Berry investiert in neue Anlagen zur Parkett- und Laminatproduktion

Parkettwerk auf neuestem Stand der Technik

Traditionell fertigt Berry Teppichböden. Seit 1998 gehört auch Laminat zum Sortiment. Doch mit der Herstellung von Parkett verknüpft man das belgische Familienunternehmen bisher nur selten. Zu Unrecht. Der Blick in die Werkshallen der Parkettproduktion in Frankreich zeigt, dass die Gruppe auch Parkett sehr ernst nimmt. In Meaulne steht eine technische Besonderheit, wie es sie in Europa nirgendwo anders gibt: eine kontinuierliche Parkettpresse - "unser Ferrari", wie die Verantwortlichen die selbst entwickelte Anlage liebevoll nennen.

Nur wenige Bodenbelagshersteller haben eine so breite Produktpalette wie die Berry Floor-Gruppe. Die Teppich- und die Garn-Division gehören genauso zum Kerngeschäft der Gruppe wie der Geschäftsbereich Holz mit Laminatbodenbelägen, Parkett und Melamin beschichteten Paneelen. Die wesentlichen Fußbodenarten im Unternehmen vereint zu haben, ist nach Ansicht von Marketingleiter Philippe Harinck einer der wichtigsten Vorteile des Unternehmens. Entsprechend bemüht man sich, Marketingmaßnahmen wie das Sponsoring im Radsport der ganzen Gruppe zu Nutze zu machen. Mittlerweile kommt auf den meisten PoS-Materialien der Markenname "Berry Floor" zum Einsatz. Eine Unterscheidung zwischen Parkett, Laminat und Teppichboden erfolgt sozusagen nur noch im Nachsatz.

"Der Kunde hat zunächst einen Fußbodenbedarf und wählt erst hinterher das Material aus", erklärt Harinck die Idee, die hinter der neuen Strategie steckt. Aber: "Niemand von uns wird eine Marke wie Coca-Cola", ergänzt Harinck mit Blick auf die Bedeutung der Marken im Fußbodenbereich. Wichtig sei vielmehr, dass man gut im Handel vertreten ist und der entsprechende Service geboten wird. Denn oft genug entscheide der Handel, was beim Endverbraucher im Wohnzimmer liegt. Zur Berry Floor Gruppe gehören die Teppich-Division mit den Bereichen Nadelfilz, getuftete und gewebte Teppichböden, die Garn-Division mit Polypropylen- und Polyamidgarnen sowie die Holz-Division mit Laminatbodenbelägen, Parkett und Melamin beschichteten Paneelen. Die Produktionen für Laminatbodenbeläge befinden sich in Menen (Berry Floor, Belgien), Lyngdal (Alloc, Norwegen) und Racine (Alloc, USA). Die Paneel-Fertigung steht in Frankreich (Berry Decor), Parkett kommt von Berry Wood, ebenfalls aus Frankreich.

Wegweisende Parkettproduktion in Meaulne

Wichtigste Ziele bei Berry Wood sind eine flexiblere Gestaltung der Parkettproduktion und der Ausbau der Kapazität auf 1,5 Mio. qm im Jahr. Viel Geld wurde dazu in den letzten drei Jahren in das französische Werk Meaulne investiert. Dabei ist kaum ein Stein auf dem anderen geblieben. Von den Anlagen der erst vor neun Jahren neu gebauten Parkettfabrik steht mit Ausnahme einer Lackierstraße und einer Hochfrequenz-Presse im Grunde nichts mehr. Ein großer Teil der Anlagen wurde komplett erneuert, und bis auf die Lamellensortierung laufen die meisten Produktionsprozesse weitgehend automatisiert ab. Allem voran die europaweit erste kontinuierliche Parkettpresse. Zusammen mit dem italienischen Anlagenbauer Pagnoni Easylam hatte Berrys Werksleiter Gérard Lefebvre diese neue Technologie von der Idee bis zur Umsetzung entwickelt und begleitet. Seit einem knappen Jahr läuft die Anlage mit stetig zunehmender Auslastung. Noch werden Gegenzug und Mittellage im Warmpressverfahren verleimt. Ziel ist es, auf der neuen Anlage alle drei Schichten im Kaltverfahren zu verpressen, um Spannungen im Holz zu vermeiden. Für die Verleimung der Decklagen ist inzwischen ein kalt aushärtender PU-Klebstoff freigegeben, so dass beim Verpressen der Decklagen auf die Zufuhr von Wärme verzichtet werden kann.

90 % mit HDF-Mittellage

Die Berry Wood-Produktion ist ausschließlich auf Dreischichtparkett ausgerichtet. Bis auf das Sortiment "Forest" haben alle Produkte eine HDF-Mittellage. Besonderen Wert legt Berry Wood auf die Qualität der HDF-Platten. Hier sind nach Angaben des zukünftigen Werksleiters Jean-Marc Legrand wesentlich bessere Qualitäten gefordert als beispielsweise in der Laminatproduktion. Von französischen Faserwerkstoff-Produzenten bezieht Berry Wood die HDF-Platten in der notwendigen Dicke und hohen Maßhaltigkeit.

Neben den 14 mm-Schiffsböden "Forest" und "Eco Forest" sowie "Majestic" in 10,8 mm-Dicke gehören die Landhausdielen "Noble" und "Heritage", jeweils 14 mm dick, und die 10,8 mm dicke Ausführung "Palace" zum Berry-Angebot. Die Verschleißfestigkeit der Oberflächen wird durch eine Mehrfachlackierung mit aluminiumhaltigem "MasterResist" gewährleistet. Seit kurzem gibt es diesen Lack auch in einer besonders matten Einstellung. Er kombiniert die schöne, matte Optik eines Öls mit der problemlosen Pflege eines Lacks, betont Exportmanager Joris Philipsen. "Denn im Grunde wollen die Kunden Parkett, auf das keine besondere Rücksicht genommen werden muss und das alles mitmacht."

Trotz der angestrebten Flexibilisierung der Parkettproduktion wollen die Verantwortlichen ein übersichtlich gestaltetes Sortiment beibehalten. So verfügt Berry Wood ab Lager bei Schiffsböden mit nur acht Holzarten über eine vergleichsweise kleine Range. 70 % machen Eiche, Buche und Ahorn aus. Die restlichen 30 % verteilen sich mit zunehmender Tendenz auf die Exotenhölzer Iroko, Wenge, Doussie, Merbau und Jatoba. Hier kommt es gelegentlich zu Schwierigkeiten in der Verfügbarkeit, insbesondere wenn es um FSC-zertifizierte Deckschichten geht, heißt es. Bei Landhausdielen ist die Nachfrage noch einheitlicher: Zwei Drittel Eiche und sonst fast ausschließlich Merbau. Berry Wood bezieht das Holz über verschiedene Lieferanten, mit denen teilweise schon seit Jahren zusammengearbeitet wird. Getrocknet wird bei Berry zumeist in den eigenen Anlagen, zusätzlich stehen bei Bedarf Trockenkammern bei anderen Unternehmen in der Umgebung zur Verfügung.

Ausweitung des Exports nach Deutschland

In den kommenden Jahren will Berry Wood seine Präsens auch auf dem deutschen Markt verstärken. Ziel ist, bis Ende nächsten Jahres 20 % des gesamten Parkettumsatzes der Gruppe in Deutschland zu tätigen, ausgehend von 11 % im Jahr 2004. Joris Philipsen: "Unsere qualitativ hochwertigen und technisch ausgereiften Produkte bieten dazu die besten Voraussetzungen." Zudem ist das Verkaufsteam um Volker Kühnl für Deutschland und Österreich im letzten Jahr entsprechend erweitert worden. Neben dem Bodenbelagshandel gehören inzwischen auch Holz- und Baustoffhändler zum Kundenkreis der Holzdivision.

Bisher setzt Berry Wood ungefähr die Hälfte seiner Produktion in Frankreich ab. Weitere 30 % gehen in die Benelux-Länder, wo insbesondere die Landhausdielen gut gefragt sind. Für die Baumärkte werden sog. B-Brands wie "Royalty" bereitgestellt, die allerdings nur mit geringem Aufwand beworben werden. Der Vertrieb läuft ausschließlich über das Lager in Menen, dass 2,5 Mio. qm Laminatböden und Parkett vorrätig hält. Deutschland wird mit einem einzigen Logistikpartner flächendeckend beliefert, dabei belaufen sich die Lieferzeiten für Lagerware in der Regel auf eine Woche.

Menen erhält zusätzliche Laminatpresse

Derzeit wird bei Berry Floor in Menen eine weitere Wemhöner-Presse montiert. Die neue Anlage ist baugleich zur bereits vorhandenen Synchronporenlaminat-Presse und wird die Produktionsengpässe im Pressenbereich beenden. Die Fertigungskapazitäten in Menen belaufen sich dann auf rund 25 bis 29 Mio. qm. Im vergangenen Jahr sind im belgischen Werk nach Auskunft von Philippe Harinck rund 18-20 Mio. qm produziert worden. Dazu addieren sich die Mengen des Tochterunternehmens Alloc in den USA und Norwegen, so dass die gesamten Fertigungskapazitäten der Berry-Gruppe bei zukünftig 35 bis 40 Mio. qm Laminatfußboden liegen.

Berry Floor - Holz- und Laminatsektor

Umsatz: 268 Mio. EUR
Mitarbeiter: 696

Berry Wood
Standort: Meaulne/Frankreich
Kapazität: 1,1 Mio. qm Fertigparkett
Berry Decor
Standort: Bousbecque/Frankreich
Kapazität: 70 Mio. qm melaminbeschichtete Paneele und melaminbeschichtetes Dekorpapier
Berry Floor
Standort: Menen/Belgien
Kapazität: 24 Mio. qm DPL-Laminat
Alloc
Standorte: Lyngdal/Norwegen;
Racine/USA
Kapazität: 6 Mio. qm DPL/HPL-Laminat in Norwegen; 5 Mio. qm DPL-Laminat in USA

Berry Floor Group - in Kürze

Umsatz: 503,4 Mio. EUR
Mitarbeiter: 1992 (inkl. Viscosefaser-Produktion, die 2005 eingestellt wird)
CEO: Luc de Clerck
Geschäftsbereiche (Umsatzanteile) ohne ausländische Tochtergesellschaften:
Wood Division
- Berry Wood (12 %)
- Berry Floor (22 %)
- Berry Decor (1 %)
- Alloc AS (18 %)
Carpet Division
- Orotex/Orotuft (16 %)
- Berry Tuft (9 %)
- Berry Tapis (4 %)
Yarns Division
- Berry Yarns (7 %)
- Fabelta Ninove (4 %)
aus Parkett Magazin 03/05 (Wirtschaft)