Parkett auf der Domotex 2003

Kein aufgekratzter Optimismus, aber internationale Nachfrage

Allen Problemen zum Trotz, fiel das Urteil der Parkettbranche über die Domotex durchweg positiv aus. Vielen Ausstellern blieb "keine Zeit, um zu klagen". Weil die Wirtschaftslage in Deutschland sich weder für unproduktives Wehklagen noch für aufgekratzten Optimismus eignet, ging man zur "Tagesordnung" über. Es wurde gearbeitet. Und dafür war - weil die Besucherfrequenz es zuließ - meist ausreichend Zeit vorhanden.

Hinter der Parkettindustrie liegt ein Jahr, das für viele am Ende besser ausfiel als befürchtet. Es gibt Unternehmen, die von zweistelligen Umsatzsteigerungen berichten. Allerdings fehlt nie der Zusatz, dies sei "nur dem Export zu verdanken". Der Binnenmarkt lahmt, die Aktivitäten und Erwartungen richten sich auch für 2003 stark auf das Auslandsgeschäft. Wer schon drin ist, sieht gute Chancen, es auszuweiten - wer es jetzt erst angeht, muss sich anstrengen.

Die Domotex wird als "Tor zur Welt" geschätzt - und bestätigte ihr Ansehen auch in diesem Jahr: Viele Aussteller klagten, dass sich der deutsche Handel und das Handwerk rar machten. Mit dem Auslandsecho waren die meisten indes "überaus zufrieden".

Ein Dauerärgernis ist die Überlappung der Termine von Hannover und München. Dass sich beide Messen gegenseitig das Wasser abgraben, stößt auf wenig Verständnis. Die Sorge, dass die Domotex ausgedünnt würde, weil in diesem Jahr etliche Unternehmen der Bau den Vorzug gaben, erwies sich im Parkettangebot als unbegründet. Die Domotex hat genügend Substanz und Anziehungskraft.

"Was gibt es Neues?" Fast alle Hersteller haben diese Frage fürchten gelernt. Zu Zeiten des Booms war keine "Innovation" gering genug, um nicht groß heraus zu kommen. Inzwischen aber suchen viele Kunden Sicherheit - und das in jeder Hinsicht. Bei den Produktentwicklungen nimmt der Erwartungsdruck ab; er verlagert sich stärker hin zu Produkten, die keine Probleme erwarten lassen und zu Anbietern, die Handel und Handwerk das Gefühl vermitteln, in verlässlichen Händen zu sein.

Die mechanische Verriegelung bzw. leimlose Verlegung beschäftigt zwar weiterhin Anwälte, ist aber für Handel und Handwerk kein Reizthema mehr. Wer sie will, bekommt sie - wer es weiterhin mit Nut/Feder hält, findet genügend Hersteller, die "sowohl als auch" produzieren. Die Einschätzungen, wie hoch der Anteil von Clic- oder Loc-Parkett in Zukunft sein wird, gehen weit auseinander. Wer Fertigparkett in erster Linie auf Einzelhandel und Do-it-yourself ausgerichtet sieht, setzt die Erwartungen an Clic meist sehr hoch an. Inzwischen liegen aber auch Erfahrungen vor, in denen es heißt: Dass der Konsument angeblich nur noch Clic-Ware fordere, sei stark übertrieben.

Für die Industrie ist das Problem der doppelten Produktion und doppelten Lagerhaltung ein Faktum. Doch nur wer bereits zu 100 % auf Fertigparkett mit mechanischer Verriegelung umgestellt hat, behauptet, der Anteil dieser Produktion würde in wenigen Jahren allgemein bei 100 % liegen. Der Vergleich mit der Entwicklung bei Laminatböden überzeugt das Handwerk nicht. Parkett sei etwas anderes, insistiert der Parkettleger.

Auf der Domotex teilt sich das Feld der Anbieter immer deutlicher. Diejenigen, die das Handwerk als ihre Zielgruppe pflegen wollen, geben dies durch ihre Produkte und ein "Wir"-Gefühl nachdrücklich zu verstehen. Unterstützung wird immer konkreter und immer vielseitiger. Gefragt ist nicht nur der Verleger, der große Flächen "wegschafft", sondern der begabte und befähigte Bodengestalter, der "Träume" verkaufen kann - kurz: Der aufgeschlossene Handwerker mit Unternehmerqualitäten und Ladengeschäft. Ihm kommen Trends entgegen.


Die Trends

Moderne Designböden erfordern oft wenig zusätzlichen Materialaufwand, "nur" den versierten Handwerker. Mit streng geometrischen Mustern entsprechen sie modernem Lebensstil. In Hannover weniger ausgeprägt als auf der Bau in München, taten sich die Hersteller solcher Musterböden hervor.

Antikböden - hier liegt eine große Chance. Massivdielen, massive Dreischichtdielen, Landhausdielen, traditionelles Stabparkett, Lamparkett und vereinzelt auch Zweischichtparkett werden so virtuos gedämpft, geräuchert, gebürstet, gefast, geschrubbt, gebeizt, gelaugt, gekälkt, gelöchert, gekittet und geölt, dass neben diesen "Antikböden" manches Original schon "alt aussieht". Ein unschätzbarer Vorteil dieser Antikwelle: Fugen, Flecken und Kratzer verlieren ihren Schrecken. Wen kümmert dann eine Delle mehr oder weniger?

Dunklere Böden - Auf der Domotex eindeutig zu erkennen waren Fortschritte bei Räuchereiche und gedämpften, thermobehandelten Hölzern. Sie treten verstärkt neben Exotenhölzer. Bei Letzteren treten südamerikanische Importe hervor, auch weil das Thema Zertifizierung - still, aber stetig - aktuell ist. Auf der Domotex gab es Hersteller, die bereits eine Auswahl an FSC-zertifizierten Holzarten bereit halten. Andere wagen erste Versuche.

Umweltaspekte werden in der Produktpolitik zunehmend berücksichtigt. Zwar ist umstritten, ob Zertifikate, die Umweltverträglichkeit bescheinigen, beim Endverbraucher Wirkung zeigen, doch zertifiziertes Umwelt- und Qualitätsmanagement sind nützlich und ein Öko-Logo ist sympathisch.

Der Verbraucher allerdings bleibt labil. Sobald ihn ein Öko-Test aufschreckt, ist er auf der Seite der Tester. Hersteller auf der Domotex und auf der Bau zeigten sich dessen bewusst. Nach der Veröffentlichung eines Öko-Test-Ergebnisses für Fertigparkett hatten die einen große Freude an unverhoffter Publicity, die anderen große Eile, beruhigende Stellungnahmen abzugeben und klärende Gutachten anzufordern.

Es wird nicht leichter für die Parkettbranche. Nachdenkliche Blicke gingen auf der Domotex von Halle 8 nach Halle 7, wo Laminathersteller geradezu beängstigend perfekte Holz-Nachahmungen zeigten. Viele Musterböden bedürfen längst nicht mehr versierter Handwerkskunst; sie sind vom Parkett-Hersteller verlegefertig beziehbar. Auch dies also eine Beobachtung bei Domotex und Bau: Spezialisierung kann ein Erfolgsrezept für diejenigen sein, die sich "klein und fein" einzurichten verstehen; größere und expansive Anbieter streben immer deutlicher das Vollsortiment an, indem sie die eigene Produktion ausweiten, Joint Ventures eingehen oder Handelsware ins Sortiment aufnehmen.

"Alles aus einer Hand" bündelt und bindet Kaufpotenziale beim Anbieter und reduziert manchen Aufwand beim Abnehmer. Dennoch hinterließen die Messen den Eindruck, dass es vielen Geschäftspartnerschaften gut bekommt, wenn sie sich gegenseitig an "langer Leine" halten. Wie anders ist es zu erklären, dass satte Jahreszuwächse und gute Messeergebnisse bei Großherstellern nicht häufiger waren als bei mittleren Unternehmen bis hin zu Nischenanbietern.
aus Parkett Magazin 01/03 (Wirtschaft)