Anekdote
Teppich-Spende für Kathedrale in Reims
Der Orientteppich-Experte Peter Renz aus Schramberg im Schwarzwald pflegt zu der französischen Stadt Reims eine besondere Beziehung, die auf Familienerlebnissen gründet. Nun hat der Teppichfachhändler und -Sammler in der berühmten Kathedrale von Reims dauerhaft Spuren hinterlassen, indem er für den Altarraum einen antiken Agra-Orientteppich spendete.
Die nordostfranzösische Stadt Reims nimmt im Leben von Orientteppich-Experte Peter Renz eine ganz spezielle Bedeutung ein. Als der gebürtige Schramberger im vergangenen Jahr mit Freunden des Rotary-Clubs in der Champagne weilte und während des Aufenthalts auch die berühmte Kathedrale von Reims besuchte, stiegen alte Familienerinnerungen in ihm hoch, die bis zum Kriegsende zurückreichen.
Peter Renz' Vater kam 1945 in französische Kriegsgefangenschaft, zuerst ins Lager La Chalade, dann zu einem Bauernhof nahe Reims. Mit Respekt und Hochachtung sprach Renz Senior nach seiner Entlassung über seinen "Patron" auf dem Bauernhof. Er erzählte, dass er menschlich korrekt behandelt wurde und sich im Lauf der Zeit sogar eine freundschaftliche Beziehung zwischen ihm und der Bauernfamilie entwickelt habe.
Sein Vermächtnis für den Sohn: Eine Völkerverständigung, die nie mehr zu kriegerischen Auseinandersetzungen führen dürfe, sollte durch persönlichen Kontakt, vor allem der jungen Leute, sofort beginnen. So wurde der damals 13-jährige Peter Renz im Zuge eines Schüleraustauschs in den Sommerferien zur Arztfamilie Bigots in Reims vermittelt. Zu seinem Austauschfreund Philipp entwickelte sich in wechselnden Ferienaufenthalten eine echte Freundschaft. Philipp zeichnete leidenschaftlich gerne und ging mit Peter Renz oft zu seinem Lieblingsmalobjekt, der Kathedrale von Reims. Eine Tuschezeichnung von damals bewahrt der heute 64-jährige noch immer als schöne Erinnerung auf.
Inzwischen auf dem Gipfel seiner aktiven Berufslaufbahn war dem Teppichfachmann bei seinem Besuch der erhabenen Kathedrale im Sommer 2004 nicht verborgen geblieben, welch unscheinbarer, gar unschöner Teppich im Altarbereich lag. Spontan schrieb Peter Renz dem Abt Jean-Marie Guerlin einen Brief mit der Bitte, der französischen Gemeinde als Geschenk und Spende einen antiken Orientteppich aus seiner Sammlung überreichen zu dürfen, dessen Schönheit und Wert der Kathedrale von Reims angemessen sei.
Der wertvolle, pflanzengefärbte Perserteppich, um 1910 in Agra im Maß 3,60 x 6,80 Meter mit persischen Knoten geknüpft, ziert nun das Chorgestühl der Kathedrale von Reims. Das Unikat wurde im Rahmen eines Festaktes mit hochrangigem Empfangs-Komitee der Stadt übergeben, wo auch Jugendfreund Philipp Bigot anwesend war, den Peter Renz nach langen Jahren erstmals wieder sah.
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Heimtex Orient 03/05
(Wirtschaft)