So wird Laminat das Klack-Klack abgewöhnt.

Trittschall, Raumschall, Gehschall

Laminatbeläge sind extrem hart, werden schwimmend verlegt und sind deshalb laut - ein Produktnachteil, bei dem die Entwicklungsabteilungen aller Anbieter gefordert sind. Ergebnis sind Schallschutzsysteme verschiedenster Art. Dabei hat jeder Hersteller in der Vergangenheit an Produkt-Systemen gewerkelt, die mit eigenen Messungen und Schlagworten für einen Vorsprung im Wettbewerb sorgen sollten. Willkürlich wurden dabei die Begriffe Trittschall und Raumschall durcheinander geworfen. Der Verbraucher - so die Meinung - könne beides ohnehin nicht auseinander halten. ParkettMagazin erklärt Problematik und Begriffe.

Gerade Marketingleute und Außendienstler scherten sich selten um die Frage, welche Geräuschentwicklung "ihr" Laminatboden tatsächlich zu dämmen in der Lage ist. "Trittschall" war und ist das am häufigsten gebrauchte Wort - doch meist am falschen Platz. Denn Trittschall bezieht sich auf Geräusche, die in einem Raum unterhalb des verlegten Bodens vernommen werden - durch die Decke hindurch. Und dort ist in erster Linie der Deckenaufbau für eine Dämmung verantwortlich. Die Kaschierung auf der Laminatbodenrückseite ändert kaum etwas am Trittschall.

Worum es den Laminatbodenherstellern eigentlich geht, ist der Raumschall - mitunter auch Gehschall oder Luftschall genannt. Leise soll er sein und an einen massiven Parkettboden erinnern. Deshalb zielen Kaschierungen und Unterlagen darauf ab, die Gehgeräusche auf dem schwimmend verlegten Laminat in tiefere Hörfrequenzen zu verschieben. Weil die Testmethoden unterschiedlich sind, lassen sich aber weder die angegebenen Werte noch die verschiedenen Laminatmarken miteinander vergleichen. Ganz subjektiv wird es gar, wenn Hersteller Leute von der Straße holen und in einer kurzen "Hörprobe" über unterschiedliche Laminatböden laufen lassen.

Das alles hat in der Branche zu Missgunst und Gerüchten geführt, etwa wie: Es würden bei der Konkurrenz andere Unterlagen aufkaschiert, als vorher getestet und mit Prüfzeugnis versehen wurden! Doch so viel Argwohn braucht man nicht zu hegen, um heiße Debatten auszulösen. Allein die technische Frage, was überhaupt Schall dämmen könne, sorgt für Differenzen. "Erzählt man Ihnen beim Unterlagenkauf "leichte Märchen"?", fragt ein Hersteller für akustische Unterlagen provokant und sagt auch gleich, worauf es wirklich ankommt: "Nur Gewicht und Dichte einer Unterlage dämmen den Luftschall."

Doch dieses "physikalische Gesetz" wird von manchen Entwicklungslabors in Frage gestellt. Da will man Bewegungsenergie in Wärme umwandeln, das Geräusch in der Kaschierung "zerstreuen" oder anderweitig auffangen und in tiefe Frequenzen verlagern. Dabei ist die grundsätzliche Problemlösung einfach: Eine Unterlage sollte eine möglichst enge Verbindung zum Unterboden herstellen, damit weder Hohlräume als Resonanzkörper entstehen, noch der Laminatboden in Schwingungen versetzt wird.

Eine treffende Beschreibung liefert Hamberger: "Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, eine Schwingung in den Griff zu bekommen. Das kann dadurch erfolgen, dass das Laminatbodenelement so starr wird, dass es nicht schwingen kann. Da das Element aber durch die Eigenschaften der HDF-Platte definiert ist, kann die Schwingung nur durch eine schwergewichtige rückseitig kaschierte Matte eingeschränkt werden. Die schwerste rückseitige Matte wäre der Estrich bzw. die Betondecke. Dieser Effekt wird bei der vollflächigen Verklebung genutzt. Neuere Entwicklungen versuchen, diesen Effekt dadurch zu erzeugen, indem eine sehr dünne und elastische Schicht auf der Rückseite aufgebracht und damit ein Kontakt zwischen Laminatfussboden und Estrich ähnlich einer Verklebung hergestellt wird. Dabei wird aber der Körperschall der Decke angeregt, was sich negativ auf den Trittschall auswirken kann.

Ein zweites Kriterium bei der Raumschalldämmung ist die Elastizität der Unterlage. Liegt die starre Platte auf einer elastischen Unterlage, so kann diese deren Schwingung abfangen. Die Matte darf aber nicht zu weich-elastisch sein, da dann andere negative Effekte in Bezug auf Stuhlrollentest und Auszugsfestigkeit auftreten. Unterlagen, die nicht den Estrich zur Schallreduzierung nutzen, sollten deshalb zwei Eigenschaften haben: Masse und Elastizität."

EPLF bekennt sich zu "Sone"

Um dem Wildwuchs ein Ende zu setzen, haben sich Hersteller zusammen gesetzt und im Rahmen der EPLF ein einheitliches Bewertungssystem für die Geräuschentwicklung von Laminatböden entwickelt. Auf dem Europäischen Laminatkongress Mitte April 2004 in Berlin gab es dazu noch keine abschließenden Aussagen, doch bereits auf einer EPLF-Sitzung im Mai wurde folgendes festgelegt:

Die menschliche Wahrnehmung der Geräusche beim Begehen eines Laminatbodens wird in der Lautstärke-Einheit "Sone" ermittelt. Dazu muss zunächst der Schalldruck in dem mit Laminatboden ausgelegten Prüfraum gemessen werden. Das geschieht in Dezibel (dB). Die Frequenz der Geräuschquelle wird über ein sogenanntes "tri-octave-band" aufgezeichnet, das heißt, hier wird eine gleichmäßige, durchgehende Geräuschenergie per Oktave gemessen. Aus diesen Messergebnissen wird die von einem menschlichen Ohr wahrgenommene Lautstärke berechnet. Dabei geht es vor allem um "kritische Frequenzbereiche", die der deutsche Forscher Zwicker in den 50er und 60er Jahren untersucht hat und die in "Bark" angegeben werden. Aus deren Kurvenverlauf wiederum wird die Sone-Einheit errechnet. Im Ergebnis hat man nun eine lineare Lautstärkenkurve (Sone per Bark). In der Grafik schließlich stellt die gesamte Fläche unterhalb dieser Kurve die totale Lautstärke dar.

Das klingt alles sehr kompliziert. Entscheidend ist, dass alle Laminatbodenhersteller, die sich auf diese Sone-Kriterien geeinigt haben, nun im Bezug auf die Geräuschentwicklung ihrer Laminatböden und Kaschierungen verglichen werden können. Das ist offenbar nicht jedem Hersteller recht. Viele haben sich noch nicht zur Teilnahme an diesem System durchringen können.

Neuerungen gibt es auch in der Prüfanordnung. Das Prüfinstrument, mit dem die Geräusche auf dem Boden erzeugt werden, ist nach wie vor eine Hammermaschine. Da dieses Gerät aber selbst störenden Lärm entfaltet, wird die Schalldruckkurve des begangenen Laminatbodens nur zwischen 250-6.300 Hz bewertet. Um den Eigenschall der Hammermaschine zu reduzieren, wird zudem ein "Hut" aufgestellt. Weil auch der Messraum ein Echo gibt, das man zwar messen, aber nicht unbeschränkt herausrechnen kann, werden Räume mit weniger als 30 Kubikmeter Inhalt nicht als Prüfräume zugelassen.

Von besonderer Bedeutung ist letztlich die Festlegung eines Null-Bodens. Seine Werte gelten als Referenz. Jeder getestete Laminatboden kann nun in seiner Abweichung vom Null-Boden angegeben werden. Dazu soll künftig eine Tabelle dienen, die in Klassen aufgeteilt sein wird. Voraussetzung für die Aufnahme in Klasse A ist dann eine Schallverbesserung von 0-10% gegenüber dem Referenzboden.
aus Parkett Magazin 03/04 (Wirtschaft)