Möbel Kraft

Krieger korrigiert "Kult"


Bad Segeberg - Einst war es das umsatzstärkste Einrichtungshaus im ganzen Bundesgebiet und fast schon ein Mythos in Deutschlands Norden. Aber seit zehn Jahren gingen die Umsätze jährlich zurück und die Verluste stiegen - was fast zur Insolvenz geführt hatte.

Die Zahlen des vergangenen Geschäftsjahres gefährdeten massiv die Existenz von Möbel Kraft: Im Jahr 2003 wurde, bei einem Umsatz von 330 Mio. Euro, ein Verlust von 45 Mio. Euro erwirtschaftet. Da die Perspektive für 2004 kaum besser war, machte ein neuer Investor zunächst harte Schnitte. So wurden nach dem Einstieg der Unternehmensgruppe von Kurt Krieger (unter anderem Möbel Walther in Gründau und Möbel Höffner in Berlin) noch im Frühjahr bei Möbel Kraft 450 Kündigungen ausgesprochen - davon 100 in der Filiale Buchholz. Die verbliebenen etwa 2.000 Mitarbeiter mussten deutliche Gehaltsverluste hinnehmen.

Vor allem in diesem, aber auch noch im nächsten Jahr rechnet Möbel Kraft mit Verlusten; zwei Jahre nach der nur knapp abgewendeten Insolvenz soll das Unternehmen aber 2006 wieder schwarze Zahlen schreiben. Das Stammhaus in Bad Segeberg wurde vom neuen Geschäftsführer Dr. Gunnar George fast komplett ungekrempelt. So werden jetzt etwa im Schlafzimmer-Bereich im dritten Obergeschoss auf 4.500 qm 90 Komplettschlafzimmer aller bekannten Hersteller sowie eine große Auswahl an Matratzen präsentiert. Um die bisher im Schnitt überalterte Kraft-Kundschaft deutlich zu verjüngen, wurde der Bereich "Junges Wohnen" ausgeweitet, der im Erdgeschoss jetzt 4.100 qm Ausstellungsfläche bekommen hat. Im Gegensatz zu allen anderen Abteilungen werden hier erstmals auch Mitnahmepreise angeboten.

Zur stärkeren Kundenbindung setzt das Unternehmen außerdem auf monatlich wechselnde Marketing-Aktionen sowie Kooperationen mit benachbarten Unternehmen (wie etwa den Karl May-Spielen). Seit 1. Mai wurden auch die Öffnungszeiten geändert: Von montags bis donnerstags wird eine Stunde später geöffnet (statt um 8 Uhr erst um 9 Uhr) und eine Stunde früher geschlossen (schon um 19 Uhr und nicht erst um 20 Uhr). Freitags ist unverändert bis 20 Uhr geöffnet, samstags stehen die Türen für Kunden bis 20 (vorher 18) Uhr offen.

In einer ersten Bilanz des Frühsommers spricht Möbel Kraft von "einem geglückten Neustart". Bis zu 30.000 Kunden besuchen täglich die neu gestalteten Ausstellungsräume. "Deutlich besser als erwartet" sind die Zahlen vor allem in den Bereichen Wohn-Accessoires, Mitnahmeartikel sowie "Junges Wohnen".

Mit dem Umbau der Filiale Buchholz wird noch in diesem Jahr begonnen. Etwa im Herbst 2005 soll ein neuer Unternehmensstandort an der Peripherie Hamburgs in Barsbüttel eröffnet werden. Hierhin wird auch das neue Zentrallager verlegt. Unklar ist gegenwärtig die Perspektive im Hamburger Stadtteil Schnelsen - hier wehren sich unter anderem Mitbewerber und eine Bürgerinitiative gegen die Ansiedlung von Möbel Kraft.
aus Haustex 10/04 (Wirtschaft)