Steirer Parkett
Eigenproduktion für Bilaflor aufgebaut
Drei Eckdaten markieren die kurze Zeit, in der die Scheucher Holzindustrie mit ihrem Steirer Parkett in Österreich und europäischen Ländern Fuß fassen konnte: Der Aufnahme der Fertigparkettproduktion 1997 mit einer Anfangskapazität von 500.000 qm, drei Jahre später die Kapazitätsverdoppelung auf 1 Mio. qm und wiederum drei Jahre später die eigenen Produktionsanlagen für die Novoloc-Variante des Steirer Parketts.
Gleichzeitig mit Novoloc startete das als Handelsware ins Sortiment aufgenommene Zweischichtparkett Bilaflor eine steile Karriere. Diese soll nunmehr in Eigenproduktion auf der Basis von 500.000 qm jährlich weiterentwickelt werden. Steirer Parkett rechnet 2004 erneut mit einem zweistelligen Umsatzplus. Das 1. Quartal entsprach bereits den Erwartungen. Für den Rest des Jahres soll eine Produktionssteigerung zusätzlichen Schub bringen.
Zuwachs in Deutschland
Das Ziel, die Gesamtkapazität von 1,5 Mio. qm im Drei-Schicht-Betrieb auszuschöpfen, scheint erreichbar. Mit einem Umsatzwachstum von exakt 16 % war 2003 für Steirer Parkett "ein gutes Jahr". Wesentlichen Anteil an diesem Ergebnis hatte der heimische Markt, zu dem an der Seite von Österreich "eigentlich auch Deutschland und Südtirol zählen". Tatsächlich fließen das deutsche und italienische Ergebnis jedoch in die Exportstatistik ein, die 2003 insgesamt um 12 % zunahm, in Deutschland sogar um bemerkenswerte 15 %. Bei einer Exportquote von 80 % gelangt damit ein Drittel der Gesamtexportmenge nach Deutschland. Von einigen "weißen Flecken" abgesehen - vor allem im Norden - ist Steirer Parkett in Deutschland flächendeckend vertreten. Im Vordergrund steht dabei der eigene Name. Vor Händlermarken sind hohe Einstiegshürden gesetzt: Freigegeben sind nur wenige Standardartikel mit hohen Drehzahlerwartungen bei Min-destabnahmemengen ab 60.000 qm. Dennoch sind diese Steirer-Produkte beim Handel begehrt und am guten Umsatzergebnis mit 15 bis 20 % beteiligt.
Zu den Export- Highlights in Westeuropa zählten 2003 vor allem Großbritannien und Spanien. In diesen Ländern wurden zweistellige Zuwachsraten erzielt. Die Zukunft sieht Marketingleiter Johann Graupp weniger in fernen Märkten wie China. Lediglich in Hongkong sei Scheucher "gut ins Geschäft gekommen". Das Hauptaugenmerk richtet sich vielmehr auf Osteuropa. Damit in Zusammenhang stehen die Investitionen in eine eigene Zweischicht-Fertigung. Denn: "Zweischichtparkett ist in Osteuropa ein wichtiges Thema geworden".
Schritte in Richtung Osteuropa wurden schon vor einiger Zeit unternommen. Dazu Graupp: "Der Export zieht merklich an; der Anteil osteuropäischer Länder an der Exportquote von Steirer Parkett beträgt jetzt bis zu 8 %." In der slowakischen Hauptstadt Bratislava wird Steirer Parkett demnächst einen Ausstellungsraum eröffnen, dem ein weiterer in Trnava folgen soll.
Novoloc auf dem Vormarsch
"Es hat sich in der Produktion wie im Vertrieb stets als vorteilhaft erwiesen, wenn Qualität und Lieferzuverlässigkeit der eigenen Regie und Verantwortung unterliegen", betont Graupp. Dieser Weg wurde 2003, als die Eigenproduktion für das Novoloc-Parkett anlief, erfolgreich beschritten und wird nun mit Bilaflor fortgesetzt.
Sein Novoloc-Parkett weiß Scheucher "mit der Berry-Lizenz auf der sicheren Seite". Bei den technischen Eigenschaften werden die stabile, bruchfeste und hydrophobierte Stirnseiten-Konstruktion, die längsseitige hohe Zugfestigkeit (3.200 kg über die gesamte Länge) und die klimagetestete Resistenz gegen Fugen- und Rissbildung hervorgehoben. Damit wird Novoloc als geeignet für "eine großflächige Verlegung in allen Richtungen ohne Berücksichtigung der 8-m-Grenze für Dehnungsfugen" sowie für Fußbodenheizung angeboten.
Steirer Parkett ist zu etwa 88 % Schiffsboden-Mehrschichtparkett, erhältlich in 18 Holzarten und insgesamt 110 Produktvarianten. Bei Landhausdielen zählt sich Scheucher zu den "stärksten Anbietern unter allen Fertigparkettherstellern". Die Produktion erfolgt unter anderem mit Hilfe einer opto-elektronischen Sortierung (Woodeye). Dem schnellen Durchlauf von rund 120 Lamellen pro Minute, die in der Regel drei Sortierungen zugewiesen werden, geht jedoch eine konventionelle Sortierung voraus. Eine abschließende Sichtkontrolle folgt.
Jede gewünschte Decklage
Scheucher arbeitet mit Rohfriesen, die größtenteils aus Nachbarländern bezogen werden. Die Rohfriesenlagerung ist durch zusätzliche überdachte Lagerflächen optimiert worden. Die Trocknungskapazität wird ständig erweitert. Das höchstes Kapital des Unternehmens und ein wesentlicher Rückhalt für eine flexible Produktion ist das klimatisierte Lager für Deckschichten. Es ist mit einem ständigen Bestand bis 130.000 qm weitaus wertvoller als das Fertigwarenlager. Der Mindestbestand beträgt 100.000 qm - etwa 10 % des Gesamtverbrauchs. Damit ist der Zugriff auf jede Holzart möglich. Scheucher ist in die Lage, aus der Decklagenreserve kleine Kommissionen prompt zu liefern. "Kommissionen machen bereits einen Anteil von 65 % aus. In Anspruch genommen wird die gesamte Angebotspalette aller 22 Hölzer", erläutert Graupp. Gefragt sind Obsthölzer - die Birne hat die Esche schon hinter sich gelassen. Sprunghaft gestiegen ist das Interesse an kerngeräucherter Eiche. Steirer Parkett hat in Zusammenarbeit mit dem österreichischen Hersteller Natural Naturfarben schon früh einen relativ hohen Anteil geölter Oberflächen erreicht und liegt heute mit 15 % im Spitzenfeld der Fertigparketthersteller.
Hier wird konventionell geölt und luftgetrocknet - nach einem hochentwickelten, in allen Feinheiten erprobten Verfahren. Um eine möglichst gute Eindringtiefe und wirksamen Oberflächenschutz zu erreichen, werden die Parkettelemente infrarot-erhitzt, damit sich die Poren öffnen und für den ersten Ölauftrag besonders aufnahmefähig werden. Dann folgen zwei weitere Aufträge mit Naturöl, das beim letzten Gang mit etwas Wachs versetzt ist. Die Elemente fahren so - "luftig" gestapelt - in den knapp 50 m hohen Trockenturm ein. Der gesamte Prozess dauert rund eine Stunde. Ein UV-Lack-Durchlauf (hier arbeitet Steirer Parkett mit dem Bona-System) ist dagegen in rund 2,5 Minuten beendet.
aus
Parkett Magazin 03/04
(Wirtschaft)