Mega gewinnt Marktanteile hinzu und ruft zur Kräftebündelung auf

"Sechs Malereinkaufskooperationen sind immer noch fünf zu viel"

Da waren es nur noch sechs...die Zahl der Malereinkaufsgenossenschaften hat sich in den letzten vier Jahren halbiert. Mega-Vorstandschef Walter Stüven ist das immer noch zu viel. Unverändert hält er an seiner Forderung einer größtmöglichen Konzentration im Malerhandwerk fest, um Industrie und Kofas Paroli bieten zu können. Die Mega selbst unterstrich ihre Spitzenstellung mit einem Umsatz von 149 Mio. EUR und bietet ihren Mitgliedern als besondere Serviceleistung ab sofort eine Forderungsausfallversicheung an.

Man kann zu Walter Stüven stehen, wie man will: Der Mann "live" ist ein Erlebnis. Man muss gesehen haben, wie der Vorstandsvorsitzende der Mega sich ohne Berührungsängste vor die Gesellschafter der größten Malereinkaufsgenossenschaft stellt, die sich dicht an dicht im Tagungssaal des Hamburger Novotels drängen, und ihnen das Gefühl vermittelt, vor ihnen stünde nicht der gewiefte Banker, der Stüven ist, sondern einer der ihrigen, der mal eben den Kittel gegen den feinen Zwirn getauscht hat. Einer, der ihre Sprache spricht, um ihre Nöte weiß und sich für sie stark macht - gegenüber der Industrie und gegenüber den Kofas.

Es verdient Respekt, wie Stüven es versteht, bei seinem Auftritt die Anwesenden in seinen Bann zu ziehen. Bewusst vermeidet er das typische Manager-Vokabular, gibt sich hemdsärmelig und volksnah und vergißt nicht, mehrfach darauf hinzuweisen, dass nicht ihm, Walter Stüven, die Mega gehöre, sondern den Mitgliedern, den Malern. Obgleich er sie schon so regiert, als sei sie seine....

Tatsache ist: Stüven polarisiert, er ist nicht unbedingt Sympathieträger, aber er hat die Mega in den letzten Jahren enorm gestärkt, ihren Marktanteil und -einfluss vergrößert - und steht dabei unverändert zu seinem Statement von 2001, als er konstatierte: "Zwölf Malereinkaufsgenossenschaften sind elf zu viel". Vier Jahre später gibt es nur noch sechs - und das sind ihm immer noch "fünf zu viel". Er hält es für wichtig, dass die Mega "eine Wirtschaftsmacht ist, die die Lobbyarbeit für die Maler unterstützt und voranbringt. Und Macht kann man nur mit vollem Portemonnaie ausüben"

In Zahlen bedeutet das: Die Malereinkaufsgenossenschaft hat 2004 mit 3.636 Mitgliedern und ca. 30.000 Kunden einen Umsatz (nach Skonti) von rund 149 Mio. EUR erzielt, dabei ein Ergebnis von 2 Mio. EUR erwirtschaftet und beschäftigt bundesweit an 72 Standorten 900 Mitarbeiter.

Stüven unterstrich in seiner Rede die Bedeutung der Mega in der gegenwärtig und sich insbesondere für die Zukunft abzeichnenden Marktentwicklung: "Wir befinden uns in einer massiven Umbruchphase. Binnen der vergangen zehn Jahre ist die Zahl der im Großhandelsverband Heim und Farbe organisierten Grossisten von über 300 auf weniger als 130 Betriebe geschrumpft." Von den noch existierenden Unternehmen sei die Hälfte wiederum so klein, dass eine unabhängige Geschäftspolitik zumindest gefährdet erschiene. Ein weiteres Viertel würde mittel- oder unmittelbar von großen Industrieunternehmen wie Caparol oder Akzo Nobel kontrolliert. "Ich scheue mich nicht, konkret den Namen Timpe & Mock zu nennen - eine gute Firma, seriös, die von Akzo Nobel übernommen worden ist . Damit ist unser zweitgrößter Lieferant zu unserem größten Wettbewerber geworden, attackiert uns und macht uns erheblich zu schaffen.Viele Jahre lang habe man in der Branche nur zwischen Häfas (dreistufiger Vertrieb, bei dem die Industrie via Großhandel den Maler beliefert, Anm. d. Redaktion) und Kofas (zweistufiger Vertrieb, bei dem die Industrie direkt den Maler beliefert, Anm. d. Redaktion) unterschieden, inzwischen gäbe es eine dritte Gattung: "Die Häkofas".

Wenn sich der Konzentrationsprozess weiterhin so rasant fortsetze, müssten die Maler zumindest über eine starke wirtschaftliche und durchsetzungsfähige politische Vertretung verfügen, um nicht der "Willkür der Monopolisten" ausgesetzt zu sein. Daher müsse die begonnene Zusammenarbeit mit dem Hauptverband Farbe, Gestaltung, Bautenschutz sowie den dort organisierten Innungsverbänden intensiviert werden. "Beide Organisationen, Mega wie Innung, gehören den Malern und müssen insofern ihre Kräfte zur Wahrung seiner Interessen bündeln. Das ist Machtstreben für den Maler."

In diesem Zusammenhang schreckte Stüven auch nicht davor zurück, "heilige Kühe" in Frage zu stellen. "Es kann nicht angehen, dass die Landesinnungsverbände jeder für sich Kosten produzieren, die nicht nötig sind. Dieses Geld fehlt dem Malerstand."

Seine klare Forderung: "Ich bin der Meinung, dass sich die Landesinnungsverbände auflösen sollten und stattdessen das ADAC-Modell installiert wird. Die Macht muss konzentriert und einer Kontrolle unterstellt werden"

Mit diesem Konzept kann man beim Hauptverband allerdings nicht anfreunden. Präsident Jürgen Hintz: "Wir haben das ADAC-Modell diskutiert, uns aber erstmal davon verabschiedet."

Begrüßt wird indes die enge Zusammenarbeit mit den Hamburgern, deren erster Meilenstein eine von der Mega und der R+V entwickelte Forderungsausfallversicherung ist. Konkret sind damit Mega-Mitglieder, die zugleich einer Innung angehören, in der Höhe ihres Einkaufsumsatzes bei der Genossenschaft gegen Forderungsausfälle versichert. Voraussetzung für die Erstattung ist, dass die entsprechenden Forderungen ausgeklagt oder durch Insolvenz uneinbringbar sind.

Das ist noch nicht alles: Die Prämie, immerhin 100.000 EUR, übernimmt die Mega. Für diese besondere, bislang einmalige Serviceleisung erhielt Stüven bei der Gesellschafterversammlung denn auch großen Beifall, dem sich Hintz anschloss: "Das ist eine der besten Ideen, die ich in den letzten Jahren gehört habe und bahnbrechend für unser Gewerk."


Die Mega 2004 in Zahlen

Die Mega hat 2004 mit 3.636 Mitgliedern und ca. 30.000 Kunden einen Umsatz (nach Skonti) von rund 149 Mio. EUR erzielt, dabei ein Ergebnis von 2 Mio. EUR erwirtschaftet und beschäftigt bundesweit an 72 Standorten 900 Mitarbeiter. Das Eigenkapital erhöhte sich auf 20,8 Mio. EUR und verbesserte sich in der Bilanzrelation von 23,2% auf 25,9%. Die Gesamtverbindlichkeiten wurden um 7,6 Mio. EUR abgebaut. In Summe aller Aktivitäten verkürzte sich die Bilanzsumme um 5,6 Mio. EUR auf nunmehr 80,4 Mio. EUR, worin sich eine "weitere Optimierung der Geschäftsabläufe widerspiegelt", wie Vorstandsmitglied Peter Eckhoff betonte.

Sein Vorstandskollege Volker König schlug den Mitgliedern eine Dividendenerhöhung um 0,5%-Punkte auf 6% auf die eingezahlten Geschäftsguthaben vor.

Das laufende Geschäftsjahr 2005 sieht der Vorstand verhalten optimistisch. Nachdem die alle zwei Jahre in Hamburg stattfindende Mega-Messe die "schon ambitionierten Ziele deutlich übertroffen" hätte, habe die positive Stimmung bisher gehalten werden können.Wenn auch nach wie vor kein Rückenwind zu erwarten sei, rechnet der Vorstand doch mit einem Umsatz zwischen 155 und 160 Mio. EUR bei einer stabilen Ergebnisentwicklung.

Bei den Wahlen zum Aufsichtrat wurden Horst Hanneforth, Karl-Martin Linder, Hansjörg Orth und Heino Riesewell für eine weitere Amtsperiode wiedergewählt.
aus BTH Heimtex 07/05 (Wirtschaft)