Zwischen Zuversicht und Skepsis
Texbo am Scheideweg
Die Salzburger Texbo geht einer ungewissen Zukunft entgegen. Während das Ausstellerinteresse schwindet und sich Zweifel mehren, ob die Texbo mit der Anziehungskraft großer Messen konkurrieren kann, verfestigt sich gleichzeitig die Überzeugung, dass eine nationale Leistungsschau unverzichtbar ist. Selbst stark exportorientierte Hersteller wollen den heimischen Markt nicht missen. Sie benötigen eine Präsentationsplattform, die im deutschen, schweizerischen und italienischen Nachbarbereich grenzübergreifend wirkt.
In diesem Jahr zeigte sich die Texbo 2004 respektabel - mit zwei separaten Hallen für den Bereich Holzfußböden und Laminatböden und von namhaften Herstellern sogar mit Produktneuheiten ausgestattet. Jedoch blieb nicht verborgen, dass die Branche bei weitem nicht komplett vertreten war. Mit Weitzer war zwar der größte österreichischen Parketthersteller präsent, aber viele heimische Hersteller, die zuvor auf der Domotex ausgestellt haben, fehlten oder hatten sich generell für Abstinenz entschieden - darunter Stia (Admonter), Scheucher (Steirer Parkett), Amashaufer (Bergland Parkett), Tilo, Neuhofer Leisten und Stöckl. Auch das Besucherergebnis schwächelte.
Dennoch machten in Salzburg Holzfußböden und der Laminatbodenbereich - vertreten durch Hersteller und Großhändler - eine gute Figur. Sie zogen die meisten Besucher an, nämlich fast 43 % gegenüber 40 % bei den textilen Bodenbelägen. Für zusätzliches Interesse mag die Austragung des österreichischen Bundeslehrlingswettbewerbs der Parkett- und Bodenleger auf der Texbo gesorgt haben.
Gleichwohl waren Unzufriedenheit und Unsicherheit unüberhörbar: Die Forderung nach einem zwischen Salzburg und Wien alternierenden Messerhythmus wird lauter. Zudem stellt sich die Frage: "Wie wird es im kommenden Jahr aussehen, wenn außer der Domotex auch wieder die Münchener Bau ansteht?" Schon jetzt steht fest, dass die Reihen dann noch stärker gelichtet sein werden.
Als wichtige Antriebsfedern der Messeteilnahme wirkten 2004 ideelle Gründe ("Dem heimischen Markt die Stange halten"), aber auch unternehmens- und marktspezifische Überlegungen (bei Boen die Markteinführung der neuen Marke). Ähnliches dürfte jedoch im kommenden Jahr keine ausschlaggebende Rolle mehr spielen. Die exportorientierten Firmen werden dann München und nicht Salzburg beschicken.
Befürworter der Texbo schöpfen einen Teil ihrer Zuversicht aus der Auffassung, dass die Texbo auch ohne starke Zugpferde über die Runden kommen kann. Jedenfalls führte das erstmalige Ausbleiben der INKU nicht zu den allgemein befürchteten negativen Auswirkungen. Im Gegenteil: Indem sich das Interesse verteilte, kam mancher Aussteller besser als erwartet zum Zuge. Das galt insbesondere für Produktneuheiten (z.B. für das Tafelparkett Wood Design oder den Designer-Steinholzboden Madwood).
Dass Österreich einer Messe wie der Texbo bedarf, steht außer Frage. Wie und wo diesem Bedarf entsprochen wird, entscheidet sich im kommenden Jahr, wenn die Texbo 2005 wieder im Schatten der "Bau" stehen wird.
aus
Parkett Magazin 02/04
(Wirtschaft)