Plyboo

Bambus bietet interessante Margen

Bambusböden haben auf dem deutschen Markt eine schwierige Zeit hinter sich. Schlecht verarbeitete Produkte haben diesem Bodenbelag den Ruf häufiger Schadensfälle eingebracht. Jeder Sachverständige hat solch einen Fall im Hinterkopf. Deshalb fassen viele Parkettleger Bambus auch heute noch ungern an.

Dass diese Sorgen unbegründet sind, meint der niederländische Hersteller und Bambusimporteur Plyboo. Das Unternehmen aus Callantsoog und Schellinkhout hat die Höhen und Tiefen von Bambusprodukten miterlebt - und überstanden. Jetzt sind die Holländer im Aufwind. "Wir haben eine gute Präsenz auf dem Markt und wollen diese erweitern", sagt Geschäftsführer Hein de Wit.

England, Niederlande und Deutschland sind die Hauptmärkte, Österreich und die Schweiz neu hinzugekommen. In Holland operiert Plyboo Niederlande als eigenständiger Vertrieb, getrennt vom Hersteller. In Schottland gibt es ein Büro, das wiederum dem Hersteller Plyboo unterstellt ist. Und in jedem Teil Deutschlands ist ein Handelsvertreter tätig, der Großhändler betreut.

Dass Bambusböden weitgehend unproblematisch mit vielen Vorzügen sind, davon müssen viele Parkettleger aber erst noch überzeugt werden. Beim Endverbraucher gibt es weniger Hemmschwellen. Hier gilt Bambus als exotisch dekorative Einrichtungswahl - vorausgesetzt, der Verbraucher hat die Gelegenheit gehabt, eine Ausstellungsfläche mit Bambusparkett zu sehen. Dann wird der helle Bambusboden mit seinem Nodien-Design als raumgestalterische Alternative zu Buche, Ahorn oder Eiche wahrgenommen. Die Optik, weiß Plyboo, ist für Verbraucher wichtigstes Kaufkriterium. Auf den Plätzen folgen der Preis und die Dauerhaftigkeit des Bambusparketts. Der Ökologie-Aspekt kommt erst an vierter Stelle, obgleich Bambus als schnell nachwachsender Rohstoff aus Plantagenwirtschaft dem langsam wachsenden Holz hier voraus ist.

Großhandel muss überzeugen

Überzeugungsarbeit beim Parkettleger will Plyboo gerne leisten. Das geht in Deutschland allerdings nur über Vertriebspartner, die das Bambus-Know-how an ihre Kunden weitergeben. Mit einem Stamm von 20 Mitarbeitern in Holland kann Plyboo solche Beratung allein nicht flächendeckend durchführen. Überwiegend Holzgroßhändler sind es daher, mit denen Plyboo im Vertrieb zusammen arbeitet.

Ursprünglich hatten es die Holländer auch über Direktvertrieb und den Aufbau eines Netzes von Einzelhändlern versucht, doch der Weg führte zurück zum Großhandel. Vertriebsleiter Michael van Houten: "Das liegt zum einen daran, dass der Bodenbereich für Holzhändler immer lukrativer wird, zum anderen sind jetzt auch die Margen bei Bambusparkett interessant." Hier nun macht Plyboo Schulungen in Sachen Bambus oder übernimmt in wichtigen Fälle sogar selbst einmal die Beratung. Die Leitung der deutschen Handelsvertreter obliegt Steffen Heinrich. Als Marketing-Unterstützung bietet Plyboo Broschüren, die derzeit überarbeitet werden. Interessant sind auch die speziellen Objektkarten im DIN A 4-Format mit allen Informationen, die Architekten benötigen.

Plyboo liefert Bambusparkett unter eigenem Namen, als Eigenmarke oder No-Name-Produkt an Großhändler wie ZEG, Bau-Müller und etwa 30 weitere Unternehmen. Zur Produktpalette zählen auch Halbfertigfabrikate, Bambusplatten und Bambusfurniere für die Möbelindustrie, sowie Leisten und Handläufe für Treppen. Außerdem ist Plyboo nach eigenen Angaben "hauptsächlicher Lieferant der deutschen Parkettindustrie" für Bambus-Decklamellen.

Die Holländer sind stolz auf die Qualität ihrer Produkte. Die Herstellung von Bambusfurnier etwa - gerade dort gefragt, wo die Kombination von Bambusboden mit Tür- oder Möbeldesign gewünscht ist - ist ein komplexer Prozess, weil das harte, blockverleimte Bambus "aufgeweicht" werden muss, bevor es unter das Furniermesser kommt.

Ein besonders stabiles Produkt ist auch die massive Bambusdiele. Ihr Aufbau gleicht einem Dreischichtparkett. Jede der drei Lagen allerdings besteht aus reinem Bambus.

Plyboo setzt auf einen Trend zur Materialgleichheit: Boden aus Bambus und Treppe aus Bambus, dazu etwa Bambus-Möbel oder eine Heizungsverkleidung aus Bambus - für all diese Anwendungszwecke hat das Unternehmen ein passenden Produkt. Als aktuelle Referenz gilt das BMW-Design Zentrum in München. Hier wurde zunächst der Boden in Bambus ausgeführt, dann kamen - weil die Optik es geradezu einforderte - Fensterbänke aus dem gleichen Material hinzu.
Fehlerquellen minimieren

Die Qualitätskontrolle beginnt im Ursprungsland des Bambus - in China. Über Joint Ventures mit ortsansässigen Unternehmen hat Plyboo Voraussetzungen geschaffen, den Weg des Bambus von der Plantage bis in die Verarbeitung zu überwachen. Mindestens fünf Jahre alt muss ein Bambusstamm sein und nicht jeder Teil seines Wuchses eignet sich für die Parkettproduktion. Auch auf die Bambusart ist zu achten. Eine Charge mit unterschiedlichen Bambussorten und Altersstufen trägt die Gefahr des Schadensfalles ebenso in sich, wie ein mehrschichtiger Bambusaufbau, bei dem zu viel Leim verwendet wurde.

Plyboo kann diese Fehlerquellen ausschließen. Nachdem die Holländer eigene Experten in das niederländisch-chinesische Joint Venture integriert haben, ist die Qualität des Rohmaterials garantiert. Hein de Wit: "Überdies bezahlen wir zusätzliche Fachleute, um das Produkt zu kontrollieren.

Diese Spezialisten sind unabhängig vom Joint Venture. Denn soviel muss Plyboo einräumen: Die chinesische Seite des Unternehmens ist in erster Linie am Mengenverkauf interessiert, die Holländer dagegen drängen auf die Entwicklung neuer Techniken und Produkte für den europäischen Markt.

Die Produktion des Bambusparketts findet überwiegend in China statt. Profiliert wird auf einer Homag-Anlage, die in eine Bearbeitungsstraße taiwanesischer Herkunft integriert ist. Die Lack-Behandlung der Oberflächen wird mit UV-Lacken von Treffert ausgeführt, bei Ölen dagegen ist Plyboo vom UV-Öl zum lufttrocknenden Öl zurückgekehrt.

Natürlich ist das Bambusparkett auch mit roh belassener Oberfläche erhältlich, wird teilweise in Europa versiegelt (u.a. bei Floor & Panel Finishing).

Auf Wunsch sind von weiß geölt bis kaffeebraun alle machbaren Varianten erhältlich. Bei der Erstpflege rät Plyboo zu einem Pflegeöl mit wenig Festkörperanteil, da Bambus über ein geringes Aufnahmevermögen verfügt. Um einen guten Schutz zu erhalten, sollte der Pflegefilm dann zwei- oder dreimal aufgetragen werden.


Plyboo-Produkte

- Bambusparkettstab 920 x 92 x 15 mm
- Bambusmassivdiele 1.820 x 154 x 15 mm, dreischichtig aus Bambus aufgebaut, für schwimmenden Verlegung
- 2-Schichtstab 920 x 92 x 10 mm, aus Bambus
- Bambusmehrschichtparkett auf Fichte-Pappel-Träger, 15 mm dick mit 4 mm Nutzschicht
- 2-Schichtstab 490 x 70 x 10 aus Bambus speziell für den deutschen Markt
- Tapis-Parkett ohne Nut und Feder für Verklebung/ Nagelung auf Spanplatte (in Holland)
- Bambusdecklamellen für die Parkettindustrie
- Bambus-Rohstreifen Abmessung bis 2.500 mm Länge, 20 mm breit, 5 mm dick
- Bambusplatten, 1- bis 5-schichtig
- Bambus-Leisten, Handläufe für Treppenstufen
- Bambusfurnier, 62 cm breit, blockverleimt und gemessert


Plyboo - Das Unternehmen

1988 erste Bambusprodukte für den Innenausbau

Heute: Boden 60 %, Platten & Furniere 40 %

Zielgruppen: Parkettgroßhändler, Möbelindustrie,Tischler-Sonderanfertigungen
Mitarbeiter:
- 20 in Callantsoog und Schellinkhout, NL,
- 5 in China für Entwicklung, Management, Produktkontrolle,
- 2 in Schottland
- sowie Vertreter in den Vertriebsstrukturen
aus Parkett Magazin 03/04 (Wirtschaft)