EPLF-Bilanz: Stürmisches Jahr 2001
Laminatbeläge verlieren kräftig in Deutschland
Fast genauso rasant wie der Laminatabsatz in Deutschland 2000 nach oben schnellte, ist er 2001 wieder abgestürzt: Die Menge brach von 60 Mio. qm auf 50 Mio. qm ein. Der europäische Industrieverband EPLF führt das primär auf eine "Depression bei den Einstiegspreislagen im Baumarktbereich" zurück. Auch international hat sich das Expansionstempo deutlich verlangsamt: Der weltweite Absatz nahm nur um 3,7 % auf 363 Mio. qm zu, im wesentlichen angeschoben durch ein außerordentlich dynamisches Wachstum in Großbritannien (+ 64 % auf 42,5 Mio. qm) und ein ebenfalls überproportionales Plus in Nordamerika (+ 10 % auf 55 Mio. qm).
Auch für die Laminatbranche sind die rosigen Zeiten mit stetigen Steigerungsraten vorbei. 2001 blies der einschlägigen Industrie der Wind kräftig ins Gesicht: Die rückläufige Weltkonjunktur, Einbrüche auf dem größten europäischen Einzelmarkt Deutschland und Insolvenzen hinterließen ihre (Brems-)Spuren bei Umsatz und Absatz.
Eine wahre Talfahrt hat vor allem Deutschland hinter sich. Nachdem der größte europäische Einzelmarkt 2000 mit einem - nicht für alle Marktteilnehmer nachvollziehbaren - Absatzzuwachs von 50 % geradezu nach oben geschossen war, stürzte er 2001 genauso rasant wieder ab: Der EPLF als Verband der Europäischen Laminatbodenindustrie geht nach den vorläufigen Zahlen von einem Einbruch um 16 % auf 50 Mio. qm aus. EPLF-Vorstandsvorsitzender Ulrich Windmöller von Witex führt dies auf eine "Depression bei den Einstiegspreislagen im Baumarktbereich" zurück. "Wir stellen in unserem Unternehmen fest, dass sich am Absatz im Fachhandel fast nichts geändert hat. Vielmehr haben sich die Baumärkte im ersten Halbjahr 2001 mit Aktionen sehr zurückgehalten. Wenn man die Paletten addiert, die in den einzelnen Märkten pro Werbeaktion im Schnitt disponiert werden, kommt da schon ein erhebliches Volumen zusammen."
Vor allem die mengenorientierten Hersteller würden angesichts dieser Entwicklung "lange Gesichter" ziehen, sagte Windmöller - wobei Witex selbst mit einer Kapazität von 30 Mio. qm zu den großen Marktversorgern zählt - und warnte: "Wenn der Preisverhau so weitergeht, werden wir alle keine Freude an den Umsätzen und erst recht nicht an den Margen haben."
Absteiger Deutschland, Aufsteiger Großbritannien
So unerfreulich der Rückschlag in Deutschland war, so erfreulich stellt sich die Lage in Großbritannien dar, dass mit einer stolzen Marktausweitung um 64 % auf 42,5 Mio. qm zum Aufsteiger des Jahres wurde. Dagegen enttäuschte Frankreich, dass sich mit einem Absatz von 23,5 Mio. qm kaum über das Vorjahr (23 Mio. qm) hievte. Von dem Markt hatten sich einige Anbieter mehr versprochen. Prozentual noch mehr verloren als Deutschland haben die Niederlande: Hier verringerte sich der Laminatabsatz von 12,7 auf 10,5 Mio. qm, das bedeutet einen Verlust von 17,3 %. Angesichts dieser uneinheitlichen Entwicklung der einzelnen Märkte kam auch der europäische Gesamtmarkt nicht voran und stagnierte bei 200 Mio. qm. Daran haben die 20 EPLF-Mitglieder einen Anteil von 170 Mio. qm bzw. 85 %.
Osteuropa legte um knapp 10% auf 35 Mio. qm, davon beanspruchten die EPLF-Mitglieder 80 %. Die Asien/Pazifik-Region hat sich nach dem großen Schub 2000 im vergangenen Jahr bei 68 Mio. qm konsolidiert, wovon die EPLF-Mitglieder mit ihren europäischen Produktionen nur noch 26,5 % stellen. Nordamerika hat mit einem Zuwachs von 10 % auf 55 Mio. qm Deutschland als weltweit größten Einzelmarkt überholt, doch ist auch dort mit einem dynamischeren Geschäftsverlauf gerechnet worden. Die EPLF-Mitglieder kommen hier nur mit ihren europäischen Produktionen auf 58 % Anteil. Bleiben noch 5 Mio. qm für die restlichen Märkte mit einem EPLF-Anteil von 80 %.
Alles zusammen summiert sich zu einem Weltmarkt von 363 Mio. qm (+ 3,7 %), an dem die EPLF-Mitglieder 252 Mio. qm bzw. 69 % halten - aber nur mit ihren europäischen Produktionen, die zum Teil außereuropäischen Werke sind nicht erfasst.
Kapazitäten doppelt so hoch wie Marktvolumen
Diesem Marktvolumen von 363 Mio. qm stehen doppelt so viele Kapazitäten gegenüber. Der EPLF geht davon aus, dass allein in Europa 550 Mio. qm zur Verfügung stehen, weitere 110 Mio. qm in Asien und nochmal 70 Mio. qm in Nordamerika - macht zusammen 730 Mio. qm.
Innerhalb der Mitgliederstruktur des EPLF gab es einige Veränderungen. So ist die Zahl der ordentlichen Mitglieder zwar konstant bei 20 geblieben, doch gab es Umschichtungen: Deco Lam und Vesterby sind wegen Übernahme bzw. Betriebsaufgabe ausgeschieden, neu hinzugekommen sind dafür die norwegische Berry-Tochter Alloc und Poliface aus Portugal, die zur Sonae-Gruppe gehört.
Bei den außerordentlichen Mitgliedern meldet der Verband dagegen gleich 6 Neuzugänge aus dem Zulieferbereich - ohne das Verluste hingenommen werden mussten: BASF, Homag, Hans Schmid, Solutia und Vits aus Deutschland sowie DSM Melamine aus den Niederlanden. Damit kommen jetzt ingesamt 22 außerordentliche Mitglieder zusammen plus 5 Fördermitglieder. Die intensivierten Kontakte mit der Zulieferindustrie wurden vom Arbeitskreis Marketing genutzt, um das Fundament der Marktinformationen zu festigen. Die selbst erhobenen Absatzzahlen, qualitativ erweitert um das zweimal jährlich im Kreis der Mitglieder erhobene Stimmungsbarometer, können nun mit Kapazitätsfortschreibungen aus dem Kreis der verbandszugehörigen Maschinenbauer abgeglichen werden. Davon verspricht sich Ralf Eisermann von Akzenta, EPLF-Vorstandsmitglied und Obmann des Arbeitskreises Marketing, mehr Prognosesicherheit: "Unser Zahlenwerk stützt sich zukünftig auf drei Säulen: Ist-Zahlen, Stimmung und vorhandene wie geplante Kapazitäten."
Richtlinien zur Schall-Bewertung
Wie misst und bewertet man Raumschall? Angesichts von Begriffsverwirrung und nicht sachgerechter Vereinfachung in manchen Werbeaussagen räumte der EPLF diesem Komplex im vergangenen Jahr höchste Priorität ein. Nachdem drei Institute auf der Herbsttagung des Verbandes unterschiedliche, teilweise konkurrierende Lösungsansätze zur Messung und Darstellung des Raumschalls aufzeigten, kam man übereinstimmend zu dem Schluss, dass Schall ein mehrdimensionales Phänomen ist, das man nicht mit einem zu simplen Ansatz wie "Laut = schlecht" und "Leise = gut" in den Griff bekommen könne, wie es leider punktuell in der Werbung versucht werde. Deshalb wurde eine Arbeitsgruppe gegründet, mit Budgetmitteln für die Forschung ausgestattet und mit dem Ziel auf den Weg gebracht, bis zur Frühjahrstagung 2002 eine gemeinsame Vorlage zu erarbeiten, die als Branchen-Leitlinie herangezogen werden könne.
Eine 08/15 Norm wird es allerdings nicht geben, sagte Volker Kettler, Vorsitzender der Gütegemeinschaft Laminatfußboden, unmissverständlich, da die Beurteilung des Raumschalls zu sehr von subjektiven Kriterien abhängt. Wahrscheinlicher sei ein vom EPLF und von Prüfinstituten harmonisiertes Verfahren.
Die Arbeiten an einem Weltstandard für Laminatfußböden im Rahmen der ISO - dort ist der EPLF durch den Schweden Peter Ringö kompetent vertreten - stellen ein logisches Fortführen der Normungsarbeit des Verbandes dar, nachdem die EN 13329 in Kraft getreten ist. Erschwert werde eine internationale ISO-Normung dadurch, dass die Amerikaner "eigene Vorstellungen von Normung haben", ließ EPLF-Geschäftsführer Peter H. Meyer durchblicken. Nicht nur deshalb will man den Kontakt mit den Kollegenverbänden in USA und auch in China vertiefen.
aus
Parkett Magazin 01/02
(Wirtschaft)