Care & Fair-Vorstand tagte in der Schweiz
Übernommene Verantwortung kann in den nächsten Jahren getragen werden
Dass Deutschland nicht unbedingt der Nabel der Welt zu sein braucht, wenn es um die Problematik der Kinderarbeit in den Teppichknüpfländern geht, sah auch der Vorstand von Care & Fair - der Initiative Teppichhandel gegen Kinderarbeit - ein und folgte der Einladung von Wendelin Meier in die Schweiz.
Wendelin Meier, schweizerisches Care & Fair-Vorstandsmitglied und Inhaber der Orientteppich-Importfirma Hemag hat sich als überaus erfolgreicher Verfechter der C & F-Prinzipien in seinem Heimatland europaweit einen Namen gemacht, gilt aber auch als unbequemer Querdenker bei der Überwindung eingefahrener Gleise im Kampf gegen die illegale Kinderarbeit in den Teppichknüpfereien.
Für den Care & Fair-Vorstand mit Volker Heinrich, Orientteppich-Importeur aus Hamburg, Enno Kramer, Geschäftsführer der Decor Union, Frits Janssen, niederländischer Orientteppich-Importeur und -Einzelhändler, Peter W. Engmann, ehemaliger Geschäftsführer des aufgelösten Bundesverbandes des Deutschen Teppich- und Gardinenhandels und für Peter Fliegner, Geschäftsführer von Care & Fair, offenbarte sich bei dem Treffen in der Schweiz eine ganz neue Arbeitsatmosphäre, los gelöst von der nüchternen Sachlichkeit der Geschäftsstelle in Hamburg im Orient-Teppich-Zentrum an der Borsteler Chaussee.
Wendelin Meier sorgte mit der Benediktinerabtei Kloster Einsiedeln im Hintergrund und der damit nahe liegenden Besichtigung der historischen Räumlichkeiten sowie mit einem geselligen Treffen in seinem eigenen Domizil nicht nur für die entsprechende Stimulanz für die Vorstandssitzung, sondern hatte gleichzeitig auch Tagespresse und die schweizerischen C & F-Mitglieder eingeladen, um ihnen die Möglichkeit zu geben, sich über die Aktivitäten der Hilfsorganisation zu informieren.
Eine Resonanz der Medien gab es nicht, da Kinderarbeit in der Schweiz ebenso wie in Deutschland momentan kein in-Thema ist. Immerhin aber waren mit Juan die UnterschiedeMedina von Möbel Hubacher, Attilio Righetti von der RB Teppich-Zentrum AG und Wolf H. Bühring von Creazione Ambiente drei schweizerische Einzelhändler in Einsiedeln erschienen, die sich über die Tätigkeiten ihrer Organisation zur Bekämpfung der Kinderarbeit und zur sozialen Besserstellung der Knüpferfamilien informieren und aktiv an dieser Arbeit teilnehmen wollten
Naturgemäß lobten diese "Aktivisten" die Initiativen der Hilfsorganisation, berichteten teilweise von eigenen positiven Erlebnissen auf Reisen in die Knüpfländer. Aber es gab auch kritische Fragen zum Fortbestand von Care & Fair, nachdem Wendelin Meier noch einmal die Unterschiede zwischen den Hilfswerken allgemein und den differenziert für die Teppich-Branche arbeitenden Organisationen Step in der Schweiz, Rugmark und Care & Fair verdeutlicht hatte.
Volker Heinrich gab Auskunft über die mehr als 30 eigenen und gesponserten Projekte in den Knüpfländern Nepal, Indien und Pakistan sowie über die Veränderungen in der Einnahme- und Ausgabesituation, wobei er heraus stellte, dass sich die Einnahmen durch den radikalen Einbruch der Importe drastisch verschlechtert haben. Volker Heinrich als Schatzmeister von C & F betonte, dass durch bestehende Rücklagen aber auf jeden Fall die übernommene Verantwortung noch mindestens zwei bis drei Jahre getragen werden könne.
Angeregt wurde von den Einzelhändlern eine weitere Intensivierung des Sponsoring und der Übernahme von Patenschaften , wobei durchaus auch branchenfremde, aber durchaus involvierte Unternehmen, wie Banken und Sparkassen, durch die Mitglieder als Kunden dieser Institutionen angesprochen werden sollten.
Klar zum Ausdruck kam die Forderung nach einer verbesserten Kommunikation zwischen den Ursprungsländern und Geldempfängern auf der einen Seite sowie den Sponsoren auf der anderen Seite. Die Sponsoren wollen ihre Spendenbereitschaft in Hilfsmaßnahmen umgesetzt sehen und werblich nutzen können. Text- und Bildmaterial aus Nepal und Indien soll künftig direkt auf dem schnellsten Weg an die Geldgeber kommen.
Die C & F-Geschäftsstelle wurde aufgefordert, umgehend ein Konzept für das geforderte Feedback auszuarbeiten und mit Indien und Nepal abzustimmen.
Im internen Teil der Vorstandssitzung der Institution Care & Fair, die heute 24 Fördermitglieder, 198 Importeure und selbst importierende Einzelhändler sowie 244 Einzelhandelsunternehmen und damit insgesamt 466 Firmen als Mitglieder zählt, wurden vor allem die Schwierigkeiten bei der Einziehung der Exportabgabe in Indien und Nepal behandelt. Ein weiteres Thema waren die Label-Diskussionen für handgeknüpfte Teppiche aus Nepal. Hier kristallisieren sich zwei Ansätze heraus. Zum einen wird von verschiedenen Seiten, vor allem von Großimporteuren, für ein Etikett für alle handgefertigten Teppiche aus Nepal plädiert.
Alle diese Teppiche sollen mit einer Abgabe für soziale Zwecke belastet werden, so dass absolute Wettbewerbsgleichheit besteht. Care & Fair steht im Prinzip hinter diesem Konzept, zweifelt aber seine Durchsetzbarkeit an. Zum anderen steht ein Label für handgeknüpfte Teppiche aus Nepal ohne besondere Aussagen auf Initiative der Exporteure und Hersteller (siehe Ansichtssache heimtex - Orient-Teppich Nr. 4/03) im Raum, das sowohl von Care & Fair als auch vom Bundesverband der Orientteppich-Importeure (BVOI) keine Unterstützung findet.
aus
Heimtex Orient 05/03
(Wirtschaft)