Interview mit Robert Kowalski, Exportleiter bei Barlinek S.A., Polen
"Wir wollen weltgrößter Holzbodenhersteller werden"
Barlinek, nach eigenen Angaben größter Hersteller von Holzfußböden in Polen, hat seit seiner Privatisierung 1999 einen beachtlichen Expansionsdrang an den Tag gelegt. Werk und Stammsitz des Unternehmens befinden sich in der Nähe von Landsberg, rund 50 km entfernt von der deutschen Grenze. Barlinek, geleitet von Pawel Wrona, zählt bereits heute zu den drei größten Holzbodenproduzenten in Europa und hat sich kein geringeres Ziel gesetzt, als Weltmarktführer zu werden. ParkettMagazin sprach mit dem Exportleiter Robert Kowalski.
PM: Barlinek baut derzeit eine neue Produktionslinie in Polen. Welche Produkte sollen dort gefertigt werden?
Robert Kowalski: Wir sind dabei, unsere vierte Linie für die Herstellung der Barlinek-Diele zu installieren. Sie soll im Frühjahr 2006 in Betrieb gehen und vorwiegend für den Export arbeiten. Ihre jährliche Kapazität beträgt über 2 Mio. qm. Insgesamt werden wir künftig also über 6 Mio. qm unserer Dreischichtdielen herstellen. Mit der neuen Linie wird unsere Produktion noch flexibler. In erster Linie wird über diese Linie unser Hauptprodukt laufen: die Barlinek-Diele versiegelt und geölt. Sie wird aber auch zur Bearbeitung gealterter, gebeizter und wärmebehandelter Fußböden ausgerüstet.
PM: Wie sehen die jüngsten Geschäftsergebnisse von Barlinek aus?
Kowalski: 2004 betrug die Summe aller Verkäufe der Barlinek-Produkte in Polen und im Ausland zusammen 59 Mio. EUR. Der Nettogewinn des Unternehmens lag bei 6,5 Mio. EUR. Nachdem die dritte Linie für die Produktion von Dreischichtparkett angelaufen ist, verfügt Barlinek derzeit über eine Kapazität von 4,3 Mio. qm jährlich. Mit genau diesem Mengenergebnis rechnen wir auch für das Jahr 2005.
PM: Welche Parkettarten produziert Barlinek derzeit?
Kowalski: Unser Hauptprodukt ist die zu 100 % aus Holz bestehende Dreischichtdiele. In der Standardversion bietet sie über 80 verschiedene Ausführungen. 20 verschiedene Decklagen aus heimischen und exotischen Hölzern stehen zur Verfügung. Dieses Angebot wird kontinuierlich erweitert. 2004 haben wir rund 2,9 Mio. qm Dreischichtparkett hergestellt.
PM: Kommt das Zweischichtparkett, das Barlinek für 2005 angekündigt hatte?
Kowalski: Diese Pläne sind zurückgestellt worden. Die Entscheidung spiegelt die aktuelle Nachfrage wieder, denn im Moment steigt der Absatz unseres Dreischichtproduktes. Daher wurde auch die Investition in eine vierte Linie auf diesen Holzbodentyp abgestellt.
PM: Welche Sortimente verkaufen sich in Deutschland besonders gut?
Kowalski: Die größte Nachfrage verzeichnen wir für die Barlinek-Parkett mit Deckschicht in Buche - sowohl in natürlicher Form als auch gedämpft. Es folgen die Holzarten Ahorn und Eiche. Dann kommen die exotischen Deckschichten. Das Buchenparkett ist in drei Sortierungen in den Oberflächenausführungen versiegelt und geölt erhältlich. Daneben bieten wir auch kolorierte Versionen. Die Decklagen sind wahlweise einstabig, zweistabig oder dreistabig ausgeführt. Insgesamt können unsere Kunden somit über 30 Varianten der Buche-Deckschicht aus dem Standardangebot wählen.
PM: Welche Holzarten bietet das Barlinek-Programm?
Kowalski: Unser bisheriges Angebot, das neben Buche, Eiche, Ahorn und Esche bereits Tali, Badi, Jatoba, Padouk, Merbau und Kirsche enthielt, wurde im letzten Jahr um Mutenye, Wengé, Doussie, Iroko und Bubinga erweitert. Darüber hinaus können Buche und Eiche mit Ölbeizen ein breites Farbspektrum erhalten, das dem exotischen Holz sehr nahe kommt.
PM: Gibt es neue Produkt-Entwicklungen?
Kowalski: Nach Einführung der patentierten leimfreien "Barclick"-Verbindung in 2004 haben wir uns auf neue Oberflächen verlegt. Ebenfalls schon im vergangenen Jahr brachten wir Barlinek-Dielen in Buche, Eiche und Esche heraus, die mit koloriertem Öl behandelt sind und bei Bedarf künstlich gealtert werden können. Außerdem erhielt das Buchen-Parkett vier neue Farbgebungen und ein halbmattes Finish. Für Objekteure haben wir Buche, Eiche und Esche mit einem besonders widerstandsfähigen Lack versehen, der den Anforderungen intensiver Nutzung entspricht. Schließlich hat unsere Barkiet-Sportboden von 2003 zwei neue Geschwister erhalten: "Barlinek-Training" für Fitness Center und "Barlinek-Prestige" für große Sporthallen.
PM: Wohin geht Ihr Export?
Kowalski: Unsere Produkte sind in über 20 Ländern auf drei Kontinenten vertreten. In den vergangenen Jahren ist der Export zum Hauptgeschäft für Barlinek geworden. 2004 wurden über 60 % der Barlinek-Dielen außerhalb Polens verkauft. Unsere Hauptmärkte sind Schweden, Norwegen, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Russland, die USA, Kanada, Mexiko, Dänemark, die Slowakei, Belgien und Spanien.
PM: Wie unterstützen Sie den Vertrieb und Export?
Kowalski: Einen neuen Markt muss man zunächst genau auf sein Potenzial hin analysieren. Mit einem maßgeschneiderten Angebot versuchen wir, die nationalen Erwartungen und Traditionen zu bedienen. Weitere Anstrengungen investieren wir in Schulungen für Händler und Parkettleger. Außerdem sind wir in den Medien und auf wichtigen Messen präsent. Wir möchten, dass unsere Kunden bestmöglichen Service erhalten - in Bezug auf Hilfestellung, Verkaufsförderung und Kundendienst. Natürlich haben wir ein wachsames Auge auf den Trend und versuchen, Marktentwicklungen vorauszusehen. Um in den gesättigten Märkten von Europa und Nordamerika wettbewerbsfähig zu bleiben, muss unser Produkt seine hohe Qualität behalten.
PM: Mit welchen regionalen Verkaufspartnern arbeitet Barlinek?
Kowalski: Wie in Polen, beginnt auch auf internationaler Ebene der Vertrieb mit dem Aufbau eines Netzwerkes von Händlern. In einem nächsten Schritt eröffnen wir dann eigene Vertriebsbüros. Ein solche Büro haben wir bereits in Deutschland und ein nächstes soll in Russland folgen. In den meisten Ländern, in die wir exportieren, haben wir eigene Vertreter, die für Vertrieb, Marktbeobachtung und Schulungen verantwortlich sind. Zudem kooperieren wir mit nationalen Fachmarkt- und Baumarktketten.
PM: Wo erwarten Sie künftig noch Wachstum?
Kowalski: Wir hegen ernsthafte Pläne für verstärkte Präsenz auf den Märkten östlich von Polen, wie Weißrussland, die Ukraine und Staaten in Mittelasien. Dazu gibt es Investitionen, wie der gegenwärtige Bau eines Werkes für Halbfertigprodukte in der Ukraine. Außerdem wollen wir Richtung Tschechien, Slowakei und Ungarn expandieren. Dort werden wir im Vertrieb Synergien nutzen, die aus einer Kooperation mit dem bedeutenden polnischen Keramikbodenhersteller Ceramic resultieren. Eine gemeinsame Gesellschaft wurde bereits gegründet. Und schließlich setzten wir große Wachstumshoffnungen in den nordamerikanischen Markt.
Wahrscheinlich wird im laufenden Jahr auch die Entscheidung zum Bau eines Werkes für Dreischichtparkett außerhalb von Polen fallen. Die Kapazität soll 2 Mio. qm betragen. Wenn man alle Investitionspläne von Barlinek zusammenzählt, wird in den kommenden vier Jahren eine jährliche Produktionsmenge von 10 Mio. qm überschritten. Unser strategisches Ziel ist es, der weltgrößte Hersteller und Lieferant von Holzböden zu werden.
aus
Parkett Magazin 02/05
(Wirtschaft)