Verlegetechnik-Neuheiten auf der Domotex 2002

Interessantes Angebot trotz geschrumpfter Ausstellerzahl

Die "Neuheitenflut" des letzten Jahres durfte man angesichts des Fehlens eines Großteils der deutschen Verlegewerkstoff-Industrie auf der Domotex 2002 nicht erwarten. Dennoch ließen sich in der Technik-Halle 18 vor allem bei den Werkzeug-Anbietern diverse Neu- und Weiterentwicklungen finden, die für das Handwerk weiterhin einen Messebesuch lohnten. Und auch die Profil-Hersteller sowie die verbliebenen Vertreter der Klebstoffindustrie hatten für Verlegeprofis einige interessante Neuerungen zu bieten.

Etwas unvollständig wirkte es schon - das Angebot in der Technik-Halle 18 der diesjährigen Domotex. Schließlich hatte der Großteil der deutschen Verlegewerkstoff-Industrie auf eine Messeteilnahme verzichtet - ein Angebotsbereich, der gerade im Handwerk stets auf große Resonanz stößt. Die Einschätzung vieler Aussteller und Besucher, dass es in der Halle 18 zeitweise ungewöhnlich ruhig zuging, täuschte vor diesem Hintergrund nicht.

Dennoch lohnte sich auch in diesem Jahr der Weg in den Verlegetechnik-Bereich - denn zumindest die Werkzeug- und Profilanbieter waren nahezu vollständig vertreten und hatten zahlreiche Produktneuheiten mitgebracht. Darüber hinaus fanden sich mit Forbo Adhesives, Mapei, SLC Deutschland - vormals Rinaldi - und Stauf immerhin auch vier Markenanbieter von Verlegewerkstoffen, die sich aufgrund der geschrumpften Zahl an Mitbewerbern auf eine erhöhte Aufmerksamkeit bei den angereisten Bodenlegern freuen durften. Außerdem hatten gerade diese vier marktpolitisch wie auf Produktseite besonders interessante Neuerungen zu verkünden.

Mapei-Messepräsentation entwickelte sich zum Branchentreff

Mapei lieferte mit seinem gewohnt farbenfrohen und offenen Standkonzept auf 273 qm den spektakulärsten Messeauftritt in Halle 18. Eindrucksvoll ins Bild gesetzte Referenzen, Verlegevorführungen im Stundentakt, aussagekräftige Anwendungsdisplays und prägnante Info-Tafeln zogen technikinteressierte Besucher in Scharen an. Der Messestand entwickelte sich zeitweise regelrecht zum Branchentreff.

Das Unternehmen präsentierte sich selbstbewusst, was neben der großzügigen Standfläche durch das "Begrüßungsplakat" über dem Info-Tresen dokumentiert wurde: Es zeigte einen jubelnden, italienischen Radsportler aus dem Mapei-Team, der soeben einen sichtlich erschöpften Jan Ulrich übersprintet hatte; Überschrift: "Mapei wieder erster". Hier wollte der italienische Bauchemie-Konzern wohl demonstrieren, dass er sich auch auf dem deutschen Markt zu den führenden Anbietern zählt - zumindest technisch, nachdem Mapei als erster Klebstoffhersteller in Europa für seine Produkte eine "TÜV-Dot-Com-Zertifizierung" erhalten hat .

Das gemeinsamen Prüf- und Überwachungssiegel von TÜV und TFI verknüpft Emissions- und Schadstoffprüfungen mit einer permanenten, fremdüberwachten Qualitätskontrolle und soll künftig auch für Bodenbeläge und Reinigungsmittel vergeben werden, wodurch sich komplett zertifizierte Bodensysteme zusammenstellen lassen. "Wir erwarten, dass diese umfassende Form der Zertifizierung vor allem bei öffentlichen Auftraggebern auf großes Interesse stößt", gab sich Deutschland-Geschäftsführer Hans-Dieter Albreit hinsichtlich der Breitenwirkung des neuen Labels optimistisch.

Weltmarktführer strebt auch in Deutschland Spitzenposition an

Bezogen auf den Weltmarkt ist die Selbsteinstufung als Marktführer auch ökonomisch keine Übertreibung - mit 29 Werken in nahezu allen Teilen der Erde ist Mapei heute international unbestritten der größte Hersteller von Klebstoffen für die Verlegung von Boden- und Wandbelägen sowie entsprechenden Ergänzungssortimenten. Der Gruppenumsatz konnte im vergangenen Jahr erneut auf rund 650 Mio. EUR gesteigert werden. In Deutschland ist der Hersteller durch die Übernahme von Dyckerhoff-Sopro zum Jahreswechsel immerhin über Nacht zur Nummer 2 auf dem Markt für Fliesen-Verlegewerkstoffe aufgestiegen.
Bei den Bodenbelags-Klebstoffen peilt Albreit eine vergleichbare Marktstellung an: "Unser Ziel ist, auf allen Märkten, auf denen wir vertreten ist, in absehbarer Zeit mindestes Nummer 3 zu werden." Um diesen anspruchvollen Vorsatz zu realisieren, schloss er auch die Übernahme eines deutschen Klebstoffherstellers nicht aus.

SLC strukturiert Deutschland-Aktivitäten neu

Große Ziele hat sich auch der italienische Klebstoff-Hersteller SLC gesteckt, der nach der Übernahme durch die Kerakoll- Gruppe seinen Marktauftritt in Deutschland neu organisiert. In München entsteht derzeit ein neuer Firmensitz für die deutsche Tochter mit Büros, Laboren und Fertigwarenlager. "Die erheblichen Investitionen zeigen, dass wir unserer Engagement auf dem deutschen Markt sehr ernst nehmen", betonte Verkaufsleiter Gerhard Berneburg.

Obwohl das Sortiment weiterhin in Italien gefertigt wird, hat man sich in der Produkttechnik bereits auf die deutschen Marktanforderungen eingestellt: SLC ist zum Jahreswechsel der Gemeinschaft emissionskontrollierte Verlegewerkstoffe (GEV) beigetreten und wird künftig seine Verlegewerkstoffe nach der Emicode-Produktklassifizierung einstufen lassen.

"Mit Erfüllung des EC1-Standards stehen wir mit unseren deutschen Mitbewerbern auch im Bereich Verbraucherschutz auf einer Stufe", stellte Berneburg klar.

Beim technischen Know-how wird SLC von Branchenkennern schon seit vielen Jahren zu den führenden europäischen Anbietern gezählt - vor allem bei Parkettklebstoffen. Hier liegt das Unternehmen im gemeinsamen Stammland Italien als Marktführer sogar noch vor Mapei.

Forbo Adhesives konnte als Direktanbieter weiter zulegen

Im Gegensatz zur vollständigen Messeabstinenz der deutschen Klebstoffindustrie vor zwei Jahren waren diesmal mit Forbo Erfurt und Stauf immerhin zwei angestammte GEV-Mitgliedsunternehmen in Hannover vertreten. Die Erfurter präsentierten unter ihrem neuen Marken-Label "Forbo Adhesives" sowie vor einer alpinen Standdekoration, die an die Herkunft der Konzermutter erinnerte, unter anderem eine erweiterte Pflegeserie für elastische Beläge sowie ein überarbeitetes Oberflächen-Versiegelungsprogramm für Parkett.

"Für uns ist die Messe eine wichtiges Forum, um den Kontakt zum Verarbeiter zu pflegen", begründete Geschäftsführer Rüdiger Beez seine Entscheidung für Hannover. Das Unternehmen setzt auch im Vertrieb auf den direkten Draht zum Handwerk - und konnte mit dieser für die deutsche Klebstoffbranche ungewöhnlich konsequenten Strategie im vergangenen Jahr trotz rückläufiger Marktzahlen um 5 % im Umsatz zulegen. Der Gesamtumsatz belief sich auf rund 25 Mio. EUR.

Stauf entwickelt sich zum Komplettanbieter

Eine Premiere bildete der Messeauftritt von Stauf - und das nicht nur, weil das Unternehmen erstmals auf einer Domotex vertreten war. Die Siegener, die bislang als ausgesprochene Spezialisten für Parkettklebstoffe galten, präsentierten sich dem Handwerk in Hannover nun als Komplettanbieter mit Lösungen für alle marktgängigen Bodenbeläge. Darüber hinaus trägt das erheblich erweiterte und durchgehend modernisierte Programm dem Arbeits- und Verbraucherschutz Rechnung: Dominierten früher die klassischen Kunstharz-Parkettkleber, gehören heute ebenso Dispersions-, Polyurethan- und Pulverklebestoffe für verschiedenste Holzbeläge sowie zeitgemäße Produkte für die Verlegung textiler und elastischer Beläge zum Sortiment. Mit der B2D-Produktlinie wird auch ein komplettes System sehr emissionsarmer Verlegerwerkstoffe mit EC1-Zertifizierung angeboten.

Werkzeuganbieter lieferten große Zahl an Messeneuheiten

Die meisten Produktneuheiten zeigten wieder einmal die Werkzeuganbieter, die dadurch jedes Jahr wesentlich dazu beitragen, dass die Halle 18 zu den Bestbesuchten zählt. Dieses Jahr bemerkenswert:

- die antihaftbeschichteten Kellen und Spachtel von Techno, die dem Verarbeiter die lästige Werkzeugreinigung vor Feierabend ersparen;

- die Walzenfräse von FG, die speziell für den Einsatz leistungsstarker Hartmetall-Fräswalzen konzipiert wurde;

- der neue Kompakt-Stripper von Janser, der dank Hydraulic-Technologie sehr geräuscharm arbeitet;

- die handwerksgerechten Bau-Laser von Pajarito, die bei einfachster Bedienung eine wertvolle Arbeitshilfe darstellen;

- der professionelle Fliesenschneider von Wolff für PVC-Designbeläge;

- die Schmelzkleber-Sprühpistole von Witte, die bei Treppenverlegungen den Lösemittel-Kontaktkleber ersetzen soll.

Nicht zu vergessen: Die Design-Linie des Allegro-Messe "Gimmick", das man vielleicht nicht unbedingt braucht; das große Interesse der Messebesucher zeigte jedoch, dass auch bei Werkzeugen durchaus Wert auf eine ansprechende Optik gelegt wird.

Bei den Profilherstellern gab es ebenfalls einige interessante Neuheiten - darunter:

- das T-förmige Messingprofil von Dural für geschwungene Übergänge zwischen Hartbelägen;

- die Dilex-EHK-Profile von Schlüter-Systems zur einfachen Ausführung professioneller Hohlkehl-Wandanschlüsse;

- das Euro-Step-Profilsortiment von Küberit mit Holz-Furnieren und hochabriebfester CPL-Laminatoberfläche;

- das handwerkergerecht überarbeitete Edlstahl-Sockelleistensystem von Schade.

Bleibt die Verlegetechnik auf der Domotex?

Werkzeug- und Profilanbieter sorgten dafür, dass auf der Domotex trotz des geschrumpften Messeangebots in der Halle 18 auch dem Handwerk etwas geboten wurde - zumal andere wichtige Aussteller im Bereich Verlegetechnik fehlten.

Ob das allerdings so bleibt, ist fraglich: Ausgerechnet Max Janser, der mit seinen diversen, parallelen Praxisvorführungen und stets einer ganzen Reihe interessanter, neuer Werkzeuge zu den meistbeachteten Ausstellern in Halle 18 zählt, hat eine Initiative zugunsten eines zweijährigen Messerhythmus gestartet.

Jansers Umfrage unter allen Unternehmen, die 2001 in Halle 18 ausgestellt hatten - als auch die Klebstoffindustrie noch geschlossen auf der Domotex vertreten war - ergab ein besorgniserregendes Bild: Rund 60 % der Befragten sprachen sich dafür aus, in den ungeraden Jahren, in denen parallel zur Domotex die Bau in München stattfindet, nicht mehr in Hannover auszustellen - und erklärten, dass sie 2003 nicht mehr kommen wollen.

Bleibt abzuwarten, ob sich die Situation bis Jahresmitte noch ändert. Schließlich reicht oft bereits eine kleine Zahl an "Umfallern", um auch den Rest wieder in Zugzwang zu versetzen.

Eines ist jedoch klar: Der Verlegewerkstoff-Industrie, die 2003 auf keinen Fall auf die Bau in München verzichten wird, kommt ein geschlossenes Fernbleiben von der parallelen Domotex sehr entgegen. Wenn dann allerdings auch noch wichtige Werkzeuganbieter fehlen, würde der Technik-Bereich erheblich an Attraktivität verlieren.

Jetzt ist die Messegesellschaft in Hannover gefordert, auch und gerade den Ausstellern im Bereich Verlegetechnik zusätzliche Anreize für eine Messepräsenz im kommenden Jahr anzubieten. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Domotex 2003 einen wichtigen Ausstellungsbereich komplett verliert, den nicht nur das Handwerk vermissen wird, sondern ebenso der Großhandel und die Objektentscheider.
aus Parkett Magazin 01/02 (Wirtschaft)