Holzring: Keine Zusammenarbeit mit anderen Kooperationen

Mehr als nur ein Bonus-Sammelverein

"Keine Kooperation von Kooperationen" - mit diesen markanten Worten erteilte der Geschäftsführer des Holzrings, Olaf Rützel, im Rahmen des Holzring-Forums 2004 in Bremen Spekulationen über eine Fusion mit anderen Einkaufsgemeinschaften eine klare Absage. Es gebe keinen konkreten Anlass für einen solchen Schritt, der zudem gar nicht im Interesse der Gesellschafter sei. Im Holzring herrsche die Meinung, dass die Kooperation mit den bestehenden Lieferanten und Gesellschaftern wächst.

Gleichwohl muss sich auch eine Handelskooperation Gedanken über ihre Zukunft und die aktuelle Entwicklung machen, betonte der Geschäftsführer. Er zeichnete während des Holzring-Forums ein Bild der zukünftigen Kooperationsarbeit: Die Optimierung der Geschäftsabläufe zwischen den Beteiligten der Wertschöpfungskette ist dabei die Hauptaufgabe der Vereinigung.

Nach Ansicht von Rützel wird die zukünftige Entwicklung der Holzring-Kooperation von vier Einflussfaktoren abhängen:

- Trends in der Holzwirtschaft (Delphi-Studie)
- Trends in der Kooperationslandschaft
- Qualitätsmanagement innerhalb der Holzring-Kooperation
- Bedürfnisse der Holzring-Gesellschafter und -Lieferanten (Gesellschafter-Lieferanten-Befragung)

Genauso wie in anderen Bereichen sei es auch in der Kooperationslandschaft wichtig, dass die einzelnen Kooperationen ein eigenes Profil entwickeln und sich von den Wettbewerbern abheben. Für den Holzring bedeutet dies, dass man den eingeschlagenen Weg fortsetzen will, der der aktuellen Gesellschafter-Lieferanten-Befragung (GLB) zufolge positiv bewertet wurde. Dabei soll das Wachstum in erster Linie mit der bestehenden Gesellschafter- und Lieferantenstruktur erfolgen, lediglich im Ausland will sich der Holzring aktiv um neue Mitglieder bemühen. Voraussetzung für eine Mitgliedschaft sei allerdings, dass die ausländischen Gesellschafter den Veranstaltungen der Kooperationen in deutscher Sprache folgen können.

Ausweitung der Aktivitäten

Neben der eingeschränkten räumlichen Ausdehnung liegt das Augenmerk der Holzring-Kooperation vor allem in der funktionalen und sektoralen Ausdehnung.

Unter der sektoralen Expansion in der Kooperationslandschaft versteht Olaf Rützel den allgemeinen Trend zur Kooperationsbildung in vielen Wirtschaftsbereichen. Auch in anderen Segmenten der Wertschöpfungskette entwickeln sich zunehmend Kooperationen, in denen sich die einzelnen Unternehmen organisieren. Dadurch könnte beispielsweise der Holzhandel in absehbarer Zeit auf dem Gebiet der Werbeagenturen oder im Logistikbereich auf größere Einheiten treffen. Wesentlich konkreter für den Holzhandel ist nach Ansicht von Rützel allerdings die funktionale Ausdehnung der Kooperationen, bei der vor allem die Übernahme von Dienstleistungen im Vordergrund steht. "Wir müssen mehr sein als nur ein Bonus-Sammelverein", fasste der Geschäftsführer die Aufgaben der Kooperation zusammen. Die anzustrebende funktionale Ausweitung werde sich vor allem auf Dienstleistungen im Bereich Personalverwaltung, Einkauf, Logistik sowie Finanz- und Rechnungswesen beziehen.

Die Übertragung von Geschäftsprozessen an (externe) Dienstleister begründet sich aus Sicht der Holzhändler vor allem in den immer komplexer werdenden Geschäftsabläufen. Mit Hilfe der "Business-Transformation" lasse sich die Komplexität für den einzelnen Unternehmer reduzieren. In diesem Zusammenhang sieht Rützel auch die konkrete Anwendung einer der Prognosen der Delphi-Studie: Eine zunehmende Standardisierung der Produkte in der Holzwirtschaft führt gleichfalls zu einer steigenden Standardisierung der Geschäftsprozesse.
Straffung der Prozesse

Letztlich geht es künftig insbesondere auch um eine Straffung und Standardisierung der Kooperationsprozesse. Dabei müssen sich Kooperationen nach Ansicht von Rützel konsequent verhalten und Durchsetzungskraft zeigen. Denn nur wenn sich eine konsequente Vorgehensweise etabliere, lasse sich auch innerhalb der Kooperation eine höhere Produktivität erreichen. Gleichzeitig sollte neben zusätzlichen Managementangeboten für die Gesellschafter die Zusammenarbeit mit den Lieferanten weiter verbessert werden. Dabei steht die Erhöhung der Partnerbindung beim Holzring vor einer weiteren Partnerakquise, so der Kooperationsexperte. Hier sei auch die Vorgehensweise der Baumärkte genau zu analysieren, denn letztlich müssten die Baumärkte nicht immer nur als "Feindbild, sondern auch als Vorbild" gesehen werden.

Gesellschafter-Lieferanten-Befragung mit interassenten Erkenntnissen

In der letzten GLB des Holzrings (Rücklaufquote: 100 % der 45 Gesellschafter, 74 % der rund 70 angeschriebenen Lieferanten) wurde den Befragten ein Teil dieser für die Kooperation wichtigen Zukunftsfragen gestellt. Viele Aspekte schätzten Lieferanten und Gesellschafter ähnlich ein, bei einigen Fragestellungen gab es allerdings signifikante Unterschiede. Vor allem hinsichtlich der Entwicklung des Holzrings in Richtung einer Marketingorganisation mit eigener Marke gehen die Ansichten von Handel und Industrie naturgemäß auseinander.

Während die Lieferanten mit 3,3 (2 = ausbauen; 3 = auf aktuellem Stand belassen; 4 = kein Interesse, abbauen) werteten, bekundeten die Gesellschafter mit 2,5 zumindest ein gewisses Interesse an der Etablierung einer Holzring-Eigenmarke. Frappant waren zudem die unterschiedlichen Aussagen zur zukünftigen Konkurrenzsituation. Für die Holzhändler kommt die größte Konkurrenz aus den eigenen Reihen, dem Holzhandel, während die Industrie den Baumarkt als mit Abstand stärksten Konkurrenten für die Holzring-Gesellschafter ausmacht.

Die Befragung zeigte aber auch, dass die Beteiligten weitestgehend mit der Geschäftspolitik des Holzrings einverstanden sind. Alle Gesellschafter, die die Frage beantwortet haben, zeigten sich mit der Geschäftspolitik der Kooperation zufrieden. Im Panel der Lieferanten wiederum gaben 90 % dem Holzring eine gute Benotung, lediglich 8 % zeigten sich mit der Geschäftspolitik "überwiegend nicht einverstanden". Doch welchen Schluss zieht Olaf Rützel als Konsequenz aus den Zukunftsbetrachtungen? Der Holzring werde seine Zusammenarbeit mit den Lieferanten weiter optimieren und bei den zukünftigen Überlegungen des Holzhandels die Industrie noch mehr einbeziehen. Denn "der zukünftige Wettbewerb wird nicht zwischen den unterschiedlichen Unternehmen, sondern zwischen den unterschiedlichen Wertschöpfungsketten stattfinden."


Holzring - ein kurzer Überblick

Gesellschafterstruktur: überwiegend Holzgroßhandel
Gesellschafteranzahl: 45
Standorte: knapp 150 europaweit
Bedeutung: stärkster Marktteilnehmer im europäischen Holzgroßhandel - gemessen am Außenumsatz der Kooperationspartner und am Einkaufsvolumen der Kooperation
Regulierter Umsatz: ca. 480 Mio. EUR (Prognose für 2004)
aus Parkett Magazin 06/04 (Wirtschaft)