Verband der Deutschen Daunen und Federnindustrie
Den Verbraucher stärker im Visier
Mainz - Der Verband der Deutschen Bettfedern- und Daunenindustrie (VDFI) konnte im vergangenen Jahr ein dreifaches Jubiläum begehen. Er selbst besteht seit 90 Jahren, die Kontrollgemeinschaft Federnsiegel kann auf ihr 30-jähriges Bestehen zurückblicken und die European Down and Feather Association (EDFA) gibt es seit 25 Jahren (Haustex berichtete). Sowohl die Kontrollgemeinschaft als auch die EDFA wären ohne den VDFI nicht denkbar, beide sind praktisch aus dem Mainzer Verband hervorgegangen und werden auch von ihm betreut.
Drei Organisationen unter einem Dach: Wer als Besucher denkt, einen prachtvollen Verwaltungsbau vorzufinden, der irrt gewaltig. Unauffällig und bescheiden liegt das Gebäude mit der Hausnummer 9a, ein ehemaliges Einfamilienhaus, etwas zurückgezogen in der Mainzer Thomas-Mann-Straße. "Wir sind nur ein kleiner, exotischer Verband", erklärt Juliane Hedderich. Sie ist in Personalunion Geschäftsführerin aller drei Organisationen und regelt mit ihrem Team von vier weiteren kompetenten Frauen deren Belange. Von Verwaltungs-Wasserkopf keine Spur. "Für einen repräsentativen Bau haben wir als Verband zuwenig Mittel. So etwas wollen wir auch gar nicht. Dafür haben die Mitgliedsfirmen uns technisch bestens ausgerüstet." So verfügt der Verband zum Beispiel über eine Standleitung, über die die Mitgliedsunternehmen rund um die Uhr archivierte Informationen aus dem Verbandsserver abrufen können. Der VDFI besteht heute aus 25 Mitgliedsunternehmen, die etwa 95 Prozent der Inlandsproduktion von Bettwaren mit Bettfedern darstellen.
Frau Hedderich ist seit 1983 Mitarbeiterin des VDFI, sie kam als diplomierte Volkswirtin direkt nach ihrem Studium als Assistentin der Geschäftsführung zu dem Verband. Nach nur zweieinhalb Jahren wurde sie zur Geschäftsführerin berufen. Heute kann man sie fraglos als die europäische Expertin ansehen, was Klassifizierungen, Normen und Qualitätskriterien bei Bettfedern und ihren Produkten angeht. "Ich habe mich regelrecht festgefressen an diesem Thema", räumt die charmante Geschäftsführerin ein. In den letzten Jahren ist sie zu zahlreichen Schulungen, Vorträgen und Arbeitssitzungen gereist, um dort ihr Wissen weiter zu geben.
Einen deutlichen Schub erhielt der Verband in den letzten Jahren durch die neuen Richtlinien der EU, die eine Vereinheitlichung der früher in Europa geltenden, höchst unterschiedlichen Normen und Definitionen forderten. Inzwischen, nach 15 Jahren harter Arbeit, ist auch Dank des VDFI und seiner Geschäftsführerin dieser Anspruch erfüllt. Wenn Unternehmen verschiedener Nationalität sich jetzt über Bettfedern-Produkte unterhalten, wissen beide Seiten ganz genau, wovon die Rede ist. Dazu dienen 32 neue Einzelnormen: Terminologie-, Anforderungs- und Prüfungsnormen. Es mag gerne über die vermeintliche "Vereinheitlichungswut" der EU-Kommission geschimpft werden, aber in diesem Fall, so Hedderich, war die EU-Initiative ein Segen.
Eine Art Vorläufer der europäischen Qualitätsnormen ist in Deutschland der heutige Traumpass. Dieses Gütesiegel, auf das sich die Bettfedernindustrie einigte, ging vor 30 Jahren in den Markt als Signal für die Verbraucher, dass die mit dem Siegel versehenen Artikel höchster Qualität entsprechen. Dahinter steht ein ausgeklügeltes System der Qualitätskontrolle mit Testkäufen und einer Qualitätskontrolle im unabhängigen Textilforschungsinstitut Hohenstein. Zwischen 50 und 60 Prozent der in Deutschland angebotenen Produkte sind mit diesem Siegel versehen. "Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass Produkte ohne das Siegel minderwertiger wären. Aber bei Traumpass-Artikeln hat der Verbraucher eben die Sicherheit, dass er Ware mit Federn und Daunen der Klasse 1 erworben hat", betont Hedderich.
Nach ihren Angaben ist Deutschland nach wie vor der größte europäische Markt für Federn-Bettwaren. Allerdings sind heute nach Hedderichs Schätzung nur noch 60 Prozent aller neu gekauften Bettwaren mit Federn und Daunen gefüllt. Früher lag dieser Anteil schon mal bei etwa 90 Prozent.
Im Laufe der Zeit wurde auch das Ausland aufmerksam auf die geleistete Arbeit des deutschen VDFI und einige europäischen Firmen interessierten sich dafür. Die Gründung der EDFA war dessen Folge. Von Anfang an betreut das Mainzer Team die Verbandsmitglieder, die heute auf 71 Unternehmen angewachsen sind. Hedderich: "Das macht mich stolz, denn es unterstreicht unsere Kompetenz und das Vertrauen in unsere Arbeit." Selbst außereuropäische Unternehmen sind heute dem Verband angeschlossen. So ist zum Beispiel jüngst Südafrika auf die Mainzer zugegangen, um sich über die Arbeit der EDFA zu informieren. So weit hat sich der Ruf des Verbandes inzwischen herumgesprochen. Ein echtes "Erfolgsprodukt" ist "Nomite". Dieses Label an der Bettwäsche signalisiert den Käufern, dass sie für Hausstauballergiker geeignet ist. Akribisch wacht der europäische Verband darüber, dass mit diesem Gütesiegel kein Schindluder getrieben wird. Fälschungen wird unnachsichtig nachgegangen.
Inzwischen ist die Arbeit zur europäischen Vereinheitlichung der Normen weitgehend abgeschlossen. Für die Zukunft sieht Verbandschefin Hedderich daher vermehrt Marketing- und Verbraucherschutzaufgaben auf sich und die beiden Verbände zukommen: "Wir müssen weg kommen von der Überbetonung der technischen Aspekte und mehr auf die Bedürfnisse der Einzelhandelskunden eingehen." Für Millionen schwere Werbekampagnen fehlen zwar die Mittel, aber mit dem Traumpass und Nomite verfügen VDFI und EDFA über hervorragende Verkaufsargumente. "Wir arbeiten daran", erklärt Hedderich vielsagend.
Eine weitere Maßnahme wird die Zusammenarbeit mit dem Fachverband der Matratzenindustrie sein. Juliane Hedderich hat sich mit dem Geschäftsführer des Fachverbandes der Matratzenindustrie darauf geeinigt, in diesem Jahr Näheres dazu zu sagen. "Es gibt so viele Berührungspunkte zwischen den Verbänden. Wenn beide Seiten etwas vorzuweisen haben, werden wir Konkreteres sagen können." Eines steht für Hedderich außerhalb jeder Diskussion: "Eine Fusion beider Verbände ist nicht geplant."
VDFI Verbandstelegramm
Verband der deutschen Bettfedern- und Daunenindustrie
Thomas-Mann-Straße 9a
55122 Mainz
Geschäftsführerin: Juliane Hedderich
Mitarbeiter: Julia Daus, Corinna Grieser, Wiebke Hamann (Übersetzungen), Gudrun Karl (Buchhaltung)
Mitgliedsunternehmen:
- Aro Artländer GmbH, Kettenkamp
- Richard Behr & Co. GmbH,Kaltenkirchen
- Bettfedernfabrik Kauffmann GmbH & Co., Ravensburg
- Bettfedernfabrik Otto Keller GmbH & Co. KG, Altenberge
- Bettfedernfabrik Künsemüller GmbH, Bramsche;
- Bettfedernfabrik Süd GmbH, Maulburg;
- Bielefelder Bettfedernfabrik Verse GmbH, Bielefeld
- Böhmerwald GmbH vereinigte Bettfedern- und Bettwarenfabriken und Handelsgesellschaft, Cham
- H, Brinkhaus GmbH & Co. KG, Warendorf
- Fourment Christian & Fils S.A., Castelsarrasin/Frankreich
- Global Bedding GmbH, Hamburg;
- Heinrich Häussling GmbH & Co. Bettfedernfabrik Reformetta, Neustadt/Weinstr.
- Jansen Handels GmbH, Kalkar;
- Josef Hochleitner KG Bettfedern-, Daunen- und Bettwarenfabrik, Wallersdorf/Bayern
- Hollander GmbH, Limburg;
- Kamyk Daunen s.r.o., Kamyk nad Vltavou/Tschechien
- Peter Kohl Nachfolger Franz Kohl KG, Flörsheim
- C. Leinhas GmbH & Co. KG, Neustadt/Weinstr.
- Mannheimer Bettfedernfabrik Nord Feder GmbH & Co. KG, Stuttgart
- OBB Oberbadische Bettfedernfabrik GmbH, Lörrach
- Rohdex Bettfedern Handelsges. mbH & Co. KG, Unterschleißheim
- Sächsische Bettfedernfabrik Brüder Sluka GmbH & Co. KG, Coswig
- Spessarttraum A. Pflugbeil,Inh. M. Pflugbeil, Fellen
- Rob. Artur Stoll GmbH Bettfedern- u. Daunenfabrik, Aschaffenburg
- Treude & Metz GmbH & Co. KG Bettfedern- und Daunenfabrik, Bad Laasphe.
aus
Haustex 01/06
(Wirtschaft)