Gollner Frottier

Neues Geld, neue Ideen


Helfenberg/A - Im Juli dieses Jahres musste die Helfenberger Frottier- und Küchenwäsche GmbH Konkurs anmelden. Nun wurde ein neuer Eigentümer gefunden. Auf der Agenda stehen jetzt Investition, Innovation und Kooperation.

Dem Mühlviertler Frottee- und Küchenwäsche-Spezialisten war im letzten Jahrzehnt nicht viel Glück beschieden gewesen: Zum ersten Mal schlitterte die M. Gollner GmbH 1998 in die Insolvenz. Per Management-Buy-Out übernahmen ehemalige Mitarbeiter die Firma und benannten sie in "Helfenberger Frottier- & Küchenwäsche GmbH" um. Doch auch dieses Unternehmen war nicht gerade von Glück verfolgt: Von Anfang an mussten sich die neuen Inhaber mit Finanzierungsproblemen herumschlagen, anstatt sich mit voller Kraft dem Verkauf widmen zu können. Verstärkte Billigangebote von Textildiscountern führten zum Wegbrechen des Fachhandelsumsatzes, der Umsatz verlagerte sich mehr und mehr zu Großanbietern, die dem schwachen Unternehmen die Preise diktieren konnten. Die Folge: Im Juli musste der Heimtextilien-Hersteller aus dem oberösterreichischen Helfenberg abermals Insolvenz beantragen.

Doch nun konnte Entwarnung gegeben werden: Mit Mag. Hannes Böck wurde ein neuer Investor gewonnen, dank dem das Unternehmen - das nunmehr als Helfenberger Trading Ltd. firmiert - nun auf gesunden Beinen steht. "Abgesehen von meiner persönlichen Affinität zu Helfenberg glaube ich, dass das Textilgeschäft jetzt schon so schlecht geredet wird, dass es nicht mehr stimmt", nennt Böck die Gründe für sein Engagement in der Branche.

Böck ist in Helfenberg kein Unbekannter: Schon 2002 hat der damals 35-Jährige das weitläufige Areal der ehemaligen Gollner-Weberei gekauft - die Fabrik war einst mit 2.000 Beschäftigten der größte Arbeitgeber Oberösterreichs. Die Verwertung gestaltete sich jedoch als schwierig: Bisher konnte lediglich ein Biomasse-Heizwerk eröffnet werden. Die Bauverhandlungen für den Umbau einer Halle zu einem Nahversorgungszentrum samt Spar-Markt sind noch im Laufen, weiters ist ein Kulturzentrum geplant. Ein Teil des 40.000 qm großen Areals soll schließlich weiterhin von der Textilindustrie genutzt werden - von Böcks neuer Firma und Kooperationspartnern. Denn Kooperation liegt dem Neo-Eigentümer und -Geschäftsführer sehr am Herzen: "Wir wollen und können nicht alles selber machen. Stattdessen wollen wir versuchen, es gemeinsam mit anderen Mühlviertler Textilunternehmen besser zu machen. In der derzeitigen wirtschaftlich schwierigen Lage hilft es nicht, wenn jeder sein eigenes Ding betreibt und nicht mit den anderen redet. Auf diesem Weg bekommt jeder Betrieb Probleme."

Die Wurzeln von Böcks Familie liegen in Helfenberg, er selbst kann bereits auf eine erstaunliche Karriere zurückblicken: Nach Jahren als Anwalt und Steuerberater u. a. in New York und Frankfurt leitete Böck zuletzt als Managing Director der Credit Suisse in London ein Heer von 1.000 Investmentbankern. Dem gemäß kümmert er sich vor allem um die finanzielle Seite der Helfenberger Trading Ltd. Dennoch hat er sehr konkrete Vorstellungen von der Zukunft des Unternehmens: "Wir sind dabei zu investieren, neue Felder zu erschließen und auf der Kollektionsseite neue Ansätze zu suchen." Im Produktbereich werde einiges passieren, Details könne man aber noch nicht verraten. Das Hauptaugenmerk bleibe jedoch klar die beste Qualität. Dank der geklärten Finanzlage bekäme man nun auch bessere Lieferantenkonditionen. Die Webereiarbeiten würden von anderen Mühlviertler Unternehmen oder auch "im europäischen Umland" durchgeführt, Näherei, Stickerei und Veredelung weiterhin im eigenen Betrieb.

"Für qualitativ hochwertige Ware gibt es immer genug Kunden", macht sich Böck nur wenig Sorgen um den Vertrieb. Positiv erwähnt er auch die Treue der Gollner-Kunden trotz der Turbulenzen. "Unser Hauptaugenmerk wird weiterhin sein, unsere bestehenden Kunden zufrieden zu stellen. Zwar entwickelt sich unser Osteuropa-Geschäft sehr positiv, aber darüber dürfen wir nicht unsere Stammkunden vernachlässigen", will sich Böck derzeit lieber nicht der Erschließung neuer Märkte widmen.

Doch das Hauptanliegen Böcks ist seine Vision eines Forschungs- und Innovationszentrums am Gollner-Areal: "Da geht es um viele Fragen: Was kann man Neues im Faserbereich machen? Was im Stoffbereich? Wie kann man alte Traditionen und alte Muster nutzen? Was kann man auf der Vermarktungsseite machen?" Bei all diesen Fragen sei die Kooperation mit anderen Mühlviertler Textilbetrieben unerlässlich. "Man muss Erfahrungen austauschen und die Konkurrenz nicht im Inland sehen, sondern im Ausland." So könne man auch das Mühlviertel als Textilregion bekannter machen. Seine neue Tätigkeit, so Böck, habe er jedenfalls mit großer Freude begonnen: "Es ist sicher ein Risiko dabei, aber das gibt es bei jeder Anlage. Hier habe ich wenigstens Leute, die mit Herz dabei sind und denen das wirklich Freude macht."
aus Haustex 12/05 (Wirtschaft)