Roundtable mit Deco Team

"Wir wollen klare Botschaften an den Handel geben"

Durch alle Höhen und Tiefen hindurch hat sich das Deco Team immer weiter entwickelt. Mit Textilveredler Beck und Möbelstoff-Spezialist Höpke hat sich die Formation vor einem Jahr zwei kompetente Neuzugänge ins Boot geholt, die mit ihren Kollektionen ideal das Angebot der Gruppe abrunden. Wie haben sich die beiden Unternehmen integriert, welche Perspektiven hat die Gruppe und wie präsentiert sie sich auf der Heimtextil 2007? Darüber sprach BTH Heimtex-Redakteurin Birgit Genz mit Dr. Hans Joachim Bünger (Bob Raumkunst), Frank Tovornik (Teba), Georg Hünnemeyer (Indes/Fuggerhaus), Birgit Beck (Ernst Beck) und Birgit Schlenker, die das Deco Team von Anfang an betreut.

BTH Heimtex: Frau Beck, Sie sind vor einem Jahr neu bei Deco Team eingestiegen. Wie lautet Ihre Bilanz? Hat sich der Beitritt für Sie gelohnt?

Birgit Beck: Ja, der Beitritt zum Deco Team war für uns ein bedeutender Schritt nach vorne. Deco Team gibt uns die Chance, unsere innovativen Stoffe in einem erlebnisorientierten Umfeld als ganzheitliches Interieur zu zeigen. Das ist für uns ein entscheidender Mehrwert - und nicht nur für uns, sondern auch für die Messebesucher in Frankfurt. Wir haben Neukunden erreicht, die unsere Präsentation in der Halle 3.1 auf der Heimtextil sehr positiv aufgenommen haben.

Und wir haben auch insofern von der Mitgliedschaft profitiert, als die begleitende Pressearbeit des Deco Teams eine gute Verkaufshilfe für Beck war. Zum Beispiel kamen mehr Anfragen für unsere Couponlinie.

Ich denke, auf längere Sicht ist es für unser Haus sehr förderlich, mit Deco Team zusammen zu arbeiten, um eine größere Marktpräsenz zu erreichen.

BTH Heimtex: Andersherum gefragt: Inwieweit hat Deco Team von den beiden neuen Mitgliedern profitiert?

Georg Hünnemeyer: Die Kernkompetenzen sind durch Beck und Höpke in zwei Bereichen deutlich ausgeweitet worden. Für Polsterstoffe hatten wir bislang niemanden, das waren nur Randprodukte, die jetzt durch Höpke optimal abgedeckt werden.

Und durch Beck haben wir das Thema Druck wieder integrieren können. Druckstoffe waren vor einiger Zeit mal sehr stark in Deutschland und auch in Europa. Heute gibt es kaum noch leistungsfähige Drucker im Hochwert-Bereich, die dann auch noch so kreativ sind. Der Transferdruck ist kein echter Vergleich zum Nassdruck oder Ausbrenner. Und hier ist Beck die perfekte Ergänzung für uns.

Jan-Peter Büning: Darauf haben wir auch Wert gelegt. Wir wollten uns nicht nur in der Zahl vergrößern, sondern qualitativ besser werden. Wir haben gar nicht unbedingt das Ziel, eine unendlich große Zahl von Mitgliedern zu haben- weil wir für die qualitative Arbeit einen erheblichen Koordinationsaufwand stemmen müssen. Deswegen ist für uns immens wichtig, dass die einzelnen Mitglieder "passen".

BTH Heimtex: Aber wenn die Gruppe zu klein wird, verlieren Sie Bewegungsfreiheit. Und der finanzielle Unterbau fehlt...

Büning: Ja, das stimmt. Nach dem Ausstieg von Drapilux waren wir an der Schmerzgrenze angekommen.

BTH Heimtex: Noch immer vermissen wir Mitglieder aus den Bereichen Boden- und Wandgestaltung. Haben Sie aufgegeben, dort weiter nach potenziellen Kandidaten Ausschau zu halten oder gibt es Gespräche? Wenn ja, mit wem?

Birgit Schlenker: Grundsätzlich würden wir es sehr begrüßen, wenn sich uns ein Tapeten- oder Bodenbelagsproduzent anschließen würden. Realistisch gesehen ist das allerdings schwierig, weil diese Anbieter ja traditionell woanders auf der Domotex residieren. Sie müssten also neben ihren Hauptständen in den angestammten Hallen noch einen zweiten bei Deco Team finanzieren. Sie dafür zu begeistern, ist nicht ganz einfach.

Im Moment führen wir auch keine Gespräche mit neuen Interessenten, zumal es für uns wichtig ist, erst einmal die neuen Mitglieder richtig zu integrieren. Und dieser Aufwand ist nicht zu unterschätzen, wenn auch nicht auf den ersten Blick ersichtlich. Nach draußen sichtbar ist ja nur unser Messe-Auftritt. Aber dem gehen ein Jahr Vorlauf und intensive Arbeit voraus. Auch daraus schöpfen wir übrigens Synergien und ziehen Kraft. Das kann so weit gehen, dass sogar einzelne Mitglieder miteinander weiter arbeiten...

BTH Heimtex: Bei Ihrer Kundenansprache auf der Heimtextil steht stark der Raumausstatter im Mittelpunkt .

Schlenker: Nein, das möchte ich nicht so stehen lassen. Wir sprechen alle an, die in der Inneneinrichtung aktiv sind, also genauso den Fachhandel, Fachmärkte oder auch die Möbler.

Frank Tovornik: Ich würde das genausowenig auf den Begriff Raumausstatter einschränken wollen. Abgesehen davon sind viele Fachmärkte gewachsene Raumausstatter-Betriebe. Also - wo ist da die Grenze? Und die Zahl der deutschen Besucher war 2006 zwar mit knapp 36.000 leicht zurückgegangen, aber ihre Qualität ist unverändert gut. Die Entscheider kommen nach Frankfurt - aber sie bringen eben nicht mehr wie früher ihre Mitarbeiter mit.

Büning: Und am Samstag war früher klassischer Familientag. Da kamen die Raumausstatter mit der ganzen Familie. Heute haben sie personalmäßig abgebaut und können es sich gar nicht mehr erlauben, die ganze Mannschaft zur Messe mitzubringen.

Hünnemeyer: Wir bedauern diese Entwicklung. Zwar sind wir dadurch in Kontakt mit den Entscheidern, den Inhabern und Geschäftsführern, aber wird sind mit unseren Produkten nicht nah genug an den Verkäufern, die sie Tag für Tag präsentieren. Die große Auswahl und die Menge an Neuheiten müssen von mehr Leuten nach draußen zum Verbraucher getragen werden.

Tovornik: Außerdem dürfen wir nicht außer acht lasen, dass manche Deco Team Mitglieder auch stark im Export aktiv sind und insofern an den ausländishen Besuchern interessiert.

Dr. Bünger: Genau das ist ein ganz entscheidender Punkt: Für uns ist auch die Export-Kundschaft sehr wichtig. Und nach wie vor ist die Heimtextil die führende Messe weltweit, auch wenn sie im internationalen Umfeld Konkurrenz bekommen hat.

BTH Heimtex: Trotzdem verzichten mit Ado und Jab Anstoetz die beiden größten deutsche Gardinen- und Deko-Anbieter auf eine Teilnahme an der Heimtextil 2007 und stellen stattdessen auf ausländischen Messen aus. Ist das ein Alarmsignal? Wie steht das Deco Team dazu?

Hünnemeyer: Wir wollen Einzel-Entscheidungen nicht kommentieren. Nur so viel: Wir hatten vor zwei Jahren exakt die gleiche Situation - und die damalige Heimtextil war eine der besten seit Jahren.

Wobei es eine Messe natürlich schwächt und kein gutes Zeichen ist, wenn die Marktführer fern bleiben. Aber wir haben damals davon profitiert, insofern stellt es für uns kein Problem dar. Schon eher für die Messe, für die es nicht einfach ist, eine Hallenstruktur aufzubauen, wenn so viele Quadratmeter fehlen.

Vor dem Hintergrund sind wir einer der wenigen Fixpunkte, die in der Halle 3.1 eine Konstante bilden.

Dr. Bünger: Das ist eine Herausforderung, die wir auch gerne annehmen.

BTH Heimtex: Könnte es so weit gehen, dass die Heimtextil irgendwann auf einen Zwei-Jahres-Rhythmus umstellt?

Beck: Das kann ich mir nicht vorstellen, da sie stark exportlastig ist. Und alle großen und wichtigen Exportkunden kommen jährlich nach Frankfurt.

Dr. Bünger: Der Dreiklang mit Domotex und Kölner Messe ist optimal. So lange er besteht, bleiben die einzelnen Messen auch für die Exportkunden attraktiv.
BTH Heimtex: Vor Jahren hat sich das Deco Team auch auf anderen Messen präsentiert als der Heimtextil. Ist das mal wieder denkbar?

Hünnemeyer: Ja, wir waren schon mal in Dortmund. Nach den schwierigen Zeiten ist sie ja dabei, wieder etwas aufzubauen. Einige Firmen aus demDeco Team unterstützen und begleiten das auch stark. Allerdings fehlt es der Veranstaltung noch an Fixpunkten und an großen Namen. Wir halten eine regionale Messe in Dortmund auf jeden Fall für wichtig und werden das Ganze beobachten. Und warum sollte dort nicht irgendwann auch mal wieder das Deco Team auftreten? Konkrete Pläne gibt es allerdings nicht.

BTH Heimtex: Wie sieht die Marktsituation aktuell aus? Welche Stimmung spüren Sie bei Ihren Kunden?

Hünnemeyer: In Deutschland ist ein gewisser Sättigungsgrad erreicht. Es gibt ein sehr großes Angebot, dem aber nicht unbedingt eine ähnliche große Nachfrage gegenübersteht. Daraus resultiert einee Zweiteilung bei unseren Kunden: Zum einen gibt es aktive, dynamische, zukunftsorientierte Betriebe, die voll beschäftigt sind und eine gute Auftragslage haben und zum anderen die, die von früheren Zeiten schwärmen und passiv verharren, anstatt selbst den Markt aktiv zu gestalten. Das mag auch ein Altersproblem sein, wir stecken ja mitten drin im Generationswechsel.

Tovornik: Für unser Unternehmen kann ich sagen, dass wir zufrieden mit dem Verlauf des Jahres sind. Wir haben ein kleines Umsatzwachstum realisiert - trotz des Beschäftigungs-Lochs während der Fußball-WM - und der Fachhandel hat uns in der BTH Heimtex-BBE-Umfrage auf Platz 1 gewählt....

Auch momentan haben wir einen guten Auftragseingang, und das konstant. Wobei ich persönlich nicht glaube, dass die Mehrwertsteuer-Erhöhung uns jetzt vorgezogene Umsätze beschert und im nächstenJahr nichts mehr läuft - zumindest nicht für unsere Branche und unsere Produkte.

Dr. Bünger: Das kann ich nur unterstreichen. Das sehe ich genauso. Wir müssen noch etwas Geduld mit dem Aufschwung haben. Denn jetzt kauft der Endverbraucher die Dinge, bei denen er einen Mehrwertsteuer-Effekt hat: Autos u.ä. Ich gehe davon aus, dass wir einen ähnlichen Konjunkturverlauf haben wie in früheren Zeiten und erst später von der Konjunktur profitieren werden.

Für 2007 gehen wir dennoch von einem guten Jahr für den inländischen Fachhandel aus. Vorausgesetzt, er nutzt seine Chancen und hat auch Ware vor Ort präsent. Denn wenn er an dieser Stelle permanent reduziert, wird er den Endverbraucher nicht mehr zu Spontankäufen animieren können.

Beck: Im Inland ist eine gewisse Stagnation zu beobachten, sicher bedingt durch das große Sommerloch, dass wir auch durchleben mussten. Aber wir sind stark exportlastig und da sehe ich für uns auf jeden Fall noch weitere Zuwächse.

Und ich möchte mich Dr. Bünger anschließen. Ein Hauptproblem ist sicher, dass weniger Kunden in den Laden kommen, ein anderes, dass die Präsentation nicht immer optimal ist. Keine klar erkennbaren Themen zu finden sind.

Vielleicht müssen wir grundsätzlich darüber nachdenken, ob das nicht eine Aufgabe für Deco Team sein könnte: über die Heimtextil hinaus gemeinsame Verkaufsaktivitäten zu entwickeln, etwa mit Deko-Paketen mit dem Label Deco Team und dem der einzelnen Mitglieder.

BTH Heimtex: Stichwort Themen - welche sind 2007 beim Deco Team angesagt? Wie präsentieren Sie sich auf der Heimtextil?

Schlenker: Wir konzentrieren uns auf zwei Themen: Sunny mit warmen Farben und Cool mit einer kühleren Farbwelt. Das ist eine einfache Botschaft, die jeder versteht und jeder mitnimmt. Und genau das ist uns wichtig: Dass er diese beiden Botschaften mitnimmt.

Wir haben uns damit abgesetzt von den Bezeichnungen der Heimtextil-Trends, mit denen auch im Trendforum gearbeitet wird. Uns erschienen sie zu kompliziert und wir wollen eine klare Botschaft an unsere Besucher transportieren.

Jede Farbwelt wird zweimal dekoriert, immer modern, einmal eher pur, das andere Mal kombiniert mit barocken, klassischen Elementen, wobei die Farbe immer als verbindendes Element wirkt.

BTH Heimtex: Warum nur noch zwei statt wie früher vier Themen?

Hünnemeyer: Wir wollen den Besucher nicht visuell überfluten. Bei dem großen Angebot auf der Heimtextil ist es für den einzelnen Raumausstatter schwierig, einen echten Trendimpuls zu sichten. Selbst anhand von vier Trendthemen ist es schwierig.

Daher wollen wir uns dieses Mal auf zwei konzentrieren, in der Hoffnung, dass damit auch das Gesamtbild von Deco Team kompakter wird und dem Besucher beim Durchlaufen gewisse Fixpunkte im Kopf hängen bleiben.

Schlenker: Wir haben Themen ausgesucht, von denen wir meinen, dass sie sich am besten auch vor Ort umsetzen lassen und dafür in einer größeren Bandbreite interpretiert. Insgesamt haben wir ja trotzdem vier Varianten.

Jeder Stoff-Produzent hat ein Thema interpretiert, konnte sich auch sehr früh dafür entscheiden, so dass entsprechend in der Entwicklung der neuen Kollektionen darauf eingegangen werden konnte und wir unseren Besuchern wirklich fertige Konzepte mit abgestimmten Accessoires, Möbelstoffen und Sonnenschutz bieten können.

Das ist eine große Stärke von Deco Team und das ist wirklicher Mehrwert.

BTH Heimtex: Wer interpretiert welches Thema?

Schlenker: Beck und Horn gestalten Sunny, Indes und Apelt Cool. Wir arbeiten in diesem Jahr erstmals mit zwei Stylisten- auch eine Novität bei Deco Team, um dadurch unterschiedliche Handschriften zu zeigen und Spannung zu erzeugen. Das Thema Sunny wird von Norbert Winklmann inszeniert, der bei seinen Dekorationen sehr ins Detail geht, Cool von Helga Janzon, deren Stil femininer, verspielter ist.

BTH Heimtex: Verraten Sie unseren Lesern, was Sie an Neuheiten zur Heimtextil mitbringen?

Dr. Bünger: Bei Bob wird Leder und Natur groß geschrieben, sowohl bei Posamenten wie auch bei Stangen-Endstücken. Besonders schön sind unsere Lederquasten.

Hünnemeyer: Bei Indes stehen neuen Farben im Mittelpunkt, die sich natürlich an den Trendthemen orientieren, aber auch wirklich neue Töne bieten. Das Terracotta-Orange-Rot-Thema etwa hat sich breit auf dem Markt durchgesetzt, ist aber keine Trendfarbe mehr. Wir spüren die Lust auf neue Farben.

BTH Heimtex: Welche sind das? Grautöne werden bei uns sehr stark kommen, auch Schwarz-Weiß.

Tovornik: Teba zeigt attraktive Neuheiten im Lamellenbereich, bei Plissees werden bestimmte Farben und Typen eine Rolle spielen. Außerdem kommen neue Lamellenvorhänge mit interessanten Licht- und Schattenspielen und neue Flächenvorhänge, alles farblich auf die Sunny und Cool abgestimmt.

Beck: Terracotta wird auch bei uns abgelöst, wobei bei uns der Haupttrend weiter in den warmen Farben liegt, Richtung Braun und Nougat.

Wir bringen auch neue Oberflächen. Bei Ausbrennern arbeiten wir sehr stark mit Matt-Glanz-Effekten, bei den Dekos zum Teil mit Gold und Silber und neuen Strukturen.


Deco Team-Mitglieder 2007

Apelt Stoffe
August Bünger Bob
Ernst Beck
Höpke Möbelstoffe
Horn
Indes Wohntextilien
Teba
aus BTH Heimtex 12/06 (Marketing)