Interzum hat als Parkettmesse ausgedient
Wird die Veranstaltung der Branche fehlen?
Die Interzum hat im Jahre 2003 aufgehört, eine internationale Leitmesse für Parkett zu sein. Dieses Ergebnis war in Deutschland und im europäischen Ausland von vielen erwartet worden. Jetzt stellt sich die Frage: Können Domotex und Bau tatsächlich ersetzen, was die Interzum einmal war?
Für die Idee einer internationalen Parkettmesse, die das gesamte Angebotsspektrum einschließlich sämtlicher Ergänzungsprodukte zu umfassen hätte und damit für Industrie, Handel und Handwerk unausweichlich würde, hegen besonders die Hersteller von Klebstoffen, Lacken und Ölen seit längerer Zeit Sympathie. In Köln wurde diese Idee erneut zur Sprache gebracht: Weil das Aufgebot an internationalen und nationalen Parkettanbietern auf der Interzum äußerst mager war, weil Domotex und Bau als Alternativen auch nur begrenzte Perspektiven aufzeigen, und weil sich Akquisiteure die "Abschiedsstimmung" in Köln zunutze machen und für die Europarket 2004 in Kortrijk werben.
Die Belgier und Holländer sehen Bedarf und wittern eine Chance. Aber unter den Interzum-Frustrierten war man sich einig: "Nichts gegen Kortrijk, nichts gegen Maastricht - doch was uns fehlt, ist eine hochrangig beschickte, international akzeptierte Messe. Dafür eignet sich nur der Messestandort Deutschland".
Internationalität war das einzige, was die Interzum für sich in Anspruch nehmen konnte. Aber in Anbetracht der gesamten Umstände wurde aus dieser Stärke eine Schwäche. Die insgesamt heftig rückläufige Besucherzahl (2003 = 54.000, 2001 = rund 62.000) verteilte sich zwar auf mehr Länder als zuvor (2003 = 130, 2001 = 117), aber welchen Eindruck nahmen diese Besucher mit, die in Scharen aus Südostasien anreisten? Sie werden - das darf wohl als sicher gelten - wegen Parkett nicht noch einmal kommen.
Das Angebot war weder umfassend noch repräsentativ. Nahezu vollständig erschienen war zwar die CTA-Riege der Lack- und Ölhersteller. Jedoch beteiligte sich von den deutschen Parkett- und Dielenherstellern bis auf einen einzigen keiner direkt an der Interzum. Einige wenige deutsche Produkte wurden über Firmen angeboten, die sich auf den Vertrieb unter Eigenmarke spezialisiert haben - ein Trend, der stärker wird.
Aus dem europäischen Ausland kamen kaum mehr als ein Dutzend Firmen, ausnahmslos kleinere Unternehmen mit spezialisiertem Produktangebot. Daneben stellten sich weitgehend unbekannte Anbieter aus allen Teilen der Welt vor, u.a. aus den USA und aus Kanada, Südamerika, Malaysia - teils selbständig, teils auf Gemeinschaftsständen.
In der Not, genügend Aussteller zu finden, wurden von der Interzum auch themenfremde Produkte wie Betten und Relaxing-Chairs akzeptiert, Info- und Imagestände überdimensioniert und weiträumige Ruhezonen geschaffen. Und es gab - ein Novum in der Geschichte der einst erfolggewohnten Interzum - jede Menge freier Parkplätze.
"Definitv das letzte Mal" kommentierten viele Aussteller die fünf Messetage. An einigen Ständen wurde die personelle Besetzung schon zwei Tage vor Ende der Messe reduziert. Der Messeleitung ist zu attestieren, dass sie sich um die Anwerbung von Ausstellern und Besuchern bemüht hatte. Trotzdem kamen weniger Besucher als erhofft - teils kamen die falschen: "Wo bleiben die deutschen Besucher, wo sind Handel und Handwerk?" fragten sich weniger exportorientierte Aussteller mit Blick auf die Invasion aus Fernost. Mancher Aussteller fühlte sich unter falschen Vorspiegelungen auf die Interzum gelockt, geradezu "hinters Licht geführt".
Dass der Zentralverband Parkett- und Fußbodentechnik entgegen ursprünglicher Zusage nicht auf der Interzum vertreten war, wurde ihm als "unsolidarisch" und "branchenschädlich" angelastet. Über Erfolg oder Misserfolg der Interzum entschied es nicht.
Die Nachricht, dass sich ein Interzum-Besuch nicht lohne, machte schnell die Runde: Nachdem die ersten "Meldegänger" die Messe besucht hatten, kamen selbst aus dem näheren Umkreis um Köln keine weiteren Handwerker mehr. Ähnliches galt für den Handel. Schließlich ließ sich nicht mehr unterscheiden, wo es sich um Rückgang aufgrund der wirtschaftlichen Rezession handelte und wo der eingelegte "Rückwärtsgang" bei den Besuchern Eigendynamik entwickelte. Abschreckend waren dazu die verlangten Eintrittspreise (Tageskarte 25.- EUR).
Nicht unerwähnt bleiben soll, dass es inmitten der Interzum-Trübsal Aussteller gab, die sogar von einem "überaus erfolgreichen Messeergebnis" sprachen. Die wenigen Zufriedenen werden allerdings nicht reichen, die Interzum als Parkettmesse weiterzuführen. Bei Holzfußböden hat sie gegen Domotex und Bau verloren. Diese Niederlage ist von der KölnMesse hausgemacht, war aber vielleicht nicht abzuwenden. Die Domotex als Bodenbelagsmesse liegt seit Jahren enger am "Puls der Zeit". Mit Architekten, Raumausstattern, Bodenlegern, Bodenbelagsgroß- und Einzelhandel ist sie ein "Muss" für alle maßgeblichen Hersteller von Mehrschichtparkett und Laminatböden. Dass auch die Anbieter von Massivböden an den Erfolg "andockten", war nur eine Frage der Zeit.
Die Interzum versäumte es, den schnellen Strukturwandel in der Parkettbranche, die Veränderungen in der Produktentwicklung und in den Vertriebswegen zu analysieren und ein angepasstes Messekonzept zu entwerfen. Inzwischen hat der Markt entschieden - für Domotex und Bau. Dass jede dieser Messen - trotz zunehmender Vielfalt - räumlich wie inhaltlich nur Teile von Angebot und Nachfrage erfasst, manches also unterrepräsentiert oder gänzlich unberücksichtigt lässt, muss nicht so bleiben. Es bleibt viel zu tun - für Spezialisierung, Arrondierung, Konsolidierung von Parkett in der Messelandschaft.
aus
Parkett Magazin 03/03
(Wirtschaft)