Qualitätsoffensive von Sikkens und dem Hauptverband Farbe, Gestaltung, Bautenschutz
VOC 2010 - mehr Segen als Fluch
In wenigen Monaten tritt die zweite Stufe der VOC-Richtlinie in Kraft. Die Grenzwerte für lösemittelhaltige Bautenfarben, -lacke und -lasuren werden dann zum Schutz von Umwelt und Gesundheit noch einmal verschärft. Mit einer groß angelegten Qualitätsoffensive unterstützen Sikkens und der Hauptverband Farbe, Gestaltung, Bautenschutz die Malerfachbetriebe darin, die daraus resultierenden Chancen zu erkennen und zu nutzen. Der Startschuss für die gemeinsame Initiative fiel kürzlich in Osnabrück, wo das umfassende Konzept "Auftrag mit Zukunft, VOC 2010 - Umweltschutz als Chance für erfolgreiche Kundenbindung" rund 80 Landesinnungsmeistern vorgestellt wurde.
Chance oder Risiko? Zunächst einmal ist die 2. Stufe der VOC-Verordnung Realität: Ungeachtet aller Skepsis tritt sie am 1. Januar 2010 in Kraft. Und sie birgt für die Malerbranche das Potenzial, Geld zu verdienen: durch die gezielte Profilierung und Positionierung als Umwelthandwerk. Die gemeinsame Qualitätsoffensive von Hauptverband Farbe, Gestaltung, Bautenschutz und Sikkens liefert den Fachbetrieben die nötige Kompetenz; sowohl bei der Verarbeitung der neuen VOC-konformen Produkte als auch im Umweltmarketing.
"Wir können nicht mehr lackieren', befürchten die Einen. "Es ist schwierig, aber es wird gehen", meinen wiederum die Andern. Das Maler- und Lackiererhandwerk blickt der zweiten Stufe der ChemVOCFarbV mit gemischten Gefühlen entgegen. Denn die deutlich verschärften Grenzwerte für lösemittelhaltige Bautenfarben, -lacke und -lasuren werfen "einen großen Strauß von Fragen auf, die beantwortet werden wollen," stellte Karl-August Siepelmeyer, Präsident des Hauptverbandes Farbe, Gestaltung, Bautenschutz, auf der Auftaktveranstaltung zur Qualitätsoffensive für das Maler- und Lackiererhandwerk fest. Ins Leben gerufen worden ist diese Initiative aus gutem Grund: Es habe für Verarbeiter, Händler und Industrie noch nie eine so weit greifende Veränderung gegeben, wie sie der Branche ab 2010 bevorstehen, unterstrich Richard Rüttermann, Leiter Technik Sikkens.
Die Initiative mit dem programmatischen Titel "Auftrag mit Zukunft, VOC 2010 - Umweltschutz als Chance für erfolgreiche Kundenbindung" verfolgt deshalb das Ziel, die Innungsmitglieder fit zu machen in der Verarbeitung VOC-konformer Produkte und "nicht zuletzt, sondern vor allem im Umweltmarketing", betonte Siepelmeyer. Schließlich sei das Handwerk der Maler und Lackierer ein Umwelthandwerk: durch den fachgerechten Werterhalt von Gebäuden, durch ein Pege- und Wartungskonzept, mit dem dank verlängerter Standzeiten Nachhaltigkeit praktiziert wird und VOC-Emissionen verringert werden, oder durch die Fassadendämmung, die mithilft, die CO2-Emissionen zu reduzieren.
"Grüne Revolution" im Malerhandwerk
"Was bisher fehlt, ist die gezielte Profilierung und Positionierung als Umweltmaler, die das Damoklesschwert VOC in eine einmalige Chance verwandelt", stimmte Ronald Mayen, Leiter Marketing Sikkens, die Teilnehmer der Informationsveranstaltung auf die "grüne Revolution" im Maler- und Lackiererhandwerk ein. Eine Revolution, die aus Sicht von Sikkens eine Evolution ist. Denn "wir waren einer der Ersten, die Acrylatlacke anboten, wir waren die Ersten, die High-Solids für den Maler entwickelten und in den vergangenen Jahren waren wir mit diesen Zukunftslacken erneut Vorreiter in punkto Umweltschutz. Denn diese völlig neue, wasserbasierte und damit umweltfreundliche Lack-Generation erfüllt bereits seit langem die Bestimmungen der 2. Stufe der VOC-Verordnung", verdeutlichte Richard Rüttermann.
"Nutzen Sie die Gunst der Stunde", lautete der eindringliche Appell von Prof. Dr. Michael Bernecker vom Deutschen Marketing Institut in Köln an die Teilnehmer. "Denn der Bio-, Wellness- und der Selfness-Trend, die Fürsorge für sich selbst sowie das wachsende Umweltbewusstsein der Konsumenten bieten dem Maler- und Lackiererhandwerk eine hervorragende Chance", ist der Marketing-Spezialist überzeugt; allerdings nur, wenn die Betriebe bereit seien, das Thema der VOC-konformen Produkte offensiv und positiv anzugehen.
Wer jedoch mit einem negativen Impuls in den Markt gehe und darüber klage, vor welche Probleme die neuen VOC-Grenzwerte sein Handwerk stellten, der bekomme die rote Karte gezeigt, warnte Bernecker in seinem Vortrag "Wie sich mit Umweltschutz Geld verdienen lässt.' Als Zielgruppe ausgemacht hat er Verbraucher, die ungeachtet der Diskussion innerhalb der Branche um das Für und Wider von Lösemitteln Wert legen auf ökologisch einwandfreie und gesunde Produkte. Und die bereit sind, dafür einen angemessenen Preis zu zahlen.
Mehr Chancen als Risiken
Worauf müssen sich die Innungsbetriebe aus verarbeitungstechnischer Sicht vom kommenden Jahr an einstellen? Die Antwort auf diese Frage gab Richard Rüttermann in seinem Vortrag über die beschichtungstechnischen Herausforderungen der VOC-Vorgaben für die Hersteller und Verarbeiter. "Es wird einiges anders, aber nicht schlechter," versicherte er. So erfüllen 90 % des gesamten Sikkens-Sortiments ohnehin bereits die Vorgaben der VOC-Normen für 2010.
Die Herausforderung für Sikkens habe darin bestanden, die klassischen lösemittelhaltigen Lacke und Lasuren auf VOC-konforme Qualitäten umzustellen. Das heißt, es mussten mit bedeutend weniger Lösemitteln Oberflächen erzielt werden, die qualitativ das Niveau heutiger Alkydharz-Produkte mindestens erreichen, und das bei vergleichbaren Verarbeitungseigenschaften. "Denn bei allem Engagement für die Umwelt gilt es sicherzustellen, dass im Maler- und Lackiererhandwerk auch in Zukunft durchgängig das ganze Jahr über gearbeitet werden kann", betonte Rüttermann. Da wasserbasierte Systeme im Außenbereich oder unbeheizten Räumen nur von April bis Oktober eingesetzt werden können, müssen in der kalten Jahreszeit lösemittelhaltige Produkte verarbeitet werden.
Unter Nutzung verschiedener Technologien verfügt Sikkens nun sowohl bei den lösemittel- als auch bei den wasserbasierten Lack- und Lasurensystemen über ein komplettes VOC-konformes Sortiment, "so dass dem Maler für jede Anwendung garantiert das optimale Produkt zur Verfügung steht", wurde versichert. Die neuen Produkte kommen im Mai in den Handel. Und die zweite gute Botschaft für die Maler: Sie müssen nur bei wenigen Produktgruppen - wenn überhaupt - umdenken oder andere Werkzeuge einsetzen. "Damit alles passt", habe man mit den Zubehörlieferanten eng zusammengearbeitet.
Davon konnten sich die Teilnehmer im Anschluss an den theoretischen Teil selbst überzeugen. In einem Saal der Kunsthalle Dominikanerkirche hatte Sikkens drei Workshop-Bereiche eingerichtet, in denen die Verarbeitungseigenschaften und Oberflächenqualitäten der VOC-konformen Lasuren und Lacke getestet werden konnten. Wer Fragen zu den Produkten hatte, bekam von den anwesenden Fachleuten gleich eine kompetente Antwort.
aus
BTH Heimtex 04/09
(Marketing)