Bau 2005 in München

Gute Stimmung bei Holz, Laminat und Kork

Die Baubranche leidet nach wie vor, aber der Baumesse in München war dies nicht anzumerken. Die Zahl der Besucher nahm gegenüber 2003 zu, die Aussteller äußerten sich mehrheitlich zufrieden und: diese offizielle Messebilanz stimmte mit dem Eindruck, den die "Holz-Halle" vermittelte, tatsächlich überein. Es herrschte ausgesprochen gute Stimmung. Etliche Aussteller und Besucher, die zuvor auf der Domotex in Hannover gewesen waren, zeigten sich überrascht.

Das unvernünftige Nebeneinander von Domotex und Bau bewirkt, dass sich in der Parkettbranche vernünftige Verhaltensweisen einzuspielen beginnen: Der Doppelbelastung von zwei Messen setzt sich keiner mehr uneingeschränkt aus. Die Zahl der Aussteller, die im Zwei-Jahres-Rhythmus zwischen beiden Messen alternieren, nimmt zu. Wer auf keine Messe verzichten kann, wählt sich dennoch eine Schwerpunkt-Messe. Entscheidungen werden zielgruppenorientierter als früher getroffen.

Dass jede der beiden Messen ihre Stärken hat, ist unbestritten. Jedoch: Wo die Domotex ihre besonderen Vorteile - u.a. in der weltweiten Internationalität und in der vermeintlich hohen Akzeptanz bei Architekten - sieht, holt die Bau kontinuierlich auf. Die Anbieter von Holz- und Korkböden werden sicherlich nicht von allen 134 Nationalitäten, die auf der Bau registriert wurden, profitiert haben. Aber auch sie berichteten von Russen, Slowenen, Tschechen, Litauern, Polen, Ukrainern und Türken sowie Japanern. Die Scharen von Architekten indessen, mit denen sich jede Messe gerne schmückt, erwiesen sich - wieder einmal - als Schimäre. Interessierte Architekten sind auf Messen Mangelware. Dagegen mausert sich die Bau im Bereich Holzfußböden als Händler-Messe. Neben Verarbeitern sei diesmal auch der Handel relativ gut vertreten gewesen, wurde berichtet.

Bau nutzt Chancen

Insgesamt ließ sich der Eindruck gewinnen, dass die Bedeutung der Bau für den Sektor Holzfußböden immer noch als "regional" eingestuft werden kann, diese Regionalität aber - vor allem mit Blick auf Osteuropa - zunehmend europäische Dimensionen annimmt. Damit ist die Bau für viele Hersteller maßgeschneidert. Denn nur wenige bei Holz und Kork, Klebern und Lacken sind ausgewiesene Global Player. Für weitaus mehr Hersteller bietet Europa mit den Reformstaaten im Osten die realistischere Perspektive. Das gilt durchaus nicht nur für mittelgroße und kleine Unternehmen, sondern kann sehr wohl auch - wie bei Egger - der Philosophie eines großen Unternehmens entsprechen. Die Bau schickt sich an, die Chancen zu nutzen, die sich aus diesem innereuropäischen Entwicklungsprozess ergeben.

Vor diesem Hintergrund könnte die immer wieder gestellte Frage, ob sich ein teurer Messeauftritt "rechne", hinfällig werden. In diesem Jahr wurde sie noch einmal angestoßen durch Parador. Anstelle von Messebeteiligungen an Domotex und Bau hatte das Unternehmen am Jahresbeginn eine mehrtägige Hausmesse veranstaltet - offenbar mit weitaus mehr Besuchern, als bei einer Messe zu erwarten sind. Vielleicht auch mit mehr Effizienz? Darüber gingen die Meinungen weit auseinander. Gegen Hausmessen wurde eingewendet, dass das "Schmoren im eigenen Saft" früher oder später zur "Blutauffrischung" zwinge, wie sie nur eine offene Messe bringen könne. Eine Gefahr wurde außerdem darin gesehen, dass das Ausbleiben großer Unternehmen auf großen Messen zu einer Ausdünnung des Angebots und geringerem Besucheranreiz führen könnte - mit unabsehbaren Konsequenzen vor allem für viele mittlere und kleine Unternehmen, die auf "plurale" Messen als Tor zu nationalen und internationalen Märkten angewiesen sind. Auf der Bau stellten sie das Gros der Aussteller dar, und alle berichteten über sehr lebhafte Kontakte.

Hohe Eintrittspreise sorgen für bessere Gesprächsqualität

Den Zeiten, als der Messebetrieb zu Belagerungszuständen führte, trauert kaum jemand nach: "Hektische, oberflächliche Kontakte bringen wenig. Jetzt haben wir Zeit und Muße, mit Interessenten und Kunden eingehende, zielführende Gespräche zu führen". Dies wird vor allem darauf zurückgeführt, dass Messebesucher, die quasi zur Unterhaltung "nur mal gucken" kommen, seltener werden. Die Kosten eines Besuchs lohnen sich nur bei wirklichem fachlichen Interesse und Bedarf. Dem entsprechend ist das "hohe Niveau", das Messegesprächen immer schon gerne nachgerühmt wurde, jetzt wahrscheinlicher. So fiel diesmal auf der Bau auf, dass - trotz mancher Kinderwagen - die Familienausflügler weniger geworden sind.

Und apropos Freizeitgestaltung: Einen unübersehbaren "Platzvorteil" sicherte sich Haro mit einem ebenso originellen wie verkaufstüchtigen Sport- und Spielrasen - einem grasvedächtigen Laminatboden, der sich an beliebigen Einsatzorten - vom Sportlerheim bis zur Boutique - "trefflich" als Referenz an die Fußball-WM 2006 nutzen lässt: Tor!
aus Parkett Magazin 01/05 (Wirtschaft)