Dr. Ulrich Leifeld, Geschäftsführer des Fachverbandes der Matratzen-Industrie
"Nur gemeinsam sind wir stark"
Essen - Im Bereich der Matratzenindustrie war das Jahr 2005 wieder einmal ein hartes und schwieriges Jahr. Es gibt etliche Gründe, die es unserer Branche nicht gerade leicht machen, Wachstumsraten zu erzielen und den Absatz anzukurbeln. Die Internationale Möbelmesse in Köln (imm cologne) vom 16. bis 22. Januar bietet unseren dort ausstellenden Mitgliedsfirmen eine ideale Plattform, das geballte Know-how für gesunden und erholsamen Schlaf verführerisch zu inszenieren und zu emotionalisieren.
Das Gefühl, eine neue Matratze zu brauchen, tritt oftmals erst dann auf, wenn Liegekuhlen entstehen oder Rückenleiden das Leben erschweren. Die "Geiz-ist-geil"-Mentalität ist glücklicherweise allmählich im Abschwung, aber dennoch spürbar. Produkte werden mit Dumping-Preisen in den Markt gepresst, um Kunden zum Kauf anzuregen - weil sie das Gefühl vermittelt bekommen sollen, ein Schnäppchen zu machen und diese einmalige Gelegenheit zu verpassen, wenn sie nicht sofort zugreifen. Die Margen für Hersteller und auch Handel werden dabei immer geringer, die Qualität der Produkte lässt langfristig nach und Billigimporte aus Fernost, die andere Produktionskosten haben, strömen in den deutschen Markt. Bei deutlich steigenden Rohstoffpreisen und enormem Kostendruck des Handels und seiner konzentrierten Verbände wird der Spielraum für die Matratzenhersteller immer enger.
Ein Ausweg kann nur sein, gemeinsam Halt zu machen, umzudenken und für Qualität und Innovation einzutreten. Wir wissen, dass wir in Deutschland über qualitativ hochwertige Produkte verfügen und auch das "Know-how" haben, innovative Schlafsysteme immer weiter zu entwickeln. Wir kaufen bei Zulieferern ein, deren Materialien zur Qualität unserer Produkte beitragen.
Leider wird es nicht möglich sein, die Qualität zu steigern und gleichzeitig dem Markt Dumping-Preise zu bieten. Langsam dringt in das Bewusstsein qualitätsorientierter Kunden auch vor, dass man für besondere Produkte und Leistungen etwas zahlen muss, aber eben auch eine entsprechende Gegenleistung bekommt. Eine gute Matratze trägt zu gutem und gesundem Schlaf bei, zu Wohlbefinden und letzten Endes auch zur Leistungsfähigkeit während des Tages. Darum haben wir im vergangenen Jahr im Verband eine Initiative gegründet, die zu einer faireren Kommunikation im Markt beiträgt.
Würden Autohersteller auf ein Auto 25 Jahre Garantie geben? Sicherlich nicht, weil sie wissen, dass es eben nicht so lange hält. In unserer Branche werden aber Kunden immer noch damit gelockt, dass Matratzen Garantiezeiten von zehn, 15 oder gar 25 Jahren haben. Das halten wir für unseriös, denn Gewährleistung sollte kein Marketinginstrument sein. Die Hersteller unseres Verbandes haben sich darum dazu entschieden, nur noch eine Gewährleistung von fünf Jahren - unter Kundenbeteiligung nach zwei Jahren - zu bieten. Bei einer Matratze sollte man nach sieben bis acht Jahren prüfen, ob sie noch ihre Eigenschaften behalten hat oder ersetzt werden muss. Hier ist auch der Handel im eigenen Interesse gefragt, mit uns Herstellern an einem Strang zu ziehen und langfristig zu denken.
Die Erhöhung der Umsatzsteuer durch die große Koalition wird die Preise erneut verteuern. Aus diesem Grund werden sich manche Kunden überlegen, den Matratzenkauf noch hinauszuzögern. Hier setzen wir auf kompetente und fachkundige Beratung vor Ort. Überzeugend geführte Verkaufsgespräche, die sich individuell am Kunden orientieren, eine gute Produktkenntnis des Verkäufers und Hilfe bei dem Finden der "richtigen Matratze" für den jeweiligen Kunden sind der beste Weg, Qualität spürbar zu zeigen.
In dieser Hinsicht ist die Internationale Möbelmesse in Köln (imm cologne) für den Fachverband Matratzen-Industrie ein großer Erfolg. Wir setzen auf Qualität und Innovationskraft aus Deutschland und Europa, zeigen in der neuen Halle 9 stolz unsere Produktpalette und Neuigkeiten und zählen darauf, dass der Handel unsere Anstrengungen spürt. Es kann nicht nur darum gehen, um Preisnachlässe zu kämpfen, denn wir sind keine Gegner, sondern starke Partner, die mit Kompetenz und persönlichem Engagement dem Endkunden die Produkte herstellen und verkaufen, die er braucht.
In einem wirtschaftlichen Umfeld, das aufgrund ökonomischer und politischer Rahmenbedingungen nicht die besten Voraussetzungen bietet, schaffen wir es nur durch gemeinsame Anstrengungen aller Beteiligten, Akzente zu setzen. In dieser Hinsicht ist mein Ausblick für 2006 hoffnungsvoll. Im Verband hat sich gezeigt, dass eine enge Kooperation der Hersteller und ein gutes Verhältnis zu unseren Herstellern Früchte tragen. Anstatt einer Preisoffensive möchten wir eine Qualitätsoffensive bieten. Wir leisten so einen Beitrag dazu, dass der Handel überzeugend, mit gutem Gewissen, mit kräftigen Argumenten und für den Endkunden im Liege- und Gebrauchstest spürbar unsere Produkte verkaufen kann. In diesem Jahr werden wir uns für die Herstellung umweltfreundlicher Matratzen mit dem Gütesiegel "blauer Engel" engagieren und den neuen Wind, der durch den Verband zieht, auch in einem neuen Internetauftritt sichtbar machen. Auch eine engere Zusammenarbeit mit anderen Verbänden wünsche ich mir: nur gemeinsam sind wir stark!
aus
Haustex 01/06
(Wirtschaft)