Teppiche auf der Heimtextil 2005, Frankfurt
Hohe Frequenz, wenig Verkäufe
Floor & More nennt die Messe Frankfurt den Produktbereich rund um den abgepassten Teppich. Zum zweiten Mal in Folge präsentieren sich 35 Anbieter, vor allem moderner Ware, versammelt in Halle 3.1. Die Akzeptanz bei den Besuchern war verhalten. Nur wenige Interessierte kamen auf Grund der Teppiche nach Frankfurt, und das klassische Heimtextilpublikum zeigte sich zwar neugierig, aber wenig kaufwillig. Die Aussteller zeigten sich zufrieden mit der Besucherzahl aber nicht mit den Verkäufen. Trotz guter Präsentation hat es die Heimtextil schwer, sich neben der Domotex in diesem Bereich zu behaupten.
Auch 2005 gab die Messe Frankfurt den Anbietern von abgepassten Teppichen die Möglichkeit, sich geballt auf der Heimtextil zu präsentieren. 35 Anbieter folgten dem Ruf und platzierten sich rund um eine großzügig angelegte Teppichsondershow in Halle 3.1. Der größte Teil der Halle wurde von kreativen Dekostoffanbietern gefüllt. So ist auch zu erklären, warum die Frequenz, vor allem in den ersten Messetagen, bei den meisten Teppichanbietern erfreulich hoch war.
Vor allem kreative Raumausstatter bevölkerten die Gänge, wirkliche Einkäufer waren nur sehr vereinzelt in Frankfurt. So waren die Verkäufe für die meisten Aussteller auch nicht zufrieden stellend. Dies gilt auf jeden Fall für die deutschen Kunden. Etwas erfreulicher waren die Absätze ins Ausland.
An das zu erwartende Publikum war auch die ausgestellte Ware orientiert: Der Fokus lag ganz eindeutig bei modernen Teppichen. Das Angebot reichte hier vom günstigen Acryl-Handtuft bis zu sehr hochwertigen Nepalknüpfungen. Der klassische Orientteppich wurde praktisch nicht gezeigt. Selbst bekannte Anbieter dieser Warengruppe, wie der Stuttgarter Importeur Ahmed oder Zollanvari, der südpersische Nomadenteppiche führt, zeigten vor allem Knüpfteppiche mit modernen Designs.
Für den Besucher, der ausschließlich wegen Teppichen die Heimtextil besuchte, war das Angebot sehr übersichtlich. Die präsenten Aussteller waren dafür aber fast durchgehend mit einem äußerst attraktiven Angebot angereist. Der Trend, dass sehr viel Arbeit in die Pflege des Sortiments gesteckt wurde, war deutlich sichtbar. Auch auf den kleinen Ständen fanden sich kreativ weiterentwickelte, im Trend liegende Stücke. Wer die zur Verfügung stehende Zeit genutzt hat, konnte viel Interessantes finden.
Im Trend liegen weiterhin Langfloor-Teppiche. Kaum ein Anbieter war ohne Shaggys im Programm. Gespielt wurde in diesem Bereich mit den Materialien und das sowohl in den mittleren Preislagen, wo beispielsweise mit Viskosegarnen ein besonderer Glanz erzielt werden soll (Talis) oder im hochpreisigen Bereich, wo Mohair eingesetzt wird (Longbarn).
Auch bei Nepalteppichen wird viel mit Materialien neben Wolle gearbeitet. Sehr beliebt sind weiterhin Seidenapplikationen, aber auch gemische Woll/Seidegarne waren zu sehen (Paulig). Hier liegt der Vorteil bei der besseren Strapazierfähigkeit der Ware. Eine interessante Nische im Nepalbereich sind Stücke aus Pflanzenfasern, wie zum Beispiel Hanf.
Die Farbe Nummer 1 ist auch in diesem Jahr wieder Rot. Rot in allen Varianten von kräftig über terracotta bis hin zu sehr erdigen Tönen. Der Trend geht allerdings weg von kräftigen, hin zu gedeckteren Farben. Auch Brauntöne bis hin zu tiefen Schoko-Farben sind vermehrt in den Sortimenten zu finden.
Als neue Farbe ist in diesem Jahr Grün ins Spiel gekommen. Das aber ausschließlich in blassen, gelblichen Nuancen. Bläuliche Grüntöne sind nach wie vor out. Überhaupt ist alles, was in Richtung blau geht, sehr stark zurückgefahren und nur als Abrundung in den Sortimenten zu finden.
Insgesamt lässt sich sagen, dass der modische Gesichtspunkt noch wichtiger geworden ist. Die Optik bestimmt hauptsächlich den Absatz. Dass die Preise der Anmutung entsprechen müssen, wird als selbstverständlich gesehen. Gekauft wurde aber in erster Linie mit dem Auge und erst dann mit dem Blick auf den Preis.
Ob die Anbieter im nächsten Jahr auch wieder nach Frankfurt kommen, ist noch nicht klar. Für einige war der Ausflug auf die Heimtexil ein teures Abenteuer, das auch bescheidene Erwartungen nicht erfüllt hat. Die Mehrheit wird nach dem Auswerten der Kontakte und dem Nachmessegeschäft entscheiden, ob ein zusätzlicher Stand in Frankfurt Sinn macht.
Im Moment scheint es so, als ob der Raumausstatter, auf der Heimtextil bei allem Produktinteresse keine ausreichende Kaufbereitschaft zeigt. Möglicherweise verfügt er auch nicht über genügend Kaufkraft, um eine aufwändige Messepräsenz hochwertiger Teppichanbieter zu finanzieren. Ob Teppiche auf der Heimtextil auch in Zukunft eine gemeinsame Plattform haben, werden letztendlich die Besucher durch ihr Interessen an Teppichen und natürlich ihr Einkaufverhalten entscheiden.
aus
Heimtex Orient 01/05
(Wirtschaft)