Satar Carpet bezieht die Hälfte seiner Teppiche aus Afghanistan
Afghanische Teppiche wieder verstärkt aus Afghanistan
Handgeknüpfte afghanische Teppiche kommen wieder verstärkt aus dem Ursprungsland selbst. Die pakistanische Stadt Peshawar, die sich während der Taliban-Herrschaft zu einer Hochburg afghanischer Knüpfkunst entwickelt hatte, verliert mehr und mehr an Bedeutung. Der Hamburger Orientteppich-Importeur Satar Carpet, seit gut 30 Jahren im Geschäft mit afghanischen Teppichen aktiv, kauft heute wieder rund 50 Prozent ihrer Ware bei afghanischen Knüpfern
im Ursprungsland selbst.
Abdul Satar, so berichtet sein Bruder Rasul Wase, der heute als Geschäftsführer Satar Carpet in der Hamburger Speicherstadt leitet, ist vor etwa 30 Jahren in das Teppichgeschäft in Afghanistan selbst eingestiegen. Die politischen Umstände zwangen ihn wie unzählige andere afghanische Flüchtlinge auch nach Pakistan zu gehen.
In Peshawar baute er vor zwölf Jahren eine eigene Knüpferei auf, die die afghanischen Knüpftraditionen weiter pflegte und in der ausschließlich afghanische Knüpfer arbeiteten. Satar arbeitete als Ablader und ließ seine Teppiche vorwiegend über Hamburger Importfirmen vermarkten. Um das Geschäft effizienter zu gestalten und selbst Einfluss auf den Verkauf nehmen zu können, gründete er im Jahr 2001 seine eigene Niederlassung in Hamburg mit seinem Bruder Rasul Wase als Geschäftsführer.
Mittlerweile hat sich das Geschäft wieder dramatisch gewandelt. Nach der Vertreibung der Taliban kehrten zahlreiche Flüchtlinge in ihre Heimat zurück. Viele Knüpfer und auch Teppichhändler, die als Notlösung in der Teppichbranche aktiv geworden waren, nahmen ihren ursprünglichen Beruf wieder auf. Die Produktion von afghanischen Teppichen in Peshawar ist nach Angaben von Rasul Wase seit der weitgehenden Befreiung Afghanistans um gut 70 Prozent zurück gegangen.
Auch das Angebot von Satar Carpet enthält heute nur noch zu 50 Prozent Teppiche aus der eigenen Produktion in Peshawar. Die anderen 50 Prozent werden wieder direkt in Afghanistan gekauft, dann allerdings über Pakistan nach Hamburg verschickt.
Von dort aus gehen sie wiederum in alle Welt. Der Exportanteil bei Satar Carpet schwankt zwischen 80 Prozent und 90 Prozent, da der deutsche Markt in seinem Kaufverhalten sehr zurückhaltend ist. Aber auch das internationale Geschäft ist nicht unbedingt leicht. Die Löhne der Knüpfer steigen sowohl in Pakistan, da Fachkräfte dort rar werden, als auch in Afghanistan, da die jetzt dort anwesenden Ausländer das Preisniveau in die Höhe getrieben haben. Im internationalen Teppichmarkt allerdings, seien Preisanhebungen nur schwer durchzusetzen, sagt Wase. Hier hilft nach seiner Meinung nur eine verstärkte Argumentation mit der Qualität der Ware.
aus
Heimtex Orient 02/04
(Wirtschaft)