter dem Level der letzten Veranstaltung in Köln lag. Den Löwenanteil der Gäste stellte mit 72 % Anteil das Maler- und Lackiererhandwerk, 7 % werden dem Großhandel zugerechnet, 6 % der Industrie. Besonders hervorgehoben wird der hohe Anteil der Entscheidungsträger - über 90% - der die Farbe zur "Chef-Messe" macht. Die meisten davon wollen auch "bestimmt" oder "wahrscheinlich" zur nächsten Farbe kommen, die allerdings erst in drei Jahren stattfindet.
Unter den Ausstellern herrschte durchweg positiver Tenor. So zeigten sich Torsten und Manfred Urban von der Papierfabrik Lunzenau aufgrund der hohen Frequenz und der zahlreichen Gespräche sehr zufrieden. Wurden vor drei Jahren in Köln mehr Besucher aus den Benelux-Ländern registriert, kamen in München mehr aus Österreich und Italien.
Auch Alligator-Vertriebsleiter Rüdiger Lugert berichtet von einem erfolgreichen Messeauftritt. Die starke Bindung zu den Kunden habe sich in etlichen Messeaufträgen manifestiert.
Als "sehr zufriedenstellend" beurteilte Uwe Lauterbach, Technical Manager bei Kalle, das Geschäft auf der Farbe. Erstmals seien auf dieser Messe Aufträge geschrieben worden, die Verkaufsmannschaft dementsprechend motiviert.
Erst unglücklich mit dem abgelegenen Standort, dann doch gut gestimmt gab sich Witex-Verkaufsleiter Detlef Kreysing: "Eine für uns sehr erfolgreiche Messe liegt hinter uns, die wir angesichts der kritischen Konjunkturlage in der Bauindustrie mit einiger Skepsis begonnen haben." Nach einem "recht ruhigen ersten Messetag" habe sich Witex dann doch über einen "regen Zustrom an interessierten Fachbesuchern aus dem In- und Ausland freuen" können. Wobei es den Augustdorfern zu Gute gekommen sein mag, dass sie die einzigen Bodenbelagaussteller in München waren. Nicht nur die Bodenbelagsindustrie war auf der Farbe kaum vertreten, auch die Tapeten- und Wandbelagshersteller waren völlig unterrepräsentiert. Mit Marburg, Erfurt, der Papierfabrik Lunzenau, Tescoha/ Schmitz und Johns Manville hatte sich gerade mal eine Handvoll der einschlägigen Anbieter auf dem Messegelände eingefunden. Umso imposanter trat die Farben- und Lackindustrie auf: Zum Teil gleich mit mehreren Ständen wie Brillux, mit praktischen Demonstrationen wie bei Caparol, Tanz- und Showacts oder Entertainment rückten die großen Anbieter sich und ihre Neuheiten ins Rampenlicht.
Das Maler- und Lackiererhandwerk präsentierte sich in der Aktionsschau Farbe, wobei der Schwerpunkt auf der gestalterischen Kompetenz lag. Vorgestellt wurden Ideen für die Innen- und Fassadengestaltung genauso wie Dienstleistungs- und Beratungskonzepte, integrativer Bestandteil der Sonderschau war zudem die Farbe-Tour, auf der vor Ort im Stadtgebiet von München Gestaltungskonzepte besichtigt und diskutiert wurden.
aus
BTH Heimtex 05/02
(Wirtschaft)