Unilin steigert Umsatz 2004 um 12 % auf 750 Mio. EUR

Neues Werk in den USA

Unilin gehört nicht nur zu den größten Laminatherstellern weltweit, sondern auch zu den Dynamischsten: Jedes Jahr, wenn man den Stammsitz der Gruppe im belgischen Wielsbeke besucht, ist dort etwas ausgebaut, optimiert oder neu errichtet worden. Und nicht nur dort: Kräftig investiert wird auch in den USA, wo neben dem bestehenden Werk eine zweite hochmoderne und leistungsfähige Produktion entstehen soll. Diese Dynamik spiegelt sich auch im Gesamtumsatz wieder, der allein von 2003 auf 2004 wahrscheinlich um 12 % auf rund 750 Mio. EUR gestiegen ist.

Neu entstanden in jüngster Vergangenheit sind in Wielsbeke vor allem Lagerkapazitäten: Zum einen ein 28 m hohes Hochregallager für die Dekorpapiere, zum anderen ein komplett neues Zentrallager mit 22.500 Palettenstellplätzen. Über ein Laufband, das um das alte, auch nicht eben kleine Lager herumführt, gelangen die Paletten in das CDC, wie es Unilin nennt, und werden dort vollautomatisch einsortiert.

Als nächstes Projekt in Wielsbeke steht jetzt die Fertigstellung des neuen Verwaltungsgebäudes an, die ursprünglich bereits für dieses Jahr vorgesehen war, sich aufgrund baulicher Probleme aber verzögert hat. Nun soll es spätestens zur Jahresmitte bezugsfertig sein. Dann werden in dem mehrstöckigen Bau Verwaltung, Vertrieb und Marketing einziehen. Außerdem wird dort ein großzügiger Showroom mit 1.500 qm Fläche entstehen, in dem das umfangreiche Quick Step-Sortiment präsentiert werden kann.

Parallel wird massiv in den USA investiert. Dort ist Unilin bereits seit 2001 über den Zukauf eines Werkes von Columbia Flooring in Thomasville im US-Bundesstaat North Carolina mit einer Fertigung präsent. In den Folgejahren wurde die Fabrik modernisiert und optimiert, um den Qualitätsforderungen der Belgier zu entsprechen. Mittlerweile wird die Kapazität dort auf 5 Mio. qm beziffert. Im Herbst 2003 erfolgte der nächste Schritt der Verankerung in den USA, als Unilin von Homanit eine MDF-Produktionseinheit in Mount Gilead erwarb und damit nach eigenen Angaben zum ersten vollständig integrierten Laminatproduzenten in den USA avancierte.

Jetzt sind die Belgier dabei, nahe ihrem ersten US-Standort auf einem Areal von 27 ha ein völlig neues Werk aufzubauen. In der ersten Investitionsphase soll dort eine Presse mit einer Kapazität von 12 bis 13 Mio. qm installiert werden - auch eine eigene Imprägnieranlage ist vorgesehen.

Die beiden Unilin-Geschäftsführer Frans de Cock und Bernard Thiers, und Paul de Cock, der Sohn von Frans de Cock, der seit wenigen Monaten der Geschäftsführung von Unilin Flooring angehört, sehen in den USA große Chancen und Perspektiven. Der Markt boome nach wie vor und hat sich 2004 nach ihren Schätzungen auf 90 Mio. qm ausgeweitet - Unilin habe sich dort bereits gut etablieren können. Deshalb hätten die USA in der nahen Zukunftsplanung auch Priorität, etwa gegenüber Osteuropa, wo sich zur Zeit mehrere andere große Laminatbodenhersteller intensiv bemühen.

Ästhetische Entwicklung steht im Vordergrund

Mit Blick auf die USA präsentiert sich Unilin im Januar nicht nur auf der Domotex in Hannover, sondern auch auf der Surfaces in Las Vegas und stellt dort neue Dekore und perfektionierte Oberflächen vor. Die Optimierung der bestehenden Techniken wird im Fokus stehen. Die Herstellungsweise von Laminat an sich erscheint Bernhard Thiers momentan ziemlich ausgereift, so dass neue Verfahren bei Unilin derzeit nicht zur Diskussion stehen, sondern es vielmehr um die Optimierung der bestehenden Systeme gehe. Hier müsse insbesondere die Qualität noch weiter verbessert werden - Technologien, die Möglichkeiten zur Kostenreduzierung bieten, sind nach Thiers Überzeugung "ein Schritt zurück".

So sieht sich Unilin nach wie vor allem in der Tradition der hochwertigen Produkte. "Die Menschen wollen im Grunde schön wohnen. Günstig muss es erst in zweiter Linie sein, denn das Preisschild steht nicht am Boden", bringt es Thiers auf den Punkt.

Außerdem gehe es darum, dass auch Distributeure und Großhandel noch am Produkt eine Marge erzielen können. Bei Aktionsware im Baumarkt verdiene "niemand mehr einen Cent". Oberste Prämisse in der Dekorentwicklung für den belgischen Laminatproduzenten wird auch in Zukunft sein, Holz immer besser und naturgetreuer nachzubilden. In diesem Zusammenhang stehen für Unilin auch die zukünftigen Neuentwicklungen. So wird das Unternehmen auf den Messen zu Jahresbeginn Laminatböden vorstellen, die eine Art echtes Relief aufweisen, kündigte Thiers an. Neben der einfachen Nachbildung von Poren sollen auch bestimmte andere Aspekte des Holzes fühlbar gemacht werden. Das Thema der letzten Jahre, eine höhere Variabilität in den Laminatmustern, ist nach Ansicht des Technikvorstands mittlerweile ausgereizt. Die jetzige Mustervielfalt lasse bereits eine Verlegung zu, bei der der Endverbraucher kaum mehr Doppelungen der Dekore wahrnimmt.

Matte Oberflächen

Und natürlich gibt es auch bei Unilin das Bestreben nach matten Oberflächen. Doch im Laminatbodengeschäft ist dies nach Ansicht des Geschäftsführers immer eine Frage des Abwägens. Je matter eine Oberfläche ist, desto weniger optische Dekortiefe haben die Laminate, erklärte Thiers. Deswegen muss die Entwicklung solcher Optiken mit der Entwicklung neuer Dekore einhergehen. Anders als bei Parkett könne man nicht einfach die bekannte Produktpalette mit einer matteren Oberflächen produzieren.


Unilin - im Überblick

Unilin Flooring NV B-8710 Wielsbeke

Daten und Fakten
Umsatz: ca. 750 Mio. EUR (2003: 670 Mio. EUR)
Mitarbeiter: 2.200
Gesellschafter: ca. 150
Werke: 15 in 4 Ländern
- 9 in Belgien: Unilin NV in Ooigem, Unilin NV in Wielsbeke, Unilin Decor in Wielsbeke, Eurokit in Izegem, Unilin Bospan in Wielsbeke, Unilin Flooring in Wielsbeke, Unilin Decor in Izegem, Unilin Systems in Desselgem, Unilin Decolam in Moescroen
- 2 in Frankreich: Unilin SAS n Bazeilles, Unilin Sud in Rosny-sous-Bois Cedex
- 1 in den Niederlanden: Unilin Multipré in Nieuwerkerk a/d Ijsel
- 3, davon 1 im Aufbau in den USA: Unilin LLC in Thomasville/North Carolina und Davidson County (North Carolina), Unilin US MDF LLC in Mount Gilead (North Carolina)
Kapazität: 45 Mio. qm (2004), 2005 Ausbau
auf 50 Mio. qm
Vertrieb: in 110 Länder

Geschäftsbereiche
1. Unilin Flooring
Produkt: Laminatboden
Werke: B-Wielsbeke, B-Moeskroen, USA-Thomasville
Mitarbeiter: 690

2. Unilin NV
Produkt: Holz-und Flachs-Spanplatten, MDF- und HDF
Werke: B-Wielsbeke, B-Ooigem, B-Bospan,
F-Bazeilles, USA-Mount Gilead
Mitarbeiter: 949

3. Unilin Decor
Produkt: Melaminierte Span-und MDF-Platten, Möbelelemente
Werke: B-Izegem, B-Wielsbeke
Mitarbeiter: 320

4. Unilin Systems
Produkt: Dachelemente
Werke: B-Desselgem, NL-Nieuwerkerk
Mitarbeiter: 240

Geschäftsbereich Laminatboden
Marke: "Quick-Step"
Markenanteil am Sortiment: 70 %

Uniclic-System
- Einführung 1997
- patentiert in 50 Ländern
- 35 Lizenznehmer in Europa, USA, Japan/China/Südkorea, Kanada, Brasilien/Argentinien, Australien/Neuseeland, Indonesien, Indien, Russland, Mexiko
aus Parkett Magazin 06/04 (Wirtschaft)