Heimtextil in Frankfurt für Teppich-Anbieter interessant

Internationalität lässt gute Absatzchancen erkennen

Zwar keine umfassende Übersicht über das fast unüberschaubare Angebot an handgefertigten Teppichen, aber dennoch einige gut präsentierte Highlights konnte in diesem Jahr die Heimtextil in Frankfurt bieten. Die Aussteller aus der Teppich-Branche zeigten sich überrascht über die Aufgeschlossenheit und das Interesse des internationalen Publikums. Zwar wurden in Frankfurt in diesem Bereich keine gewaltigen Orders vergeben, doch wurden hoffnungsvolle Kontakte geschlossen, die für die Zukunft vor allem im Ausland etliche Absatzchancen erwarten lassen.

Die Heimtextil in Frankfurt differenziert im Gegensatz zur Domotex in Hannover nicht zwischen handgefertigten Teppichen und maschinell hergestellter Ware. Hier werden die Aussteller allein nach modischen Gesichtspunkten - ähnlich wie jetzt auch im Floor Forum in der Halle 3 der Domotex - platziert. Den meisten Einkäufern aus dem Einzelhandel sind die Fertigungstechniken mittlerweile auch schon gleichgültig. Sie unterscheiden fast nur noch nach klassischen Orientteppichen und moderner Ware.

Auf der Heimtextil 2004 in Frankfurt war mit Ausnahme weniger indischer Hersteller und Exporteure ausschließlich moderne Ware zu sehen, die sich in den Hallen 3.0 und 3.1 konzentrierte. Während in der Halle 3.0 die Vorwerk Teppichwerke mit ihrer handgetufteten Pieces-Kollektion die Teppichszene dominierten, fand sich eine Etage höher eine ganze Reihe namhafter Hersteller und Importeure von handgefertigten Teppichen.

JAB Teppiche oder Makalu Design waren dort ebenso vertreten wie Talis, Orienta Design unter dem Label TrenDesign, Tisca oder Zollanvari, für den in Frankfurt als einziger Aussteller der deutsche Messemarathon über Hannover nach Köln begann.

Generell stellten die Aussteller von handgefertigten Teppichen, die alle auch über langjährige Domotex-Erfahrungen verfügen, dass die Heimtextil-Besucher modisch aufgeschlossener, interessierter und offener sind als die Messegäste in Hannover, die zumeist nur zielstrebig zu ihren Lieferanten laufen und kaum einen Blick nach links oder rechts auf Neuheiten werfen. Allerdings mussten die Teppich-Anbieter auch feststellen, dass dieses andere Publikum auch anders ordert. Großaufträge sind selten. Es wird vor allem vom deutschen Einzelhandel ohne Teppicherfahrung der Versuch unternommen, mit nur wenigen Teppichen zu experimentieren.

Großzügiger in der Ordervergabe zeigten sich da schon ausländische Einkäufer, die allerdings auch nicht die Gelegenheit haben, kurzfristig und ohne lange Anreise potenzielle deutsche Lieferanten zu besuchen. Hier herrschte allerdings bei manchem deutschen Anbieter Vorsicht. Zumeist war Vorkasse bei bisher unbekannten Kunden aus dem Ausland angesagt, da hier doch mancher Teppichanbieter erheblichen Summen nachweint.

Aber am Ausland wird die deutsche Teppich-Branche wohl kaum vorbei kommen. Das zeigen schon die offiziellen Besucherzahlen der Heimtextil in Frankfurt. Insgesamt wurden rund 92.000 Fachbesucher aus 111 Ländern gezählt. Das bedeutet einen Besucherzuwachs von etwa 4,6 Prozent, wobei die Zahl der deutschen Besucher um 4,9 Prozent abnahm, während 14,7 Prozent mehr Besucher als im Vorjahr aus dem Ausland kamen. Insgesamt lag der Auslandsanteil der Besucher bei über 50 Prozent.

Noch drastischer allerdings sieht das Verhältnis von Inland zu Ausland bei den Ausstellern aus, deren Zahl im Vergleich zum Vorjahr bei der diesjährigen Messe leicht gesunken war. 2004 stellten 3130 Unternehmen aus 72 Ländern, davon nur noch 594 aus Deutschland, auf der Heimtextil in Frankfurt aus.

Insgesamt herrschte auf der Heimtextil eine durchweg positive Stimmung. Während die Messeleitung schon von der großen Trendwende sprach, gaben sich die Teppich-Aussteller etwas weniger euphorisch. Aber auch sie sehen Licht am Ende des Tunnels. Das Interesse des Einzelhandels an qualitativ anspruchsvollen modischen Teppichen ist wieder gewachsen, die Orderbereitschaft hat zugenommen, wobei das Ausland dem inländischen Markt allerdings noch ein großes Stück voraus ist.
aus Heimtex Orient 01/04 (Wirtschaft)