Münchener Bau - Ein Kommentar von Inge Hagemann
Stellung als Messe für Holz- und Korkfußböden ausgebaut
Verglichen mit 2001 gelang es der Bau diesmal besser, das Thema "Holz" auf benachbarte Hallen zu konzentrieren. Der Eindruck eines repräsentativen Aufgebotes an Ausstellern und eines Querschnitts durch das aktuelle Produktangebot verdichtete sich.
Aussteller und Besucher äußerten sich über den Messeverlauf zufrieden. Wünsche blieben dennoch offen: Während des Aufbaues der Stände im Messevorfeld habe "das blanke Chaos" geherrscht, klagten viele. In Frage gestellt wird zudem die lange Messedauer. Dass in diesem Jahr ein Wochenende "geschrammt", aber nicht voll erfasst wurde spürten die Anbieter, die auf Kunden aus dem Handwerk angewiesen sind: "An die Inhaber kleinerer Betriebe, die meist nur sonntags Zeit finden, hat man nicht gedacht". Auch das Argument für eine Überschneidung mit der Domotex - Rücksicht auf den engen Zeitrahmen ausländischer Besucher - wird nur von wenigen akzeptiert.
Mit dem Hinweis auf ausländische Besucher hat die Messeleitung indes einen Trumpf in der Hand, der wichtiger wird. Die internationale Bedeutung der "Bau" hat nach Mitteilung der Veranstalter in diesem Jahr weiter zugenommen. Gemeldet wird ein Zuwachs der Auslandsbesucher um 9 %, konkret kamen über 30.000 aus mehr als 100 Ländern (2001: 90 Länder) - darunter insbesonders aus China, Japan, der Türkei und Russland. Das europäische Ausland war vor allem durch Länder mit starker Baukonjunktur vertreten. Weniger Besucher kamen dagegen aus Österreich, Italien und der Schweiz. Die Zahl der deutschen Besucher ist kaum aussagefähig, weil sie die große Zahl der Privatbesucher aus München und Umgebung einrechnet. Die Zahl aller - einheimischen und ausländischen - Fachbesucher wurde mit 180.000 ermittelt. Sie ging damit um 8 % deutlich zurück, nach Angaben der Messeleitung "allerdings weniger stark als befürchtet werden musste". Wie üblich wird der Ausgleich damit begründet, dass "die Qualität der Fachbesucher und insbesondere der Entscheider gestiegen" sei. Eine Besucherbefragung ergab, dass der Anteil der Entscheider von 85 % (2001) auf 91 % zugenommen habe.
Diese Erfahrung spiegelt sich durchaus in der Bodenbelagsbranche. Hier äußerten sich die Aussteller mehrheitlich positiv über die Besucherqualität - mit der erwähnten Einschränkung, dass es vielen nicht nur auf "Entscheider" aus Industrie, Handel, sowie Architekten, Planer und Objekteure ankommt, sondern auch auf den kleineren Handwerker und Betriebsinhaber. Ob dieser nach dem Verständnis der Messeleitung und im Sinne der Statistik zu den "Entscheidern" zählt? Das erscheint fraglich.
Natürlich waren Vertreter von Architektur- und Planungsbüros, die nach Mitteilung der Messe etwa 18 % der Fachbesucher ausmachten, überall gerne gesehen. An sie wenden sich im Bereich Holz- und Korkfußböden jene Anbieter, bei denen der Faktor "Design" ein wichtige Rolle spielt. Dielen, Parkett und Kork animieren immer häufiger zum Gestalten; Farben, Formen, Oberflächenstrukturen und Verlegemuster werden vielfältiger. Fast überall ist erkennbar, dass sich an diese Form des "Trading up" die Hoffnung knüpft, jene Verbraucherschichten zu erreichen, die sich nicht in Kaufzurückhaltung üben müssen.
Hinsichtlich der modischen Trends und anderer Markttendenzen zeigte die "Bau" das gleiche Bild wie die Domotex. Bei Holz sind dunkle Böden im Vormarsch, unterstützt von antikisierenden Oberflächenbearbeitungen. Die größeren Formate bei Dielen und Parkett werden immer beliebter. Das Angebot an Design-Böden nimmt zu. Die Zielgruppe Handwerk wird - ihrer personellen, betriebswirtschaftlichen und finanziellen Grenzen wegen - verstärkt mit Rundum-Angeboten "aus einer Hand" sowie mit Unterstützung bei Marketing und Merchandising umworben.
aus
Parkett Magazin 01/03
(Wirtschaft)