Parkettfabrik Drüsedau präsentiert Produktneuheiten
Die "Kellerwald-Diele" nimmt Fahrt auf
Die "Kellerwald-Diele" gab dem Parkett-, Dielen- und Leistenhersteller Drüsedau & Müller einen kräftigen Schub. Aber auch vorher machte sich das Unternehmen bereits einen Namen: Als Spezialist für Stabparkett in Sondermaßen, Sonderhölzern, Sondermengen - bis hin zur Kleinstanfertigung.
Händlertage, die in lockeren Abständen veranstaltet werden, vermitteln Einblicke in die Produktionsabläufe und das umfangreiche Produktangebot bei Drüsedau in Jesberg-Densberg - einem kleinen Ort in Hessen, der "am Kellerwald" liegt. Das ca. 800 ha große Forstareal mit ergiebigem Eichen- und Buchenbestand wird nach den Maßgaben des PEFC bewirtschaftet.
In dieser bis heute wirtschaftlich nicht verwöhnten, "hinterwäldlerischen" Ecke hat sich die Parkett- und Leistenfabrik Drüsedau & Müller kontinuierlich weiter entwickelt. Umsatzzuwächse in den vergangenen Jahren machten Investitionen erforderlich; derzeit wird eine zusätzliche Lagerhalle errichtet. Fast geniert sich Alexander Drüsedau ein wenig, dass er von der allgemein schlechten Wirtschaftslage in der Parkettindustrie "eigentlich noch gar nichts zu spüren bekommen" habe.
Den Teilnehmern des Händlertages, dem ein Informationsabend für Handwerker vorausging, zeigte sich Drüsedau als relativ kleines, familiengeführtes Unternehmen, das sich der "Nische" widmet. Der Kundenschwerpunkt liegt beim ökologisch ausgerichteten Baustoffhandel: Auffällig viele junge Teilnehmer und "bekennende" Firmennamen deuteten darauf hin.
Massive Dielen und Leisten
Die Faktoren, die der Parkett- und Leistenfabrik Drüsedau über 56 Jahre hinweg zum heutigen Erfolg verhalfen, lassen sich auf einen Nenner bringen: Zur richtigen Zeit wurden die richtigen Entscheidungen getroffen. Das begann in den frühen 50er Jahren, als die "Brennholz- und Bohnenstangen-Herstellung" mit Bauwerk-Lizenz zu einem der allerersten Mosaikparketthersteller in Deutschland wurde. Im Frühjahr 2001, als sich die wirtschaftliche Situation für die heimische Mosaikparkettproduktion bedrohlich zuspitzte, wurde diese Produktion ausgelagert nach Polen, wo sich Drüsedau schon vor zehn Jahren vorausschauend in ein Sägewerk und eine Produktionsstätte für Massivparkett eingekauft hatte. Inzwischen befinden sich beide Werke in Polen im alleinigen Besitz der Familie.
In Jesberg-Densberg ist derweil in die aufstrebende Produktsparte Massivdielen investiert worden. Einen wichtigen Meilenstein setzte überdies der kürzlich vollzogene Generationswechsel. Wolfgang Drüsedau ist weiterhin zuständig für den Holzeinkauf und für die beiden Werke in Polen, damit aber "nur" noch Zulieferer für die Parkettfabrik in Jesberg-Densberg, deren alleiniger Eigentümer und Geschäftsführer jetzt Alexander Drüsedau ist.
Das gesamte Produktionsvolumen des Unternehmens beziffert sich auf jährlich ca. 70.000 qm Massivdielen, 50.000 qm Mosaik- und Hochkantlamellenparkett, 25.000 qm Stabparkett und 500.000 lfm Leisten. Das bedeutet: Die Dielenherstellung, die vor wenigen Jahren gestartet wurde, ist mit der "Kellerwald-Diele" in Führung gegangen. Die Mosaikparkettproduktion profitiert vom frühzeitigen Engagement des Unternehmens in Polen. Und die kleine, aber feine Stabparkettproduktion bietet wesentlichen Rückhalt für die uneingeschränkte Flexibilität, mit der Drüsedau seine Position errungen hat und halten will.
Sonderanfertigungen und Sonderhölzer bleiben eine Stärke des Unternehmens. Mögen andere lächeln - "ein Auftrag über wenige Einzelstäbe für Reparaturzwecke wird ebenso ernst genommen wie der Kunde, der aus unserem Stabparkett anspruchsvolle Tafelböden für die Verlegung in Schlössern herstellt", unterstreicht Alexander Drüsedau nachdrücklich.
Um auf individuelle Wünsche schnell reagieren zu können, hält Drüsedau ein umfangreiches Lager für Schnittholz und Halbfertigfabrikate vor. Drei klimatisierte, prall gefüllte Lagerhallen reichen nicht mehr aus; die vierte, derzeit im Bau befindliche Halle wird die Lagerkapazität beträchtlich erhöhen. Die Halbfertigfabrikate sind so vorbereitet, dass sie sofort in die Produktion eingeführt werden können, um die laufende Nachfrage nach den Standardprodukten, aber auch spezielle Sonderwünsche befriedigen oder Just-in-Time-Lieferungen ausführen zu können. Eine Produktion "auf Halde" gibt es nicht. "Dafür ist schon das reguläre Lieferprogramm viel zu umfangreich", betont Alexander Drüsedau.
Vom Kellerwald nach Polen und zurück
Obgleich Schnittholz auch zugekauft werden muss, bietet das eigene Sägewerk in Polen einen wichtigen Rückhalt für die Rohstoffversorgung. Rundholz aus dem Kellerwald wird dorthin transportiert, denn der Holzeinkauf in Polen ist teuer. Für das innerbetriebliche Hin und Her zwischen Deutschland und Polen ist ein eigener Lkw im Dauereinsatz. Das hohe Aufkommen an zollpflichtiger Ware führte zu einem amtlichen Entgegenkommen: Das Drüsedau-Betriebsgelände hat die Funktion eines Zollhofs für Jesberg und Umgebung.
Die in Polen besäumte Schnittware wird dort getrocknet und - speziell im Hinblick auf die Dielenproduktion in Jesberg - vorgehobelt. Die Möglichkeit, vom Rohholzeinkauf über die Schnittholzherstellung und -lieferung bis zum fertigen Produkt lückenlos Einfluss nehmen zu können, schafft Sicherheit und bewirkt Qualität.
In den Herstellungsprozess für die inzwischen zum Hauptprodukt avancierte Kellerwald-Diele wurde kräftig investiert. Herzstück der Produktionsanlage ist der Hydromat, ein Hobelautomat, dessen sechs Messer im Hobelkopf mit Hilfe von Wasser absolut synchron arbeiten und sich auf 20tel Millimeter exakt einstellen lassen. Der gefürchtete Wellenschliff wird so vermieden und macht Schleifen überflüssig. Entsprechend der Zusage, auch Sonderwünsche zu erfüllen, arbeitet Drüsedau ferner mit einem Profilautomaten, mit dem selbst bei kleineren Chargen nach Wunsch ausgefallene Profile herzustellen sind.
Über 30 % Sonderanfertigungen
Der Dielenproduktion nachgeordnet ist die Stab- bzw. Nagelparkettherstellung. Drüsedau gehört zu den wenigen Massivparkettproduzenten, die das ringsum genutete Stabparkett für die Verlegung mit loser Feder anbieten. Dieses "Nischenprodukt" übernehmen sechs namhafte deutsche Hersteller, die selber nur noch Stabparkett mit Nut/Feder herstellen, in ihr Sortiment. Gleiches gilt für Sondermaße.
Beweglichkeit bei der Herstellung von Sonderprodukten hat bei Drüsedau dazu geführt, dass heute ein Drittel der Produktion nach Vorgaben von Architekten, Bauherren usw. erfolgt. "Die Sonderanfertigung wird immer mehr zur Regel", sagt Alexander Drüsedau.
Das Unternehmen beschäftigt im Sägewerk, im Mosaikparkettwerk und in der Leistenherstellung in Polen 75 Mitarbeiter. Die 35 Beschäftigten in Jesberg-Densberg, darunter viele "Langjährige", sind in der Produktion sowie im kaufmännischen Bereich tätig. In der Region gilt Drüsedau als größter Parkettgroßhändler, der neben seinen eigenen Produkten auch Handelsware (neu: "Drüsedau Zwo", ein Zweischicht-Parkettstab aus deutscher Produktion mit Eignung für Design-Verlegungen) sowie ein komplettes Zubehörsortiment vertreibt.
Seine Stärke sieht das Unternehmen in seiner Herstellerfunktion und einer großen Flexibilität. Die technische Beschaffenheit, Dicke, Breite und Länge, die Oberflächenstruktur und -ausrüstung, die Holzarten, die Farbgebung - alles ist wählbar. Für kleine Raummaße wartet Drüsedau auch schon mal mit absoluten "Exoten" auf. Dabei muss es sich nicht automatisch um Tropenhölzer wie eine extrem harzhaltige Honduras-Pitchpine oder Altholz-Dielen aus australischem Jarrah handeln. Auch eine Diele aus heimischem Vogelaugenahorn würde dazu rechnen.
Leichter lieferbar sind Massivböden aus besonders markant gemaserten oder farblich interessanten Spielarten gebräuchlicher Holzarten. Außerdem bietet Drüsedau neuerdings auch angeräucherte Hölzer, vorzugsweise Eiche, sowie Thermoholz aus Nadelhölzern und geeigneten Laubhölzern (Esche goldgelb bis rabenschwarz, Braunbuche und Kupferbirke) an. Dielen aus Thermoholz - machte Alexander Drüsedau aufmerksam - sollten nicht ohne Vorbohren geschraubt werden, da Thermoholz härter, aber auch spröder als naturbelassenes Holz ist.
Neue Produkte vorgestellt
Die gut verkäufliche Kellerwald-Diele wird serienmäßig mit hydro-gehobelter Oberfläche sowie in drei Varianten hergestellt: In der inzwischen selten gewordenen Ausführung als rohe, scharfkantige Diele für ein völlig geschlossenes Oberflächenbild, ferner in roher, gefaster, geschliffener und abgekitteter Ausführung ohne offene Äste und Risse, sowie als transparent (mit Naturhaus-Produkten) oder farbig (mit Timberman-Produkten) fertig geölte Diele, die in traditioneller Weise mit oxydativ trocknenden Ölen imprägniert wird.
Für die noch wenig nachgefragte Klammerverlegung ist die gefaste und geschliffene Variante der Kellerwald-Diele geeignet. Durchgängig sind die Dielen mit ausgeprägten Entlastungsnuten ("keine Alibinuten") versehen. Besonders beachtet wird eine einwandfreie Sortierung.
Neu in die Produktion aufgenommen worden ist eine "Burg-Diele" aus Eichenholz mit Antik-Charakter. Sie kann in Überbreiten geliefert werden und bietet vier Sortierungen und fünf Farb- und Oberflächenvarianten (u.a. angeräuchert).
Interessant auch das erweiterte Stabparkett-Programm: Die Antik-Optik, die in Verbindung mit Dielen "geläufig" geworden ist, überträgt Drüsedau auf Stabparkett, das mit fertig geölter Oberfläche und - "gewöhnungsbedürftig" - mit gewollter Fugenwirkung angeboten wird. Jeder Stab (22 oder 16 mm, "ungern" auch mal 14 mm dick) wird ringsum leicht gefast.
Das Mosaikparkett bei Drüsedau wartet mit einer immensen Holzauswahl auf, die von der härtesten einheimischen Holzart Hainbuche bis zu Lärche reicht. Hinzu kommen die Gestaltungsvarianten "Jazz", "Free Jazz" und "Freak Jazz".
aus
Parkett Magazin 03/04
(Wirtschaft)