Boen Dominga in Litauen

Moderner Produktionsstandort im Herzen Litauens


Ganz im Dienste des norwegischen und des deutschen Schwesterwerkes stehen die Boen-Produktionsstätten Dominga Mill und Dominga Hardwood im litauischen Elektrénu. Die Vorfertigung für die Parkettproduktion läuft bei Boen mittlerweile vollständig im Baltikum, mit höchster Präzision und nach westlichen Produktionsstandards. Nachdem man dort zunächst "vorsichtig begonnen hatte", wie Boen Deutschland-Geschäftsführer Guido Müller erklärte, ist Elektrénu jetzt der größte Standort der Unternehmensgruppe und aus dem Fertigungsprozess nicht mehr weg zu denken. Egal ob Deckschicht, Stäbchen-Mittellage oder Fichte-Gegenzug, alle in Litauen gefertigten Vorprodukte werden per Lkw nach Tveit und Mölln zur Weiterverarbeitung transportiert.

Eine Stunde westlich von Litauens pulsierender Hauptstadt Vilnius liegt Boens Sägewerk Dominga Mill. Eine Stunde Fahrt heißt dabei im kleinen Litauen nicht nur eine Stunde Fahrt in eine andere Stadt, sondern auch eine Stunde Fahrt in den weniger entwickelten ländlichen Teil des kleinen Baltikum-Staates. Hier, zwischen schwarzen Rohrleitungen in der Nähe eines alten Kraftwerkes, hatte der norwegische Parketthersteller Boen 1998 mehr als 90 % der Anteile am litauischen Sägewerk Dominga Mill von der Libra-Gruppe erworben. Seitdem ist Einiges geschehen: Das Sägewerk ist zum größten Laubholzsäger des Baltikums und zum größten Eichenholz-Sägewerk im Osten Europas geworden - mit einem Jahresumsatz von rund 20 Mio. EUR. 20.000 cbm werden im Jahr eingeschnitten, ausschließlich Eiche. Die Lieferungen gehen nicht nur an den Mutterkonzern Boen, sondern auch an andere europäische Parketthersteller.

Neben Parkettfriesen werden in der Dominga Mill aber auch Vorprodukte für die Küchenmöbelindustrie eingeschnitten. Deren Bedeutung für das Sägewerk liegt bei 30 % des Produktionsvolumens, erklärt der Sägewerksleiter Zilvinas Kvedaravicius. Immerhin zahle die Küchenmöbelindustrie ungefähr doppelt so gut wie die Parketthersteller. Vier Fünftel der eingeschnittenen Eiche kommt direkt aus Litauen, wobei aus einem Kubikmeter Rundholz 0,37 cbm Rohware gefertigt werden - ein vergleichsweise guter Nutzungsgrad. Nach dem Einschnitt werden die Friese üblicherweise 30 bis 45 Tage getrocknet, um sie auf einen Feuchtegehalt von 6 % plus/minus 0,5 % einzustellen. Auch andere Deckschichthölzer, die üblicherweise nur vorgetrocknet angeliefert werden, müssen bei Dominga Mill auf die richtige Feuchte gebracht werden. Für die Trocknung stehen im Sägewerk und beim Parkettwerk moderne Mühlböck-Trockner mit einer Kapazität von 4.250 cbm zu Verfügung.

Parkettwerk in unmittelbarer Nähe

Die meisten Hölzer nehmen als getrocknete Rohfriese den Weg ins Werk Boen Dominga Hardwood, das vor einigen Jahren rund 3 km entfernt entstanden ist. Dort werden nicht nur Deckschichten, Stäbchen-Mittellagen und Gegenzüge gefertigt, sondern auch die neu ins Programm genommenen Massivholzdielen und die Zweischichtstäbe "Prestige". Zudem produziert das litauische Werk Dreischichtparkett als Halbfertigware, um bei Kapazitätsengpässen die beiden Schwesterwerke in Norwegen und Deutschland unterstützen zu können. Ohne Oberflächenbehandlung und ohne Nut/Feder bzw. Klickverbindung werden diese Halbfertigprodukte bei Bedarf per Lkw zur Weiterproduktion transportiert.

Alleine für Mittellage und Gegenzug liegen in Litauen rund 4.000 cbm Fichte auf Lager, ausreichend für knapp eine Monatsproduktion. Insgesamt fertigen die 500 Mitarbeiter in den beiden Litauer Produktionsstätten rund 100.000 cbm Vorprodukte für die Parkett- und Möbelindustrie. Dabei ist nicht nur das Sägewerk im Bereich der Küchenmöbel-Industrie aktiv. Auch bei Dominga Hardwood werden in Zukunft Küchenfronten gefertigt.

Die Stärke von Boen ist im Bereich Dreischichtparkett nach wie vor der massive Gegenzug aus Fichte, der die gleiche Dicke hat wie die Deckschicht. So lassen sich im Mehrschichtaufbau abwechselnd stehende und liegende Jahresringe miteinander verleimen, was eindeutige Stabilitätsvorteile mit sich bringen soll. Mit der kreuzweisen Verleimung, heben wir uns von anderen Anbietern in Europa ab", machte der Boen-Geschäftsführer deutlich.

"Anders ging es nicht mehr"

Als sich die Norweger entschlossen, die Vorfertigung für die Parkettproduktion komplett nach Litauen zu verlegen, stand vor allem auch der Erhalt der beiden anderen Produktionsstätten im Vordergrund. "Anders ging es nicht mehr", erklärte Guido Müller die Verlagerung der lohnintensiven Vorfertigung. Die kostengünstigere Fertigung in Litauen sei im harten Wettbewerb in der Parkettindustrie inzwischen zu einem echten Vorteil geworden. Immerhin machen die Lohnkosten in der Parkettindustrie nach Einschätzungen des Boen-Geschäftsführers heutzutage einen Anteil von ca. 25 % aus. Mittlerweile ist die Boen-Gruppe noch einen Schritt weiter Richtung Osten gegangen: In Kaliningrad verarbeitet das eigene Sägewerk ZAO Dominga Nik ebenfalls rund 20.000 cbm im Jahr.

Beim Blick in die litauische Produktion und auf die dort gefertigte Ware wird Eines deutlich: Ohne Einbußen in der Qualität ließe sich problemlos Mehrschichtparkett als komplettes Produkt vor Ort fertigen. Dies ist aber nicht die Politik des Unternehmens, so Guido Müller, "wenn dies gewollt wäre, dann hätten wir es schon längst gemacht." Denn starke Standorte in Norwegen und Deutschland seien für das Gesamtunternehmen Boen von großer Bedeutung.

Boen-Gruppe - in Kürze

Stammsitz: Tveit/Norwegen
Umsatz: rund 75 Mio. EUR
Produktionsstandorte: Tveit/Norwegen, Mölln/Deutschland, Elektrénu/Litauen, Kaliningrad/Russland
- in Litauen: Sägewerk Dominga Mill (20.000 cbm Eiche), Parkettwerk Dominga Hardwood
Produktionskapazität: 2,6 Mio. Zwei- und Dreischichtparkett, außerdem 30.000 qm Eiche-Massivholzdielen und 150.000 qm Sportböden
- in Litauen: Massivholzdielen, Zweischichtstab "Prestige" und Vorfertigung (100.000 cbm)
Mitarbeiter: ca. 900 weltweit
- in Litauen: ca. 500
Marktstellung: weltweit einer der zehn größten Parketthersteller
Sortiment: Mehr als 300 Parkettböden aus 26 Holzarten
aus Parkett Magazin 03/05 (Wirtschaft)