WeGo-Bodenseminar in Dahlewitz bei Berlin

Juristische Tipps für Estrichleger

Das Bodenseminar von WeGo Systembaustoffe in Dahlewitz nahe Berlin hat bewiesen, dass man mit spannenden Estrich-Themen eine Vielzahl an Estrichlegern erreichen kann: Mehr als 176 Verarbeiter, Planer und Architekten kamen ins Hotel Berliner Ring. Höhepunkt der Veranstaltung waren die rechtlichen Tipps von Rechtsanwalt Martin Kupfrian. Christoph Bauschen, WeGo-Produktmanager Bodensysteme, führte gut gelaunt als Moderator durch die Seminar-Veranstaltung mit hochkarätigen Referenten.

Die Bodenseminare von WeGo Systembaustoffe sind bei Estrichlegern eine erste Anlaufstation, wenn es um neue Produkte und aktuellen Informationen rund um das Gewerk geht. Christoph Bauschen, bei dem spezialisierten Baustoffhändler zuständig für Bodensysteme, konnte berichten, dass die Familie der WeGo-Eigenprodukte für den Estrichleger gewachsen ist. Sie umfasst jetzt:

- die Folien WeGo Fol die Rote und die Blaue
- die WeGo Estrichbahn
- die WeGo Hohlbodensysteme
- die neue Dämmplatte WeGo Yellow Floor und neue die WeGo Profi Estrichbahn

Die WeGo Profi Estrichbahn ist eine Spezialbahn für die Feuchtigkeitsabdichtung unter Estrich-Konstruktionen mit einer alkaliresistenten, korrosionsfesten Aluminium-Kombieinlage, die durch ein Polypropylen-Spinnvlies gegen Rauhigkeit des Untergrundes geschützt ist. Bauschen beschrieb ihre Eigenschaften mit einfach, sauber und schnell zu verlegen, selbstklebende Längsnaht, 75 qm pro Rolle bei nur 17,5 kg Gewicht, hochflexibel und anpassungsfähig sowie perforationsfest. Weitere WeGo-Eigenprodukte sind: Randstreifen, E/PP Glasfaser Mix, Risseharz und Estrichdübel.

Rechtliche Tipps für Estrichleger

Rechtsanwalt Martin Kupfrian gab den Estrichlegern eine Reihe von Tipps für die tägliche Praxis an die Hand:

- Bei der Teilnahme an öffentlichen Ausschreibungen darf der Gewerbezentralauszug und der Handelsregisterauszug des Estrichlegers nicht fehlen. Fehlt eines der Schriftstücke, erfolgt automatisch der Ausschluss.
- In manchen Fällen ist unklar, wer überhaupt Vertragspartner des Estrichlegers ist. Kupfrian empfahl besonders, wenn der Vertragspartner eine ARGE ist, bereits im Vorfeld zu klären, wer bevollmächtigt ist, Stundenlohnzettel zu unterschreiben.
- Es gibt Vertragsklauseln, die besagen, dass nur Abschlagszahlungen in Höhe von 90% geleistet werden. Dies ist eine Abweichung von der VOB. Dies bedeutet laut Kupfrian, dass die Schlusszahlung sofort fällig wird (normalerweise Frist 2 Monate).
- Häufig gibt es Klauseln, die besagen dass 5% der Rechnungssumme für die Baureinigung abgezogen werden. Eine solche Klausel kann unwirksam sein, wenn der Estrichleger die Baureinigung selbst vornehmen will. Im Normalfall müsste dem Estrichleger erst eine Frist gesetzt werden und wenn diese verstrichen ist, dann könnte die Aufforderung zur Durchführung der Baureinigung folgen.
- Frage der Bauwesenversicherung: Es ist gängige Praxis, dass 1% der Bausumme einbehalten werden. Kupfrians Tipp: "Fordern Sie die Unterlagen bei der Versicherung an, denn manchmal bezahlt man sonst für etwas, was es gar nicht gibt."
- Laut einer anderen Klausel werden 5% des Werklohnes zur Absicherung eventueller Gewährleistungsansprüche bar einbehalten. Eine solche Klausel sei unwirksam und berge das Risiko der Insolvenz, da ein Bareinbehalt nicht insolvenzfest ist.
- Wenn ein Architekt behauptet, er hätte eine Vollmacht vom Auftraggeber, immer die Vollmacht zeigen bzw. geben lassen, für den Fall das dies hinterher bestritten wird. Entscheident ist der Umfang der Vollmacht, kann z.B. Abzeichnen der Stundenzettel beinhalten.

Schnelle Estrichprodukte von Knauf

Holger Pfiffi, Marktmanager Boden bei Knauf, stellte zwei schnelle Estrichprodukte vor. Der Knauf Nivellierestrich 425 ist ein Werktrockenmörtel, der als Verbundestrich zum Ausgleich von unebenen Untergründen oder als Höhenausgleich in Schichtdicken von 10 bis 35 mm konzipiert ist. Er ist die wirtschaftliche Alternative zu zementären Dünn- bzw. Nivellierestrichen. Der günstige Materialpreis wird durch die reine mineralische Zusammensetzung des Produktes ermöglicht. Knauf Nivellierestrich 425 enthält keine Kunststoffe, wodurch sich insbesondere bei geringen Estrichdicken kürzere Trocknungszeiten ergeben. Das Bindemittel basiert auf Claciumsulfat. Hierdurch ergeben sich die für diese Anwendung notwendigen hohen Frühfestigkeiten. Bereits nach ca. 5 Stunden ist der Knauf Nivellierestrich 425 begehbar. Als Calciumsulfat-Fließestrich bindet er prakisch schwindfrei ab. Voraussetzung für das sichere Verlegen von Estrichen im Verbund.

Ein weiterer neuer Estrich aus dem Hause Knauf ist der Schnellestrich Domani 24. Er ist ein schnell abbindender und trocknender Calciumsulfatestrich mit geringstem Wasserbedarf. Durch zusätzliche Maßnahmen wie dauernde Querbelüftung nach 10 Stunden oder Einsatz von Kondestrocknern und Ventilatoren, Temperierung durch Fußbodenheizung ist er nach ca. 7 Tagen belegreif. Die Verarbeitung erfolgt in erdfeuchter Konsistenz. Knauf Domani 24 entspricht DIN 18560 der Festigkeitsklasse CA-C30-F5 und ist mit dem CE-Zeichen gekennzeichnet. Er wird als Werktrockenmörtel in Sackware angeboten. Auf der Baustelle muss nur noch Wasser zudosiert werden.

Mineralische Dämmstoffe

Petra Kuhn, Key Account Manager bei Rockwool, informierte über mineralische Dämmstoffe im Trittschallbereich. Die Referentin wusste mit Zahlen zu beeindrucken: 250 Mio. EUR werden jährlich für die Sanierung von schadhaften Böden ausgegeben. 40% der Bauherrn bemängeln laut einer Umfrage des Informationszentrums Beton an ihrem Haus die Schall- und Wärmedämmung. "Diese Zahlen zeigen die Bedeutung des Themas Trittschalldämmung", fasste die Referentin zusammen.

Wenn man die Zahlen der Fremdüberwachung des Trittschalls des Instituts Baustoffprüfung und Fußbodenforschung (IBF) betrachtet, erreichen immerhin 45% der untersuchten Böden nicht den geforderten Sollwert. Als häufigste Ursache nannte Kuhn Rohre und Kabel auf der Rohdecke, Unebenheiten der Rohdecke sowie eine nicht fachgerechte Ausbildung der Randfugen. Fachgerecht eingebaute Dämmstoffe aus Steinwolle können für die Trittschall- und Wärmedämmung einen positiven Beitrag leisten.

Fließestrich als Verlegeuntergrund

Oliver Erning, Leiter des IBF in Troisdorf, referierte über Fließestrich als Verlegeuntergrund. Der Referent stellte zunächst die Ausgangsstoffe von Calciumsulfat-Fließestrichen vor. Als Calciumsulfat-Bindemittel kommen in Frage: Naturanhydrit, Alpha-Halbhydrat, thermischer Anhydrit und synthetischer Anhydrit. Bei den Zusatzstoffe unterscheidet man zwischen: Füllstoffen, wie Kalksteinmehl, Puzzolane, Trassmehl und Flugasche. Die dritte Gruppe sind die Zusatzmittel: Anreger, wie Kaliumsulfat, Abbindeverzögerer, z.B. Zitronen-bzw. Weinsäure, Fließmittel, z.B. Melaminsulfonat oder Naphtalinsulfonat sowie Stabilisatoren, z.B. Polyethylenoxid

Bei den Zuschlägen gibt es mineralische Stoffe (ungebrochen/gebrochen) mit geeigneten Kornformen und Kornverteilungen, silikatische Stoffe wie Quarzsand, karbonatische Stoffe wie Kalksteinsplitter und sulfatische Stoffe wie gebrannten Naturanhydrit. Um die Oberfläche von Calciumsulfat-Fließestrichen beurteilen zu können, haben sich 6 Prüfungsarten durchgesetzt:

- die Sichtprüfung: das ist die visuelle Überprüfung der Oberfläche auf Sinterschichten, Ausblühungen und Verunreinigungen (subjektiv)
- die Saugfähigkeitsprüfung: Aufbringen einer definierten Wassermenge (ca. 2 ml), die nach ca. 3 Minuten eingedrungen sein muss
- Hammerschlagprüfung: Überprüfung auf harte Schale mittels Hammerschlag (subjektiv)
- Gitterritzprüfung: Überprüfung der Oberfläche auf Sinterschichten bzw. weiche Zonen mit der Ritznadel im Gittermuster (subjektiv)
- Oberflächenzugfestigkeitsprüfung: Überprüfung nach BEB-Hinweisblatt, objektives Verfahren im Streitfall
- Probeverklebung/-flächen: Prüfung im System, immer sinnvoll

Auf der Oberfläche von Calciumsulfat-Fließestrichen kann sich eine Sinterschicht bilden. Diese Bezeichnung ist laut Erning eigentlich falsch, hat sich aber durchgesetzt. Weitere Bezeichnungen für diese Schicht sind: Bindemittelanreicherung, Kalkhäutchen, Vergipsung, Milchhäutchen, Harte Schale und Feinteilanreicherung. Wie die Schicht auch immer genannt wird: Calciumsulfat-Fließestriche sind immer anzuschleifen.

Risse in Estrichen und Beton

Der Sachverständige Heinz-Dieter Altmann beschäftigte sich mit der Frage, wie Risse in Estrichen und Beton bewertet werden. Sein Fazit lautet: Risse in Betonböden und Industrieestrichen können toleriert werden, wenn die vertraglich vereinbarte Gebrauchstauglichkeit gegeben ist. Risse in schwimmenden Estrichen hingegen müssen vor der Belagverlegung immer kraftschlüssig geschlossen werden.

Weitere Bodenseminare folgen

Kurz vor Redaktionsschluss teilte Christoph Bauschen mit, dass 2007 weitere Bodenseminare folgen werden. Veranstaltungsorte sind Berlin, Frankfurt/Main, Nürnberg, Stuttgart, Dortmund und Hannover. Die Termine werden in FussbodenTechnik bekannt gegeben.
aus FussbodenTechnik 06/06 (Marketing)