Neue Holzvergütung von der BASF
'Belmadur' macht Buche härter als Eiche
Der deutsche Chemie-Konzern BASF hat zusammen mit der Universität Göttingen ein Verfahren entwickelt, mit dem die Gebrauchseigenschaften weicher und nervöser Hölzer verbessert werden können. 'Belmadur' heißt das Verfahren, bei dem das Holz chemisch modifiziert wird. Wenn Buche, Ahorn und Kiefer die Härte und Dauerhaftigkeit von Teak erreichen, könnten sie alle tropischen Harthölzer ersetzen. Einige Parketthersteller - wie Herter (siehe ParkettMagazin 5/2005) - setzen bereits 'Belmadur'-Produkte ein.
Die BASF ist ein internationaler Chemieriese, der allein mit der Sparte "Performance Products" 8Mrd.EUR Umsatz erzielt. In dieses Segment gehört 'Belmadur'. Mit weniger als 5 Mio. EUR Entwicklungskosten ist die neue Holzveredlung zwar nur ein kleiner Fisch im weltweiten Chemiebecken, trotzdem glaubt die BASF hier an großes Potenzial. Immerhin verfügt 'Belmadur' über schlagende Argumente. Die in der Textilindustrie für knitter- und bügelfreie Baumwollbekleidung verwendete Chemikalie Dimethylol-Dihydroxy-Ethyleneurea (DMDHEU) macht aus Buche ein Holz, das doppelt so hart wie Eiche und so dauerhaft wie Teak ist. Dabei bleibt das natürliche Aussehen des Holzes erhalten, es dunkelt nur ein wenig nach.
'Belmadur' beruhigt nervöse Hölzer
Mit der 'Belmadur' Technologie ist es möglich, die Dimensionsstabilität heimischer Hölzer wie Buche oder Kiefer deutlich zu erhöhen. Bei diesem Verfahren verbinden sich die Hydroxylgruppen (OH-Gruppen) der Cellulose-Moleküle des Holzes mit den DMDHEU-Molekülen der eingesetzten Chemikalie, wodurch eine Wasseranlagerung an die OH-Gruppen verhindert wird. Dadurch verringere sich das Quellen und Schwinden des Holzes erheblich. Zudem werde das Holz härter. Lediglich die Elastizität (Bruchschlagzähigkeit) ist etwas herabgesetzt, so die BASF. Durch Beimischen von Farbpigmenten lasse sich das Holz im gleichen Arbeitsgang auch färben.
In ihren Eigenschaften konkurrieren die chemisch modifizierten 'Belmadur'-Hölzer mit thermisch behandeltem Holz, dem Thermoholz. Nach Angaben der BASF wird das 'Belmadur'-Holz aber nicht so spröde wie Thermoholz und dunkelt auch weniger nach.
Im Ergebnis erhalten europäische Holzarten wie Buche völlig neue Eigenschaften. Schwankungen der Luftfeuchtigkeit bereiten kaum mehr Probleme und auch im Außenbereich ist das nervöse Holz verwendbar - als Terrassendiele oder für Gartenmöbel.
Vermarktung beginnt 2006
Die Vermarktung des 'Belmadur'-Verfahrens wird 2006 in Europa starten. Entwicklungspartner aus der Holzindustrie erhalten einen kleinen Vorsprung, um mit lizenzierten Produkten eigene Märkte zu besetzen. Danach wird der Vertrieb weltweit freigegeben. Die BASF will die 'Belmadur'-Technologie vor allem in den Vereinigten Staaten, in Südamerika und in Asien einsetzen. Lediglich in China will die BASF sich laut Dr. Degen mit der Vermarktung zurückhalten. Zu rasch, fürchtet der Chemie-Konzern, könnte der berüchtigte Nachahm-Effekt einsetzen.
Um die 'Belmadur'-Imprägnierung in eine Produktionslinie einzubauen, sind den Angaben zufolge weniger als 1 Mio. EUR nötig. Allerdings verlangsamt sich die gesamte Produktionsgeschwindigkeit, da sowohl der Imprägniervorgang in einer gesonderten Kammer als auch die anschließende Trocknung Zeit benötigen. Abhängig ist die Dauer von der Art und Dicke des imprägnierten Holzes.
Im Wettbewerb mit Tropenholz
Zwar schlägt die 'Belmadur'-Chemikalie selbst nicht wesentlich zu Buche, für ein Endprodukt rechnet BASF aufgrund der zusätzlichen Produktionsabläufe aber mit 30 bis 40% Mehrkosten. Bei höherwertigen Produkten verringert sich dieser Faktor auf rund 15%. Im Preiskampf auf dem Parkettmarkt könnte das eine erhebliche Schwelle bedeuten. "Wettbewerbsfähig ist das Verfahren im Vergleich zu den Kosten exotischer Holzarten", heißt es daher bei der BASF. Im Vergleich zum teuren und knapper werdenden Teak wird ein wirtschaftlicher Vorteil von 20 bis 30% errechnet. Gegenüber dem Parkettholz Nr. 1, der Eiche, bleibe dagegen zunächst nur der Vorteil höherer Härte.
Bis zu einer Dicke von 60 mm hat sich in BASF-Tests das Imprägnieren von Holz als wirtschaftlich erwiesen. Der Imprägniervorgang und die 'Belmadur'-Formel müssen auf jede Holzart angepasst werden. Ausschlaggebend für das Eindringen und den Erfolg der Imprägnierung ist die innere Zellstruktur eines Holzes. Langjährige Erfahrungen gibt es nicht. Lediglich im Laborversuch wurde das Verhalten des modifizierten Holzes über ausgedehnte Zeiträume nachgestellt.
Für die Weiterbearbeitung eines 'Belmadur' behandelten Holzes gibt es keine besonderen Vorgaben. Färben und Beizen sind ebens möglich wie das Lackieren oder Ölen der Oberfläche, und ob sich Werkzeuge wie Sägeblätter bei der Bearbeitung schneller abnutzen, wird derzeit noch getestet. Holzstaub beim Schleifen verhält sich wie der von unbehandeltem Holz, und in der Trocknungsanlage muss die Abluft gemäß den üblichen Vorschriften behandelt werden.
'Belmadur' soll eine Marke werden
Nach Auskunft von Dr. Degen haben "der größte deutsche Parketthersteller und einige andere Partner" Probeflächen verlegt. Bevor konkrete Aussagen zum Verhalten von 'Belmadur'-Holz gemacht werden können, will die beteiligte Parkettindustrie aber die Einflüsse des Winters 2005/2006 abwarten.
'Belmadur' - ein Begriff, den Studenten der Universität Mannheim erdacht haben - soll für Parkett eine Marke werden, wie etwa 'Scotch' für den Teppichbereich. Den Verantwortlichen der BASF ist klar, dass öffentliche Überzeugungsarbeit geleistet werden muss, "um dem Endverbraucher deutlich zu machen, welche neuen Möglichkeiten für den Einsatz heimischer Hölzer entstehen." Die "Belmadur-Buche", hofft man bei der BASF, könnte im Verständnis des Konsumenten eine eigene Holzart werden.
aus
Parkett Magazin 06/05
(Sortiment)