Helmut Dieth, der Geschäftsführer des Deutschen Kork-Verbandes, zum Ökotest-Ergebnis:

Korkverband wird nicht in eine Art Siegestaumel verfallen


Nachdem im Ökotest-Heft aus dem Monat Juli verschiedene Korkparkett-Produkte untersucht und bewertet wurden, sprach das ParkettMagazin mit dem Geschäftsführer des Deutschen Kork-Verbandes, Helmut Dieth. Der Deutsche Kork-Verband hatte vor einigen Jahren das Kork-Logo als gemeinsames Gütesiegel der Branche entwickelt und umgesetzt.

ParkettMagazin: Insgesamt wurde Korkparkett im Ökotest ziemlich gut bewertet, vor allem hinsichtlich der ökologischen Anforderungen. Wird die Branche damit offensiv werben?

Helmut Dieth: Natürlich sind positive Testberichte immer eine gute Empfehlung (und damit Werbung) für die getesteten Produkte (und damit für deren Branche).

Ich persönlich neige nicht dazu, von Seiten des Verbandes in eine Art Siegestaumel für Kork zu verfallen, auch wenn unsere Qualitätspolitik durch solche Testergebnisse bestätigt wird. Das grundlegend Positive ist bei Kork ganz normal: Naturprodukt, nachwachsend, ökologisch wertvoll, umweltkonform und vieles mehr. All diese Material- und Produktvorteile arbeiten für sich selbst.

Offensiv werben mit solchen Testergebnissen sicherlich die Mitglieder unseres Verbandes, wenn sie dies für richtig halten und bzw. oder es sich mit ihrem Marketing-Konzept vereinbaren lässt.

ParkettMagazin: Bei den technologischen Eigenschaften schnitten die untersuchten Produkte teilweise nicht so gut ab. Wie erklären Sie sich dies?

Helmut Dieth: Es geht in erster Linie um die Gesamtbewertung und hier sollten wir wirklich einmal die Ergebnisse von Ökotest zusammenfassen: Von den insgesamt getesteten zwölf Korkparkett-Marken kamen zehn aus dem Kreis unserer Mitglieder.

Von diesen zehn Produkten wurden bewertet: Fünf mit "sehr gut", drei mit "gut", eines mit "befriedigend" und eines mit "ausreichend".

Bezieht man das Ergebnis nur auf die Inhaltsstoffe - also auf die gesundheitliche Verträglichkeit der Kork-Bodenbeläge - erhielten neun der zehn getesteten Marken die Bewertung "sehr gut".

Wieviele Testserien im Bereich von Bodenbelägen insgesamt können mit derart positiven Ergebnissen aufwarten? Ich persönlich halte dies für einzigartig.

Die Kernkompetenz von "Ökotest" liegt auf ökologischem Gebiet, also in der Bewertung der Inhaltsstoffe, die von der Zeitschrift auch mit 60 % gewichtet werden. Deshalb sollte man die Praxisprüfung (mit 40 % gewichtet) nicht überbewerten. Bei einem Gesamturteil von insgesamt "sehr gut" sollte eine Toleranz in der nachgemessenen Plattendicke von Zehntel oder gar Hundertstel Millimetern unerheblich sein.

ParkettMagazin: Es gab Kritik am Kork-Logo. Insbesondere die Tatsache, dass die Hersteller den technologischen Test in Eigenregie durchführen können, wurde in Frage gestellt.

Wird sich daran etwas ändern? Außerdem wurde kritisch hinterfragt, inwiefern die "stellvertretende" Zertifizierung einer Ware für eine gesamte Warengruppe wirklich sinnvoll ist.

Helmut Dieth: Das Kork-Logo ist eines der konsequentesten Gütezeichen für Bodenbeläge, weil es sich nicht nur auf das Endprodukt bezieht, sondern auch die Herstellung integriert. So rangiert beispielsweise die aus früheren Jahren bekannte Bindemittel-Problematik heute nahe Null. Im System selbst besteht daher kein Nachbesserungsbedarf.

Dass technologische Tests in Eigenregie durchgeführt werden, und die Hersteller bzw. Anbieter mit aller Konsequenz dafür haften - ist allgemein übliche Praxis.

Die wie Sie es bezeichnen "stellvertretende" Zertifizierung gilt immer für eine Warengruppe, die nach einem hinterlegten Produktionsprofil hergestellt wird. Ändert sich das Profil, ist eine neue Untersuchung fällig, wenn die Ware weiter mit dem Kork-Logo ausgestattet werden soll.

Entscheidend bei solchen Programmen ist immer auch die Eigendynamik des Marktes. In unserem Fall bedeutet dies, dass vom Verband als Inhaber des Markenzeichens ein bis zwei Untersuchungen pro Jahr und Kollektion angeordnet werden.

Zusätzlich führen die Mitgliedsfirmen mehrfach pro Jahr eigene Tests durch und - wiederum zusätzlich - lässt ein Unternehmen im Einzelfall auch das bzw. die Produkte eines Mitbewerbers untersuchen, mit allen Konsequenzen, wie sie im Wettbewerb üblich sind.
aus Parkett Magazin 04/04 (Wirtschaft)