Lehrlingswarte- und Berufsschullehrer-Tagung bei Henkel/Thomsit
Gleich Chef werden - oder zuerst Lehrling?
Mit 40 Teilnehmern war die Zentralverbands-Tagung der Lehrlingswarte- und Berufsschullehrer gut besucht. Gastgeber Thomsit äußerte sich anerkennend über die Veranstaltung: "Eine solche Zusammenarbeit von Innungen und Berufsschulen gibt es in keinem anderen Gewerk." Für das Parkettlegerhandwerk war es bereits die 15. Tagung. Das erste Treffen fand 1987 bei Hazet in Zapfendorf statt.
Im ersten Teil der Tagung ging es um produkttechnische Informationen, danach um Ausbildungsfragen unter betrieblichen und schulischen Aspekten und schließlich um handwerks- und verbandspolitische Probleme. Für "Interna" blieb wenig Zeit. Deshalb wurde vorgeschlagen, die Veranstaltung künftig bis zum Vormittag des Folgetages zu verlängern.
Die Idee, sich nur alle zwei Jahre zu treffen, fand keine Zustimmung.
Parkettlegern ist der Status eines Vollhandwerkers aberkannt worden. Die Folgen dieser neuen Gesetzgebung sind noch nicht ins Bewusstsein gedrungen und teilweise nicht einmal absehbar. Heinz Brehm: "Der ZDH und die HwK haben uns verkauft. Wir sind in der Anlage B 1 völlig nackt. Auch wer keinen Meisterbrief hat, bekommt jetzt als Parkettleger automatisch den B 1-Schein."
Deutliche Worte fand der schleswig-holsteinische Lehrlingswart Schnack: "Es muss klar erkannt und benannt werden, dass hinter der jetzigen Situation die Industrie steht, die ihre Vertriebsformen erweitern will. Folglich sind Gewerke mit starker Abhängigkeit von Industrieprodukten, die immer mehr Richtung Heimwerkerprodukte entwickelt werden, in die Anlage B verwiesen worden, untergeordnete Gewerke, die für die Industrie wenig ergiebig sind, dagegen nicht". Schnacks Resümee: "Die jetzt durchgesetzte Situation ist vom Deutschen Industrie- und Handelstag DIHT jahrelang vorbereitet worden. Auch unsere "Partner des Handwerks" haben daran mitgewirkt und uns das Wasser abgegraben".
Fatal, warnt Schnack, ist die neue Regelung für Jugendliche: "Sie stehen vor der Alternative, ob sie gleich Chef werden wollen oder zuerst Lehrling." In jedem Falle werde es nach Satzungslage unvermeidbar sein, künftig auch Ungelernte in die Innungen aufzunehmen. Für eine reguläre Ausbildung zu werben, werde zunehmend schwieriger: "Ich befinde mich in einem Erklärungsnotstand. Außer Tradition und Qualität fallen mir keine Argumente ein."
Oberstudienrat Karl Remmert vom BBZ Stade riet dazu, auf Herabstufung nicht mit Resig-nation zu reagieren. "Wir müssen jetzt mit Ausbildung und Meisterqualifikation auftrumpfen" forderte er - auch im Hinblick auf die wachsende Zahl von Privatanbietern, die Ausbildungen gewerblich anbieten. Remmert vermutet eine hohe Dunkelziffer an Absolventen. Immerhin würde über "teilweise gute Erfahrungen" mit solchen Schülern berichtet.
Heinz Brehm, der berichtete, dass Ausbildungspläne zunächst unverändert bleiben, staatlicherseits allerdings eine Verkürzung der Ausbildungszeit angestrebt würde, sieht keine Alternative: "Wir müssen ausbilden, wir haben keine Wahl". Gleichzeitig unterstrich er die Notwendigkeit, "kritischer" auszuwählen. Ein Eignungstest für Auszubildende, den Brehm zur Diskussion stellte, fand jedoch keine allseitige Zustimmung. Die gestellten Aufgaben seien zu schwierig. Ein solcher Test - so die Befürchtung - könnte zu einem weiteren Rückgang der Lehrlingszahlen führen.
aus
Parkett Magazin 03/04
(Wirtschaft)