Mattes & Ammann etabliert unternehmenseigenes Gesundheitsmanagement
Wie ein Fels in stürmischer Brandung
TIERINGEN - Wer heutzutage eine verantwortliche Position in der bundesdeutschen Wirtschaft bekleidet, wird wahrscheinlich ohne Zögern bestätigen, dass mit Blick auf die globalen Märkte der rasante Veränderungsdruck so ziemlich die einzige allgegenwärtige Konstante ist. Angesichts der dominanten Variablen Größe, Geschwindigkeit, Flexibilität und Preis bleibt das kleine Einmaleins der Unternehmenskultur im Sinne von Kultur dagegen häufig auf der Strecke.
Die Aussage "Man ist nie ganz am Ziel!" zeugt von einer Unternehmensphilosophie, die unter der Maxime einer ständigen Erneuerung auf Kontinuität und Konsequenz setzt. Der Mann, der diese Aussage gegenüber der HAUSTEX-Redaktion gemacht hat, heißt Christoph Larsen-Mattes und ist Geschäftsführer von Mattes & Ammann, dem renommierten Hersteller feiner Maschenstoffe. Der mittelständische Unternehmer von der Schwäbischen Alb sucht geschäftlichen Erfolg und solides Wachstum nicht über das kurzfristige Invest, sondern über Nachhaltigkeit in sämtlichen Bereichen seines hochmodernen Betriebes am traditionellen Standort Tieringen.
Diesem (Stand-)Ort und seinen Menschen fühlt sich Larsen-Mattes in Zeiten des allgemeinen Produktions-Tourismus dermaßen verpflichtet, dass er ihn nach eigenem Bekunden nicht einmal ins nahe Balingen verlegen würde. Andererseits besitzen die geschäftlichen Aktivitäten des bodenständigen Fabrikanten globalen Charakter. Denn nicht nur die Qualitätsprodukte der unternehmenseigenen, von Prokurist Werner Moser verantworteten Heimtextiliensparte finden sich auf zahlreichen internationalen Märkten vor allem in Europa, aber auch in (Süd-)Amerika und Asien. Die relativ frischen interkontinentalen Geschäftsbeziehungen bezeichnet Christoph Larsen-Mattes als "ausbaufähig", wobei er bewusst einschränkt, "dass wir als deutscher Mittelständler diese Märkte kaum gestalten und damit in keinster Weise entscheidend beeinflussen können". Bei den europäischen Kunden, von denen die meisten aus west- und eine allmählich steigende Zahl aus osteuropäischen Ländern kommt, sind die Stärken von Mattes & Ammann dagegen bekannt; und entsprechend gut ist der Hersteller hochwertiger Maschenstoffe auf dem alten Kontinent eingeführt.
Investitionen als ein Garant der Unternehmenssicherung
Was die Zertifizierung nach (inter) nationalen Qualitäts-, Umwelt- oder Arbeitssicherheitsstandards betrifft, gehört Mattes & Ammann bundesweit zu den absoluten Vorreitern. "Es gibt Stimmen, die unsere immensen Anstrengungen auf diesem Gebiet für völlig überzogen halten", sagt Christoph Larsen-Mattes mit einem Lächeln, "wer sich jedoch langfristig auf den globalen Märkten behaupten möchte, sollte sich tunlichst derjenigen Standards bedienen, die weltweit be- und anerkannt sind und nach denen künftig auf internationaler Ebene gearbeitet wird." Außerdem tragen die Zertifizierungen nach insgesamt acht Regelwerken zur Optimierung sämtlicher Abläufe und daher zur Kostenminimierung in allen Unternehmensbereichen bei, so dass sie unter dem Blickwinkel der Nachhaltigkeit zu einem Eckpfeiler der Unternehmenssicherung avancieren. Mit der Prozess orientierten, Mitte Februar 2003 erfüllten ISO TS 16949, Stand 2002, hat Mattes & Ammann beispielsweise den höchsten Zertifizierungsgrad erreicht, den die Automobilindustrie derzeit zu vergeben hat. Dazu kommt als weiteres aktuelles Beispiel die OH SAS 18001 für Arbeitssicherheit, die als Vorläufer der in zwei bis drei Jahren zu erwartenden internationalen Norm für Arbeitssicherheit gilt.
Selbstverständlich sind für dieses Jahr auch umfangreiche Maschinen-Investitionen geplant bzw. in Teilen bereits realisiert; und darüber hinaus steht kurzfristig der Bau eines neuen Verwaltungsgebäudes an. Wer das gesunde Kunden- und Kostenbewusstsein des schwäbischen Produzenten kennt, weiß, dass dieser Neubau eine zusätzliche Effektivitätssteigerung der firmeneigenen Serviceleistungen nach sich ziehen wird. Zu denen zählt unter anderem die Bevorratung von rund 5 Mill. qm Stoff, wodurch Mattes & Ammann schnell und flexibel auf Kundenwünsche reagieren kann. "Unsere Kunden werden heute ebenfalls in die Geschwindigkeit getrieben", betont Werner Moser, "weshalb eine funktionierende Lieferkette für sie unverzichtbar ist."
Produktinnovation bee soft
Analog zu Aloe Vera und Feng Shui setzt Mattes & Ammann mit bee soft seine marktgerechten Produktentwicklungen im Bereich der so genannten Wohlfühltextilien fort. Bee soft, werbewirksam in Szene gesetzt mittels einer niedlichen Biene über dem Schriftzug, fällt besonders weich aus und wird auf natürlicher Basis hergestellt. Die Rede ist von einem völlig neu konzipierten Matratzenbezugsstoff, der sich durch seine besonders behandelte Baumwolle auszeichnet. Die wird in Spinnerei und Veredelung gemeinsam mit eigens entwickelten Vorprodukten verarbeitet, die ihrerseits auf der Grundlage von Bienenwachs hergestellt werden. Dabei handelt es sich im ersten Fall um ein Paraffin und im zweiten um spezielle weich machende Komponenten. Die fertige Ware ist humanökologisch unbedenklich, entspricht dem Öko-Tex Standard 100 und erfüllt die strengen Vorgaben der Fördergemeinschaft Körperverträgliche Textilien e.V. . Die ebenso einfache wie klare Produktaussage "Supersoft auf Basis natürlicher Materialien" verdeutlicht dem Verbraucher die echten Nutzenvorteile von bee soft, das die Industriekunden von Mattes & Ammann ohne gravierende Kostenaufschläge erwerben können.
"Selbst in diesen konjunkturell schwierigen Zeiten nehmen wir bei der Produktentwicklung echtes Geld in die Hand, um dem Markt wirklich innovative Dinge bieten zu können", stellt Werner Moser in diesem Zusammenhang klar. Diese Äußerung findet nicht zuletzt durch den abgeschlossenen Aufbau einer eigenen Design- und Entwicklungsabteilung ihre Bestätigung. Zudem arbeitet Mattes & Ammann als einer von mehreren namhaften Projektpartnern an einem interdisziplinären Forschungsvorhaben des Instituts für Textiltechnik der RWTH Aachen (ITA) mit, bei dem es um die Entwicklung von so genannten Smart Textiles geht. Im Rahmen dieses Projekts soll eine textile Tastatur zur Serienreife geführt werden, von der bereits ein Prototyp existiert. Integriert in ein Oberhemd ersetzen die Tasten dieser Tastatur die Klickfunktionen einer herkömmlichen Funk-Mouse, so dass beispielsweise eine Powerpoint-Präsentation fern bedient werden kann. Für diese Idee erhielt das ITA neben anderen den Innovationspreis der Avantex 2002 in der Kategorie Forschung & Entwicklung. "Unsere Mitarbeiter benötigen ein solides soziales und finanzielles Fundament, um an ihrem jeweiligen Arbeitsplatz überdurchschnittliche Leistungen für unser Unternehmen erbringen zu können", vertritt Christoph Larsen-Mattes eine eigentlich logische These, die derzeit aber - angesichts des allerorten herrschenden Kostendrucks - kaum einem Arbeitgeber über die Lippen kommt. Und über den allgemeinen Gesundheitszustand der Belegschaft gerät so mancher Personalchef erst dann ins Grübeln, wenn der Krankenstand extrem aus dem Ruder läuft.
Ein Blick nach Tieringen könnte hier weiterhelfen, denn mit der Einführung eines firmeneigenen Kultur- und Gesundheitsmanagements setzt Mattes & Ammann auch auf ungewöhnlichem Terrain Maßstäbe. Dabei steht nicht überzogenes Samaritertum im Vordergrund, sondern die vergleichsweise nüchterne Erkenntnis, dass nur gesunde und leistungsfähige Mitarbeiter dauerhaften Unternehmenserfolg gewährleisten. Folgerichtig erklärte die Geschäftsleitung von Mattes & Ammann das Jahr 2003 zum Gesundheitsjahr, in dem an zwei in Kooperation mit der AOK veranstalteten Gesundheitstagen die Cholesterin-, Blutzucker- und Blutdruckwerte bzw. Größe und Gewicht der Mitarbeiter festgestellt und in einen bereits ausgegebenen Gesundheitspass eingetragen werden. Alternativ kann der Haus- oder Betriebsarzt die beiden Untersuchungen pro Jahr durchführen, die im Gesundheitspass zu dokumentieren sind. Begleitet von thematisch passenden Vorträgen läuft das Projekt bis 2007. Wer diese sinnvolle Vorsorge annimmt und seine Teilnahme durch die entsprechenden Eintragungen im Pass nachweist, erhält von der Firma Mattes & Ammann eine noch nicht näher definierte Belohnung.
"Menschlichkeit sollte immer eine tragende Säule mittelständischer Unternehmenskultur sein", sagt Christoph Larsen-Mattes, der diese Unternehmenskultur nachweislich lebt.Peter Schläger
aus
Haustex 04/03
(Wirtschaft)