Amorim Deutschland mit starkem Umsatzwachstum
"Man wird viel von uns hören"
Die Unternehmensergebnisse lagen in letzter Zeit deutlich über den Erwartungen: Das Jahr 2003 brachte Amorim Deutschland eine satte zweistellige Umsatzsteigerung, der März 2004 war der umsatzstärkste Monat in der bisherigen Firmengeschichte, und der Trend zeigt weiter nach oben.
Dass diese überragenden Ergebnisse ausgerechnet in Deutschland - dem zwar größten, zugleich aber auch schwierigsten Einzelmarkt - ermöglicht wurden, zählt doppelt. Amorim Deutschland bietet damit der Sparte Korkböden/Korkwandbeläge des portugiesischen Konzerns im weltweiten Wettbewerb einen wichtigen Rückhalt: Er wird genutzt für intensive Produktentwicklung, die noch in diesem Jahr weitere Neuheiten erwarten lässt, ferner für Marktaufbereitung und Marktpflege in Deutschland und für verstärkte Aktivitäten rund um den Globus.
Für Amorim Deutschland und damit den Gesamtkonzern stellt allein schon der Firmensitz in Delmenhorst ein unschätzbares Kapital dar: Er steht für lange Kork-Tradition und feste Verankerung im deutschen Markt. Zudem wurde im Frühjahr 2004 einem ausgewiesenen Kenner des Hauses und des Marktes die Geschäftsführung übertragen: Tomas Cordes ist seit 15 Jahren dort tätig. Eine seiner künftigen Hauptaufgaben sieht er im Marketing. Denn: "Im technischen Bereich sind die Hausaufgaben gemacht. Die Produktentwicklung ist weit fortgeschritten und gerade wieder auf dem Wege, neue Felder zu erschließen. Man wird in diesem Jahr noch viel von uns hören. Das gilt für Produktneuheiten, aber auch für das Marketing. Wir werden es verstärken, um auch unsere Kunden noch zielgerichteter und effektiver zum Erfolg zu führen." Cordes denkt dabei in erster Linie an unternehmenseigene Marketing-Maßnahmen, setzt aber auch auf die Aktivitäten des Deutschen Kork-Verbandes, dessen Sektion Korkbodenbeläge und Deko-Kork er ebenfalls seit kurzem leitet.
Tomas Cordes erlebte die Anfänge des Kork-Marketings vor 15 Jahren. Was bis heute daraus geworden ist, ist bemerkenswert, meint er - mit Blick auf das hohe Maß an Gemeinsamkeit in der Branche und das moderne Marketing. Beides ist mittlerweile selbstverständlich.
Die ersten Anregungen kamen von Amorim: Vor rund 12 Jahren wurden einem staunenden Messe-Publikum Korkböden vorgestellt, die den Versuch wagten, aus der Monotonie der traditionellen Naturfarbe auszubrechen und sich einer kolorierten, ideenreichen Bodengestaltung mit Kork zuzuwenden. Inzwischen gehören farbige und gestylte Korkböden in jede Kollektion. Früh setzte sich das Unternehmen - obgleich bereits weltweiter Marktführer - auch für ein gemeinsames Vorgehen innerhalb der Korkbranche ein und wurde zu einem der Initiatoren des Kork-Logos. Das Kork-Logo wurde zu einem wichtigen Bindeglied der Branchen-Mitglieder untereinander und zu einem maßgeblichen Faktor des Erfolgs: Mittlerweile sind nahezu alle Korkbodenbeläge nach den Maßgaben des Kork-Logos zertifiziert. Das bedeutet, dass sie regelmäßig auf den Prüfstand gestellt und ständig steigenden Anforderungsniveaus anpasst werden. Insgesamt - unterstreicht Cordes - ist es dem Marktführer hoch anzurechnen, dass das Unternehmen der Devise "Gemeinsam sind wir stark" mit zum Durchbruch verholfen habe. Der Marktentwicklung in Deutschland sei dies sehr förderlich gewesen: "Kork ist heute ein ernstzunehmender Wettbewerber, der sich im Rennen um Marktanteile im deutschen Bodenbelagssektor beständig nach vorne gearbeitet hat - ein Erfolg auch des von der Branche gemeinschaftlich getragenen Deutschen Kork-Verbandes in Mainz und seiner Öffentlichkeitsarbeit."
In Deutschland kräftig zugelegt
Seitdem es Korkböden und vor allem Korkfertigparkett gibt, ist Deutschland weltweit der größte und am besten entwickelte Markt für dieses Produkt. Dass die Nachfrage weiter steigerungsfähig ist, belegt die Branchen-Statistik. Eine besonders deutliche Sprache sprechen die Umsatzzahlen von Amorim: Vom Gesamtumsatz in Höhe von 110 Mio. EUR, den der Konzern in seinem Kork-Geschäftsfeld Bodenbeläge/ Wandbeläge/ Dekos in Europa, Asien und Nordamerika 2003 machte, entfielen rund 40 % allein auf Deutschland - real 44 Mio. EUR. Gegenüber dem Vorjahr bedeutete das eine Steigerung "im nicht geringen zweistelligen Bereich", wie Tomas Cordes zurückhaltend umschreibt. Für das laufende Geschäftsjahr deutet sich ein ähnlich gutes Ergebnis an. Im März wurde der höchste Monatsumsatz "seit Firmengedenken" erzielt. In den Folgejahren rechnet das Unternehmen mit möglicherweise moderaterem, aber dennoch weiterhin deutlichem Wachstum.
Das Wachstum in Deutschland basiert im Wesentlichen auf mehrschichtigem Korkfertigparkett, dem wichtigsten Umsatzträger. Sein Anteil liegt gegenwärtig zwischen 60 und 70 %. Die seit Jahren anhaltende Aufwärtsentwicklung, die durch die Einführung der Loc-Verbindung zusätzlichen Schub erhielt, macht Cordes zuversichtlich: "Eine Steigerung auf 75 % ist realistisch". Auch bei Klebekork-Böden - dem klassischen Korkparkett - entwickelt sich die Nachfrage wieder etwas dynamischer: Nach jahrelangem Abwärtstrend und Stag-nation rechnet Amorim Deutschland nunmehr mit "stabilem Wachstum im Bereich von jährlich 3 bis 5 %. "Die Bodenbelagsproduktion an zwei Standorten der Gruppe in Portugal verfügt über eine Kapazität von insgesamt 7,5 Mio. qm, die im vorigen Jahr mit 7,1 Mio. qm nahezu vollständig ausgeschöpft wurde. Von der Gesamtkapazität entfallen 3 Mio. qm - entsprechend ca. 42 % - auf mehrschichtiges Korkfertigparkett. "Es ist aber eine allgemein zu beobachtende Entwicklung, dass der Umsatz bei schwimmend zu verlegenden Korkfertigböden schneller wächst, als bei traditionellem Klebekork", betont Tomas Cordes.
Europa als "Rückgrat" für weltweite Aktivitäten
Das besonders enge Verhältnis zwischen der portugiesischen Konzernmutter und ihrer deutschen Vertriebsgesellschaft in Delmenhorst "lebt" von dem Vorteil, dass sie sich wechselseitig stärken. Einerseits sei Amorim mit 50 % der Weltproduktion der größte Hersteller von Korkprodukten und somit hinsichtlich Produkt- und Marktentwicklung ein starker Partner für einen starken Markt wie Deutschland. Andererseits ist Deutschland mit seinem stattlichen Marktvolumen ausschlaggebend für die hervorragende Stellung Europas innerhalb der weltweiten Export-aktivitäten der Gruppe. Nicht einmal Portugal selbst als "Land der Korkeichen" und "Wiege der Korkproduktion" kann da mithalten: Vor einigen Jahren waren Korkböden dort noch weitgehend unbekannt und kaum abzusetzen. Inzwischen hat sich dies zwar geändert, aber die wichtigeren Umsatzbringer wohnen weiterhin im Norden: Deutsche, Belgier und Niederländer, Skandinavier und Österreicher sind die besten Korkkonsumenten. Das Wachstum in Belgien liegt sogar noch über dem in Deutschland. Dagegen sind die Niederländer, die lange "Spitze" waren, zurückgefallen.
Insgesamt erzielt Amorim 95 % des gesamten Umsatzes mit Korkböden und Wandbelägen aus Kork in Europa. Auf Asien entfallen bisher nur 3 % und Nordamerika 2 % - ein klarer Hinweis auf Aufnahmefähigkeit und Wachstumspotenziale, die man sich verstärkt zunutze machen will. "Die Aktivitäten in allen bereits entwickelten Märkten bleiben ungeschmälert. Gleichzeitig werden aber die unterentwickelten Märkte stärker ins Visier genommen", berichtet Tomas Cordes über die künftige Strategie in Portugal. "Dass Korkparkett und Korkwandbeläge ideal zum asiatischen Wohnen passen, ist bereits bei uns in Deutschland deutlich erkennbar geworden: Der Asia-Wohntrend hat zu verstärktem Interesse an Korkböden und auch Korkwandbelägen geführt", sieht Tomas Cordes gute Chancen in Asien. Gänzliches Neuland in Sachen Korkbodenbeläge betreten die Portugiesen in den USA. Dort soll zunächst der Objektbereich erschlossen werden - aktuell als Abnehmer für hochwertige Produkte und längerfristig als möglicher "Türöffner" zum Endverbraucher.
Zu den Ländern mit hoch eingeschätztem Wachstumspotenzial, in denen Amorim bereits Vertriebsniederlassungen bzw. Repräsentanzen eingerichtet hat, gehören neben Japan, China und den USA auch Russland. Allgemein hat die Zahl der weltweiten Amorim-Außenstellen in letzter Zeit schnell zugenommen und: "Es kommen ständig neue dazu."
Kork und Holz unter drei Marken vereint
Obgleich längst über das angestammte Korkgeschäft und Portugal hinausgewachsen, ist der Mischkonzern im Wesentlichen ein Familienunternehmen geblieben. Das Kerngeschäft mit Korkprodukten, das unter dem Dach der Corticeira Amorim gebündelt ist, befasst sich in sechs Untergliederungen u.a. mit der Herstellung von Flaschenkorken, Korkgranulat, Boden- und Wandbelägen, Dämmstoffen für den Bau, Dekoartikeln für den Innenbereich sowie unterschiedlichsten Korkprodukten, z.B. für militärischen oder medizinischen Einsatz.
Der besonders expansive Bereich der Bodenbeläge wurde rasch über Korkparkett hinaus erweitert um Holzparkett - eine Entscheidung, die zu einer mittlerweile unverzichtbaren Umsatzgröße geführt hat. Insgesamt erzielt die Bodenbelagssparte einschließlich Korkböden, Wandbelägen aus Kork, dem Quarzvinylboden Hovi und Holzparkett jährlich rund 120 Mio. EUR. Dahinter stehen über 7 Mio. qm Korkbeläge und bis zu 2 Mio. qm Mehrschicht- und Massivparkett in Form von Schiffsböden und Landhausdielen.
Die gesamte Produktpalette wird - unter verschiedenen Markennamen, selektiert nach Art und Umfang der Kollektionen sowie gesondert nach Zielgruppen - vertrieben: An den Bodenbelagsgroßhandel (Marke Wicanders), den Holzfachhandel (Marken Ipocork und Ipowood) sowie den DIY-Handel/ Baumärkte (Cork Life). Wicanders bietet die größte Produktauswahl und insbesondere hochwertige (objekttaugliche) Produkte. Ipocork und Ipowood sind mit ihren kleineren Kollektionen speziell auf das Kundenprofil des Holzfachhandels abgestimmt. Der DIY-Bereich wird mit einem schlagkräftigen Sortiment abgedeckt, in dem beispielsweise Kork-Klebeparkett mit Schnelldrehern vertreten ist und Kork-Fertigparkett mit Loc-Verriegelung angeboten wird. Alle Vertriebsformen werden derzeit mit neuen Kollektionen ausgestattet, in denen der farbige Anteil gestärkt worden ist.
50 % des Umsatzes bringen der Bodenbelagsgroßhandel bzw. das Wicanders-Sortiment mit den Korkparkett-Serien Motion, Identity, Elegance, Personality, Sentiments und - ab September 2004 - Originals. Charakteristisch für die meisten Serien ist die breite Auswahl an fein nuancierten Farben (bis zu 21 pro Serie), die nicht deckend aufgetragen werden, sondern das Naturmaterial Kork stets durchscheinen lassen und somit den Kork-Charakter wahren. Dies gilt auch für die Muster, die den Kork in fein granulierter Form (Granit-Optik), zusammen mit Gestaltungseffekten (eingestreute farbige Gummipartikel) oder allein durch den typischen Naturwuchs zur Geltung bringen. "Back to the roots" geht die ab sofort zur Verfügung stehende Kollektion "Originals", die ausschließlich auf die naturgegebenen Farben und Dekore setzt. Alle Serien sind mit Loc-Verriegelungssystem ausgerüstet und wahlweise erhältlich in den Ausführungen "100" (dreischichtig aufgebautes Kork-Fertigparkett, wohnfertig versiegelt) und "1000" (dreischichtiges Kork-Fertigparkett mit 0,5 mm-Vinyl-Overlay) bzw. "200" (Korkparkett zum vollflächigen Verkleben, 600 x 600 mm oder 600 x 300 mm, 6 mm starker Presskork-Träger mit dekorativem Natur-Kork-Furnier, versiegelt) und "2000" (dito mit Gegenzug aus Vinyl-Folie und hochstrapazierfähigem Vinyl-Overlay).
Außer auf Produkterneuerung setzt Amorim beim Marketing in Deutschland auf Optimierung: Materialeigenschaften und Produktvorzüge sollen noch wirkungsvoller vermittelt werden, der Kundenservice in Form von Betreuung und Schulung soll intensiviert werden, das eigene Produktangebot wird in den kommenden Monaten um interessante Neuansätze erweitert, und Externe wie Henkel, Bona, Osmo werden mit ins Boot geholt, um Synergieeffekte zu nutzen. "Alles ist darauf gerichtet, das Gesamtangebot so attraktiv wie möglich zu gestalten und breite Akzeptanz zu erlangen", betont der Geschäftsführer Tomas Cordes.
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Parkett Magazin 04/04
(Wirtschaft)