Klaus D. Kremers, Vorsitzender des Verbandes der Deutschen Heimtextilien-Industrie
Die Konsumenten brauchen Planungssicherheit
Das Jahr 2003 war für die Menschen in Deutschland allgemein geprägt von stets neuen Hiobsbotschaften: Steigende Staatsverschuldung, andauernde Diskussionen über unsichere Renten und steigende Sozialbeiträge usw.. Jedem im Land dürfte inzwischen klar sein, dass die Politik dringend Reformen verabschieden muss, damit der Sozialstaat in Teilen bezahlbar bleibt. Bei den undurchsichtigen und widersprüchlichen Signalen der politischen Entscheidungsträger wundert es nicht, dass der Verbraucher verunsichert ist und damit ein Konsumverzicht einhergeht.
Von dieser Konsumverweigerung war in besonderem Maße auch unsere Branche betroffen. Gerade die Neuanschaffung von Produkten im häuslichen Bereich, zu denen auch Heim- und Haustextilien zählen, kann leicht aufgeschoben werden. Der Nachbar sieht sie oftmals nicht, zudem stehen Heimtextilien nicht im öffentlichen Fokus. Hinzu kommt, dass unsere Produkte nicht von heute auf morgen plötzlich ihre Leistungsfähigkeit verlieren - wie eine defekte Waschmaschine -, sondern es sich hier um einen eher schleichenden, fast unmerklichen Prozess handelt. Aber irgendwann bieten die überalterten Heimtextilien nicht mehr den gewünschten Komfort, und das persönliche Wohlgefühl leidet zwangsläufig. Dieses wird über kurz oder lang gerade in Zeiten wie diesen, in denen Themen wie Wellness und Cocooning als so genannte Megatrends die Medien beherrschen, zu verstärkten Neuanschaffungen in unseren Warenbereichen führen müssen.
Hier liegen die künftigen Chancen für Industrie und Handel, die Wünsche der Endverbraucher müssen erkannt und für diese nachvollziehbar in qualitativ hochwertige Produkte umgesetzt werden, die tatsächlich auch halten, was sie versprechen. Der Ideenreichtum und die Innovationskraft der deutschen Heimtextilienindustrie wird dazu führen, dem Endverbraucher durch den Handel Produkte zu bieten, die sich über Qualität und Leistung klar von billiger Importware absetzen und dabei im positiven Sinne des Wortes ihren Preis wert sind.
So finden wir zurück zur traditionellen Wurzel und Kraft eines "Made in Germany", das uns schon in früheren Zeiten stark gemacht hat und nach wie vor auf viele Exportmärkte positiv abstrahlt. Unerlässlich für den angestrebten Erfolg in Deutschland ist aber auch eine von beiden Seiten fair praktizierte Partnerschaft zwischen Industrie und Handel. Auf europäischer Ebene wird das vor uns liegende Jahr geprägt sein von großen Entscheidungen durch die Erweiterung der Europäischen Union um zehn Mitgliedsstaaten - mit allen Chancen und Herausforderungen, die damit verbunden sein werden.
Entscheidend für 2004 sind deutliche Signale aus der Politik. Bürgerinnen, Bürger und Unternehmen brauchen endlich Planungssicherheit für anstehende Investitionen und gewünschten Konsum. Viele Menschen sind bereit, Wahrheiten anzunehmen und ehrliche Antworten zu akzeptieren. Damit verbunden sein müssen aber auch klare Zielvorgaben und Zuversicht.
Als erstes Signal sind alle Konzepte zu begrüßen, die zu einer realen Steuerentlastung und somit zu einer Kaufkraftsteigerung des Einzelnen in 2004 führen. Der Verbraucher hätte somit mehr Geld zur Verfügung, das er für den privaten Konsum nutzen kann - auch Geld, um das eigene Wohlgefühl zu steigern und die eigenen vier Wände gemütlicher zu gestalten, z.B. mit Heim- und Haustextilien aus Deutschland. Dann ist endlich der Geiz nicht mehr das geflügelte Wort in Deutschland und Wohlfühlen in wahrer Qualität, die keineswegs unbezahlbarer Luxus ist, ist wieder eine angenehme Selbstverständlichkeit.
aus
Haustex 01/04
(Wirtschaft)