Ibena konnte sich gut behaupten
"Wir stehen zum Standort Deutschland"
FRANKFURT - Entgegen der schwierigen Lage des Jahres 2003 konnte sich Ibena in seinen Geschäftsbereichen Haus- und Heimtextilien sowie Technische Textilien gut behaupten. Wie anlässlich des traditionellen Pressegesprächs im Vorfeld der Heimtextil-Messe dargestellt wurde, stieg der Umsatz um 7 Prozent auf 90 Mill. Euro, der Ertrag des abgelaufenen Geschäftsjahres (30. Juni) blieb stabil. Die stärksten Wachstumsimpulse kamen entgegen der schwierigen Marktlage aus dem Inland. So konnte man bei den Haus- und Heimtextilien um zwölf Prozent zulegen und Exportumsätze (-5 Prozent), die infolge der Euro-Hausse wegbrachen, kompensieren. Weltweit werden 519 Mitarbeiter beschäftigt, 445 in Deutschland und je 37 in China und Tschechien.
Maßgeblichen Anteil an diesem Erfolg, so erläuterte Firmenchef Ralph Beckmann, habe die auf jedes Marktsegment und jede Vertriebsschiene individuell ausgerichtete Vertriebsstrategie mit Markenlizenz-Programmen wie Bugatti und s'Oliver sowie aus dem Ibena-Programm die bekannte Markendecke Solare, die im Fachhandel eine Marktführerschaft erreicht hat.
Wellness steht in diesem Jahr im Vordergrund, weshalb sich die Innovationen auf Wellnessbettwäsche aus den High-Tech Fasern Lyocell, Amicor und Seacell konzentrieren. Lyobell, Seabell und Sensibell lauten die Namen dieser neuen Bettwäschegeneration mit Komfort und Zusatznutzen.
Strategisch baut das Bocholter Unternehmen seine internationale Aufstellung mit Produktionsstandorten in der Tschechischen Republik und der VR China weiter aus, um den Anforderungen seiner Kunden nach globaler Begleitung und Wettbewerbsfähigkeit entsprechen zu können.
Wachstum im Inland
Realer Kaufkraftverlust, Verunsicherung, Kaufzurückhaltung sowie erhöhte Sparneigung kennzeichnen auch die Entwicklung des Marktes für Haus- und Heimtextilien. Auch Ibena ist davon nicht unberührt geblieben, konnte sich jedoch gut behaupten. Der Umsatz stieg um 7 Prozent auf über 90 Mill. Euro. Dabei stand einem Wachstum von elf Prozent im Inland ein Rückgang von fünf Prozent bei den Exporten gegenüber. "Dadurch", so Ralph Beckmann, "geriet der Ertrag unter Druck und konnte unsere Erwartungen, die sich aus den Zuwächsen nährten, nicht erfüllen. Auch für 2004 bleiben wir mit den Erwartungen zurückhaltend."
Vor diesem Hintergrund und im Hinblick auf die Chancen der zunehmenden Öffnung der Weltmärkte hat Ibena bereits vor zwei Jahren eine Globalisierungsstrategie eingeschlagen und Standorte in der Tschechischen Republik und der Volksrepublik China errichtet. So verfügt man heute über eine moderne Weberei in Litvinov, am Südrand des Erzgebirges. Diese wird nach Beitritt der Tschechischen Republik zur EU zum Produktionszentrum für Technische Textilien in Europa ausgebaut. Der Standort Deutschland behält seine strategische Funktion für Vertrieb und Logistik sowie insbesondere als Kompetenzzentrum für Design, Produktentwicklung, just-in-time- oder short-time-to-market-Produktion. Für den asiatischen Markt und die Märkte im US-Dollar-Raum, die bei den gegebenen Verschiebungen nicht mehr lohnend aus Europa bedient werden können, wurde mit der Ibena Shanghai Technical Textiles Co., Ltd ein Produktionsstandort in Shanghai errichtet. Um das Leistungsspektrum der chinesischen Tochter über die bisherigen Technischen Textilien hinaus auch auf Automobil- und Heimtextilien auszudehnen, wird derzeit eine zweite chinesische Firma, die Ibena Beckmann Automotive and Interior Textiles Co., Ltd. gegründet.
Haus- und Heimtextilien
Der Geschäftsbereich Haus- und Heirntextilien umfasst die Artikelgruppen Decken, Bettwäsche, Bettwaren und Frottier, die sich ergänzen und die Kompetenz unter dem Begriff "homewear zum Wohnen und Wohlfühlen" ausmachen. Das Angebot der aufeinander abgestimmten Sortimente ist abgestimmt auf die unterschiedlichen Anforderungen und Eigenheiten der verschiedenen Absatzkanäle vom klassischen Facheinzelhandel, über die Möbelhäuser und die Versender bis hin zu den Großformen des Handels. Dieses differenzierte individuelle Leistungsangebot für die verschiedenen Handelspartner hat sich bewährt. So konnte das Umsatzvolumen um gut zwölf Prozent auf über 52 Mill. Euro gesteigert werden, wobei der bereits angesprochene währungsbedingte Rückgang im Export (-7 Prozent) durch ein zweistelliges Wachstum von (+17 Prozent) im Inland mehr als kompensiert werden konnte.
Erfreulich ist dabei nicht nur die Tatsache, in einem schwierigen Markt Umsatzanteile gewinnen zu können, sondern insbesondere auch der Umstand, dass dies über die gesamte Breite des Vertriebsspektrums gelang. So konnten insbesondere im klassischen Facheinzelhandel, bei den Möbelhäusern und den Konzernen entgegen dem Markttrend Zuwachsraten von über zehn Prozent realisiert werden. Zurückzuführen ist dieser Erfolg auf einen hohen Spezialisierungs- und Differenzierungsgrad bezogen auf individuelle Marktsegmente im Vertrieb in Verbindung mit einer intensiven Innovationstätigkeit und Markenpflege.
Lizenz-Programme
Wie schon in den Vorjahren trugen die Markenlizenzprogramme mit einem Zuwachs von über 25 Prozent zum Markterfolg der Haus- und Heimtextlien bei. Unter dem Markennamen "bugatti homewear" in der Lizenz der Brinkmann Bekleidungswerke werden neben eleganter Mako-Satin-Bettwäsche und Deckenmode auch hochwertige Felldecken sowie Plaids aus Kamelhaar oder Schurwolle angeboten. Das Lizenzprogramm s'Oliver "homewear" trifft mit modischen Dessins für Bettwäsche, Decken, Bademäntel und Frottierwaren besonders den Geschmack jüngerer Kunden.
Wellness und Gesundheit
Der andere große Wachstumstrend ist Wellness und Gesundheit im weiteren Sinne. Diesem Thema hat Ibena schon im letzten Jahr Rechnung durch vier wesentliche Produkt-Innovationen getragen. Die Neuerungen "Wave Protect", "Lyocell", "Amicor" und "Oudast" wurden am Markt gut angenommen. In diesem Jahr werden die innovativen Decken aus neuen Fasern durch die korrespondierenden Wellness-Bettwäscheprodukte Sensibell, Lyobell und Seabell ergänzt.
Mit Sensibell bringt man Wellness-Bettwäsche auf Basis der Amicorfaser. Ein antibakterieller Wirkstoff dieser Faser sorgt bei über 90 Prozent aller Allergiker und Asthmatiker für eine Linderung ihrer Symptome. Der Wirkstoff kann nicht heraus gewaschen werden, nutzt sich nicht ab und bleibt so über die gesamte Lebensdauer der Bettwäsche erhalten.
Die Wellness-Bettwäsche Lyobell wird aus der Lyocell-Faser von Lenzing hergestellt und ermöglicht durch das enorme Aufnahmevermögen von Feuchtigkeit (45 Prozent) ein angenehmes Schlafklima auch in warmen Nächten.
Neue Technologien der Stoffherstellung machen es möglich, dass die Wellness-Bettwäsche Seabell mit natürlichen Wirkstoffen aus Seealgen veredelt wird, die im Kontakt mit der Haut die gleiche wohltuende Wirkung entfalten, wie man sie aus der Thalasso-Therapie kennt.
Bettwaren
Die Bettwaren unter dem Markennamen "Ibena Vita" umfassen Matratzenauflagen, Steppbetten und Kissen, die sich neben hoher Qualität durch die Attribute Allergieneutralität sowie Wasch- und Kochbarkeit auszeichnen. Für die Unterstützung dieses Programms, das mit seinen innovativen Produkten zu den leistungsfähigsten der Branche zählt, konnte die Sängerin Kristina Bach gewonnen werden. Als Schirmherrin des Deutschen Allergie- und Asthmabundes e.V. empfiehlt sie die "Ibena Vita"-Bettwaren wegen der besonderen hygienischen Eigenschaften: Kochwaschbar bei 95 Grad, allergieneutral, flusen- und staubfrei, hautsympathisch, pflegeleicht, luftig leicht und anschmiegsam. Das Füllgut ist thermobondiert, verklumpt nicht und ist wohlig warm ohne Hitzestau. Die anatomisch geformten Kissen sorgen für optimale Druckentlastung der Muskulatur. Zusätzlich ist die Bettware mit Hopfen ausgestattet. Diese Anwender getestete Neuheit gewährleistet gleichbleibend über viele Jahre die positive, beruhigende und Schlaf fördernde Wirkung des Hopfens.
Technische Textilien
Der Geschäftsbereich "Technische Textilien" ist das zweite Standbein von Ibena. Nach Vorjahren großer Marktdynamik war das Jahr 2003 jedoch insgesamt von einer Wachstumsflaute geprägt. Der Umsatz verharrte bei 37,5 Mill. Euro. Im Inland wie in Europa insgesamt wurden 1,5 Prozent Zuwachs erzielt. In den USA waren 18 Prozent Einbußen zu verkraften, während in Asien 24 Prozent Zuwachs zu verzeichnen waren. Auch im Geschäftsbereich Technische Textilien erweisen sich die Wechselkurse als ein wesentlicher Wachstumsfaktor bzw. -hemmer.
Hinzu kommt ein starker Preisdruck in all jenen Produkten, die nach Kundenspezifikationen gefertigt werden.
Als Produkte, die in der Regel noch weiterverarbeitet werden, unterliegen sie ferner derzeit noch den Regelungen über Zollpräferenz und Ursprung. Diese schützen die innereuropäische Fertigung vor Importen; mit dem Beitritt der neuen Mitgliederstaaten zur Europäischen Union wird sich jedoch das Warenangebot innerhalb der EU vergrößern und eine weitere Welle im Preiskampf wird wahrscheinlich.
Firmenchef Ralph Beckmann zusammenfassend: "Wir haben einen Weg eingeschlagen, sich auf diese strategischen Herausforderungen durch eine internationale Aufstellung positiv vorzubereiten. So blicken wir mit vorsichtiger Zuversicht nach vorne, auch wenn die Anstrengungen in Richtung einer Globalisierung in 2004 noch mit entsprechenden Aufwendungen verbunden sein werden und die positiven Effekte erst in den Folgejahren in vollem Umfange zum Tragen kommen. Auf alle Fälle stehen wir zum Standort Deutschland."
aus
Haustex 02/04
(Wirtschaft)