Investitionen, neue Strategien und Produkte bei Gründorf/Terhürne
Es tut sich viel
Ein Besuch bei Terhürne in Südlohn machte deutlich, wie viele Veränderungen im Unternehmen laufen. Das Exportgeschäft soll ausgedehnt werden, die Absatzwege über den Fachhandel verbessert und die Kapazitäten erweitert werden. Daneben laufen zahlreiche Investitionen, im Sektor Parkett mit HDF-Mittellage will Terhürne aktiver werden und nicht zuletzt soll eine neue Produktlinie "Massivparkett zum Klicken" im kommenden Jahr auf den Markt gebracht werden. Außerdem hat sich das Unternehmen zu einer anderen Messestrategie für Gründorf entschieden - gegen die Domotex 2005 und für eine Jubiläumsveranstaltung.
Vergleichsweise kurzfristig hat sich Gründorf nun gegen einen Stand auf der Domotex 2005 entschieden. Das Schwesterunternehmen Terhürne wiederum wird nicht auf der Domotex, sehr wohl aber auf der Bau 2005 vertreten sein. Gründorf wird den Angaben zufolge die Domotex-Messe künftig nur noch alle zwei Jahre besuchen. Gleichzeitig plant das Unternehmen im nächsten Jahr, anlässlich des 10-jährigen Firmengeburtstags nach der Sommerpause wieder eine große Hausmesse in Südlohn auszurichten. Die Gründorf-Veranstaltung soll künftig in den Zwischenjahren zur Domotex organisiert werden - also in den Jahren, in denen die Bau in München stattfindet.
Gleich mehrere Gründe nannten die Verantwortlichen für die Entscheidung: So sei es für die produzierende Industrie vergleichsweise schwierig, in so kurzen Abständen echte Neuheiten zu präsentieren und auch im Handel umzusetzen. Außerdem habe Gründorf/Terhürne mit Hilfe einer Hausmesse den direkten Kontakt zum Händler, so dass diese frühzeitig in die Produktentwicklung mit einbezogen werden können. "Wir müssen unsere Entwicklung mehr noch mit dem Blick des Händlers sehen, denn letztlich ist er derjenige, der über Erfolg und Misserfolg am Markt entscheidet", machte Bernhard ter Hürne, Miteigentümer und Geschäftsführer Gründorf/Terhürne deutlich. Daneben sind kaum noch neue Kunden auf der Domotex zu treffen, auch wenn traditionell viele ausländische Besucher auf der Messe in Hannover zu Gast sind. Stattdessen biete es sich für Gründorf an, die Wachstumsmärkte stärker regional zu bearbeiten und Messen in den jeweiligen Ländern direkt zu besuchen - vor allem auch angesichts der Tatsache, dass ein Schwerpunkt der nächsten Jahre auf der stärkeren Bearbeitung der europäischen Märkte liegen wird. In diesen Ländern sind die Abgrenzungen zwischen Terhürne und Gründorf teilweise anders geregelt als in Deutschland.
Exporte verdoppeln
Dabei steht Italien ebenso im Fokus wie die Länder Osteuropas. Während in Südosteuropa Tschechien, Ungarn und die Slowakei bereits gut bearbeitete wichtige Märkte sind, beginnt im mittleren und östlichen Europa Polen interessanter zu werden. Der polnische Markt habe in der Vergangenheit oft als "Dumpyard" mit sehr schlechten Preisen und schwachen Qualitäten herhalten müssen, hieß es in Südlohn, mittlerweile entwickle sich aber auch dort der Markt. Russland wiederum besteht nach Ansicht des Holzbodenproduzenten im Prinzip derzeit aus zwei Einzelmärkten: St. Petersburg und Moskau. Obwohl die Margenstruktur in Osteuropa insgesamt schlanker ist als im restlichen Europa, ist die Bearbeitung der Märkte für Gründorf und Terhürne wichtig. Neben der erhofften zukünftigen Entwicklung spielen hier auch logistische Gründe eine Rolle. Problematisch ist im Moment allerdings noch, dass in einigen Ländern Osteuropas Marken im Parkett- und Laminatbereich kaum Bedeutung haben. Dennoch hat das Südlohner Unternehmen ehrgeizige Ziele: Bis Ende 2005 sollen die Exporte verdoppelt werden.
Doch auch wenn in Südlohn viel über ausländische Märkte gesprochen wird, der wichtigste Absatzmarkt ist noch immer Deutschland: 60 % seiner Umsätze macht der Parkett- und Laminatproduzent in Deutschland. Für das Jahr 2004 geht Terhürne von einer Umsatzsteigerung von gut 5 % auf rund 110 Mio. EUR aus. Am konsolidierten Umsatz des Unternehmens, hat der Bereich Bodenbeläge einen Anteil von 75%. Der Vertriebskanal Gründorf trägt mit ca. 40 % zum Umsatz bei. Gleichwohl lag die Mengenauslastung zweistellig über Vorjahr, "die erwarteten Ziele wurden aber nicht ganz erreicht", erklärte ter Hürne.
Laminat entwickelt sich positiv
Gut entwickelt habe sich im ablaufenden Geschäftsjahr der Laminatbereich. Nach der bundesweiten Einführung des neuen Laminatprogramms erhöhte sich der Umsatz im September/Oktober im Vergleich zum Vorjahr um ca. 20 %. Maßgeblich sei in dieser Hinsicht auch die gute Zusammenarbeit mit Kronoflooring in Lampertswalde. Terhürne lässt in Lampertswalde sein komplettes Laminatprogramm herstellen. Dabei ist insbesondere im Bereich der Produktentwicklung eine gute Zusammenarbeit entscheidend. Von den 40 Mio. qm Laminatboden, die Kronoflooring in Lampertswalde produziert, gehen nach Unternehmensangaben ungefähr 20 % an Terhürne.
Das neue Laminatbodenprogramm beinhaltet eine Reihe von Veränderungen, in technischer und optischer Hinsicht. Wichtig war für das Südlohner Unternehmen dabei vor allem, diese technischen und optischen Verbesserungen für den Kunden erkennbar und Unterschiede in der Preisgestaltung nachvollziehbar zu machen. Beispiele sind antistatisch ausgerüstete Oberflächen, ein verbesserter Quellschutz, aber auch die FinePrint-Technologie, die nach Unternehmensangaben für eine verbesserte Brillanz und Tiefe des Dekors sorgt.
Parkettkapazität ausbauen
Mit der Einführung der eindrehbaren und damit dritten Profilierung im ersten Halbjahr 2004 ergab sich für den Bereich Parkett wiederum einer Sondersituation. Nachdem zunächst zu Jahresbeginn bei Terhürne nahe an Auslastungsgrenzen gearbeitet wurde, ging im zweiten Halbjahr die Fertigung wieder auf einen Drei-Schicht-Betrieb bei 5 1/2 Produktionstagen zurück. Insgesamt wird die Produktionsmenge im Jahr 2004 nach Unternehmensangaben deutlich über 1,7 Mio. qm liegen. Durch wichtige Neuinvestitionen, beispielsweise in der Lamellenaufbereitung und am Hobler, werden derzeit bei Terhürne die "Flaschenhälse" in der Produktion abgebaut, so dass im kommenden Jahr bereits eine Produktionsmenge von 2 Mio. qm möglich sein wird.
Diese Kapazitätserhöhung wird auch den neuen HDF-Produkten zu Gute kommen, heißt es weiter. Im Jahr 2004 wurden bei Terhürne/Gründorf 250.000 qm Parkett mit HDF-Mittellage hergestellt, im kommenden Jahr soll die Produktion auf 400.000 qm ausgedehnt werden. Neben technischer Vorteile sieht das Unternehmen auch Möglichkeiten, auf diesem Wege die preisliche Abstufung seiner Produktpalette zu verbessern.
Massivholzdielen mit Klickverbindung
Auch das Nischensegment Massivholzdielen (400.000 qm), das vor allem in den Niederlanden von Tarkim produziert wird, meldete 2004 mit zweistelligen Zuwachsraten positive Absatzzahlen. Im kommenden Jahr sollen neue Holzarten wie europäischer Ahorn, Birke, weißgeölte Eiche und Tabacca im Fokus stehen. Daneben will das Unternehmen 2005 mit Nadelholzdielen die Lücke in der Sortimentsstruktur schließen. Auch gealterte Massivholzdielen seien eine interessante und ausbaubare Marktnische.
Ab Anfang 2005 wird Terhürne auch Massivholzdielen mit Klickverbindung im Sortiment haben. Die Verlegefreundlichkeit käme den Kunden sehr entgegen. Um allerdings auf Nummer sicher zu gehen, empfiehlt der Parketthersteller die vollflächige Verklebung oder die Verlegung auf Elastilon.
Da viele Endverbraucher gar nicht mehr unbedingt den Wunsch nach Dielen für die Ewigkeit hätten, die sich mehrmals abschleifen lassen, stünde die reduzierte Produktstärke, wodurch nur ein maximal zweifaches Abschleifen möglich ist, nicht im Widerspruch zu den Anforderungen der Kunden. Im Gegenteil: Durch die Aufbauhöhe von 14 bis 15 mm sei das Produkt ideal für den wachsenden Renovierungsmarkt geeignet. Zum Programmstart wird Terhürne zunächst mit sechs Eichenoberflächen antreten.
Zahlreiche Investitionen geplant
In den kommenden beiden Jahren wird Terhürne an seiner Investitionsstrategie festhalten. Die aktuellen Ergebnisse seien in Anbetracht der Marktlage sehr positiv und bilden die Grundlage für die 2005 und 2006 geplanten Investitionen für weitere Expansionen, so die Verantwortlichen.
Auch in den letzten beiden Jahren hatte Terhürne/Gründorf viel Geld in die Verbesserung der Produktion gesteckt. Um die Fertigung nicht zu stören, waren viele dieser Umbauten bei laufender Produktion erfolgt und konnten somit erst nach und nach etabliert werden. Investiert wurde in den Bereichen:
Massivholzdielen:
- zwei neue Oberflächenstraßen
- Verdreifachung der Trocknungskapazitäten
- Automatisierung der Dielenalterung
- Erweiterung des Zentrallagers um 3.000 qm Laminatboden:
Umrüstung und neue Anlagen für:
- V-Fugen-Profilierung
- neue Gehschallkaschierung
- fotoelektronische Fehlererkennung
- neue Pressblechtechnologie
Parkett:
- Verdoppelung der Decklagenkapazität
- Aufbau einer zweiten Profilierungsstraße
- Neue Gehschall-Aufbringungsanlage (für das komplette Programm)
- Aktuell deutliche Kapazitätserweiterung durch Optimierung der Friesverarbeitung
aus
Parkett Magazin 06/04
(Wirtschaft)