Erstes Forum Bauelemente brachte Industrie und Handel ins Gespräch
"Ohne politische Einmischung geht es nicht"
Je schwieriger die Märkte, desto wichtiger sei es, dass Lieferanten und Abnehmer miteinander kommunizieren, betonte E/D/E-Geschäftsführer Hans-Jürgen Adorf bei der Eröffnung des ersten Bauelemente Forums in Göttingen. Er verwies auf den Wandel der Nachfrage und Strukturveränderungen ganzer Handelslandschaften. Konzentration in der Industrie und Kooperationen im Handel stellten Hersteller und Händler vor die Frage nach der künftigen Bedeutung des Handels im Verhältnis zur Industrie.
Hermann-Josef Zoche vertrat die Ansicht, dass der Handel im Prinzip weniger den Lieferanten als einen Partner für Mitentwicklung brauche. Nichts binde Kunden mehr, als die Identifikation mit Menschen und einer Marke. "Eine gemeinsame Wertebasis motiviert und schafft Räume für Visionen" meinte ein anderer Redner.
Unter dem Motto "Zukunft Handel - Handel der Zukunft" zeigte Ulrich Eggert, Geschäftsführer der BBE Unternehmensberatung, strategische Alternativen auf. Das Wachstum im Handel, so seine Analyse, werde in den nächsten zehn Jahren gering bleiben. Grund seien die Folgen der Internationalisierung, Diversifikation und Wertkettenverknüpfung. Der Handel verliere seine Grenzen. Gleichzeitig werde der PoS immer wichtiger: "Was den Fachhandel noch unterscheidet, sind seine Beratungskompetenz und seine Servicebereitschaft. Größe ist viel, Kompetenz ist mehr", unterstrich Eggert die Notwendigkeit, in die Personalisierung und Individualisierung des Unternehmens, seines Auftretens und seines Angebots zu investieren.
Andererseits sah er die Notwendigkeit, Kooperationen zu geschlossenen, homogenen "Systemen" zu entwicklen, in denen Mitglieder bereit sein müssten, einen Teil ihrer Selbständigkleit aufzugeben.
Bundesminister a.D. Heiner Geißler forderte in seinem Vortrag über "Soziale Marktwirtschaft im Spannungsfeld der Globalisierung" die Zuhörer auf, sich stärker in der Politik zu engagieren. "Nur Narren und Lügner können uns weismachen, dass Hunderte Millionen Menschen wirtschaftlich ausgegrenzt werden können, ohne dass es irgendwann politische Probleme gibt", warnte Geißler. Aber Leben in krisenhafter Zeit bedeute nicht zwangsläufig, ohne Perspektiven zu leben. "Ideen verändern die Welt" ermunterte der CDU-Politiker.
Jeder Einzelne und somit auch der Unternehmer trage Verantwortung für die Gesellschaft. Nur wenn sich jeder dessen bewusst sei und seinen Teil dazu beitrage, sei die Gesellschaft in der Lage, die vielen Probleme zu bewältigen. "Viele Lösungen vertragen keinen Aufschub mehr."
"Wir brauchen mittelständische Unternehmen, die sich auch politisch einmischen", forderte Geißler.
aus
Parkett Magazin 03/03
(Wirtschaft)