Direktbeschichter Epi mit rasantem Wachstum
Französische Laminatböden für den Weltmarkt
Wer meint, dass ein Laminatbodenhersteller vertikal integriert sein muss, um erfolgreich zu sein, wird bei Epi eines Besseren belehrt. Der französische Direktbeschichter fährt bewusst ein Mengenkonzept, das sich klar an den Bedürfnissen des Marktes orientiert. Damit hat die seit 1999 an der Börse notierte Gruppe, die auch bei Möbelteilen und Mitnahmemöbeln aktiv ist, in den letzten drei Jahren nicht nur ihren Umsatz, sondern auch den Gewinn mehr als verdoppelt.
Das französische Städtchen Marlenheim hat zwei besondere Adressen, die einen Besuch lohnen: Das eine ist die "Auberge au Cerf", einer der höchstdekorierten Gourmet-Tempel des an kulinarischen Offenbarungen gewiss nicht armen Elsass, das andere ist die Espace Production International, kurz Epi, eines der am stärksten wachsenden Unternehmen in der expansiven Laminatbodenbranche.
Start war 1995, als Ulrich Zierold und Johannes La Cour eine ruhende Gesellschaft mit einem Kapital von 10 Mio. Francs übernahmen und in Marlenheim die erste KT-Presse und die erste Profilierlinie in Betrieb nahmen.
Schlag auf Schlag ging es weiter: In den Folgejahren wurde ein 4 ha Grundstück mit 9.000 qm überbauter Produktionsfläche gekauft, zwei weitere KT-Pressen und drei weitere Fußbodenanlagen installiert.
Unter dem neuen Vorstandsvorsitzenden Jean-Jacques Strub wurde die Expansion noch beschleunigt: die Notierung an den Börsen in Paris und Brüssel brachte Kapital für eine weitere Ausdehnung der Geschäftsaktivitäten, mit dem Einstieg bei dem Möbelteil-Fabrikanten Eurémo und dem Mitnahme-Möbelproduzenten Ozoo wuchs Epi zur Gruppe.
Auch in den Laminatbereich wurde weiter kräftig investiert: So läuft seit Herbst die vierte KT-Presse in Marlenheim, eine Hochleistungs-Beschichtungslinie von Dieffenbacher, die für eine Taktzahl von 180 Zyklen pro Stunde - das entspricht 360 Platten in der Stunde ausgelegt ist. Dabei wurde großer Wert auf einen reibungslosen, schnellen Produktionsablauf gelegt. So sind die dritte und die vierte KT in der Rohplatten-, Filmpaletten- und Fertigungsplatten-Verteilung vollständig miteinander verknüpft, beide Anlagen stehen sich gegenüber und werden zentral über einen Doppelverschiebewagen versorgt, der wiederum über ein automatisches Verteilersystem mit einem 394 Paletten umfassenden Filmlager verbunden ist. Damit kommt Epi jetzt auf eine Kapazität von 30 Mio. qm.
Die Franzosen bekennen sich zu einem Mengenkonzept, das in erster Linie auf Großflächenanbieter ausgerichtet ist. Die Produkte orientieren sich in Optik und Eigenschaften klar an Bedürfnissen des Marktes. Innovationen wie leimlose Verbindungstechnik oder integrierte Schalldämmsysteme werden wohl aufgenommen, aber ohne dass Epi den Anspruch hat, Vorreiter zu sein - wenngleich schon kurzfristig auf aktuelle Trends reagiert wird. So gibt es beispielsweise Klick-Beläge gleich in zwei Versionen: einmal in 8 mm Stärke und in 7 mm mit einem etwas anders geformten Profil.
Der wichtigste Markt ist das heimische Frankreich, wo Epi gut 30 % Marktanteil beansprucht. Auch in Großbritannien ist das Unternehmen mit geschätzten 25 % Marktanteil stark, wobei das Geschäft laut Europa-Vertriebschef Claude Campo dort schwieriger wird, weil die Briten bei Holzwerkstoffprodukten immer mehr auf das FSC-Siegel achten. Im benachbarten Deutschland sieht sich Epi immerhin unter den Top 5. Hier bedient das Unternehmen die Baumärkte direkt, für andere Kunden - etwa aus dem industriefähigen Einzelhandel - nutzen die Elsässer die Kompetenz und die Verbindungen von Weston. Die von Hansjörg Möller gegründete Vertriebsgesellschaft mit Sitz im niederrheinischen Wegberg wird heute von seinem Sohn Kenth geführt.
Über Europa hinaus ist Epi "sehr präsent" in Russland, außerdem in China - "dort sind wir zweitgrößter Exporteur" -, wo jedoch die weitere Entwicklung aufgrund der "kritischen Preissituation" sehr genau beobachtet wird. Weitaus interessanter erscheint Campo der Markt in Nordamerika, aber "Ohne eigene Produktion hat man da langfristig keine Chance."
Nach fünf Jahren exorbitanter Steigerungsraten - allein von 1998 bis 2000 hat sich der Umsatz von 55,3 auf 134,8 Mio. EUR mehr als verdoppelt, der Netto-Gewinn erhöhte sich proportional von 4,0 auf 9,3 Mio. EUR - hat sich das Wachstum im allgemein schwierigen Geschäftsjahr 2001 etwas verlangsamt. Zwar stehen die endgültigen Zahlen noch aus, doch zeichnete sich bereits nach dem dritten Quartal ab, dass der konsolidierte Umsatz zum Jahresende kaum über dem Vorjahr liegen und der Netto-Gewinn mit 5 % vom Umsatz nicht ganz an frühere Größenordnungen heranreichen würde.
Dennoch geben sich die Franzosen gelassen und bezeichnen 2001 pragmatisch als "Jahr der Konsolidierung". Aus dem Cash-Flow heraus hätten wichtige Investitionen realisiert werden können, die die Grundlage für weitere Expansion spätestens ab 2003 böten.
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EPI - Facts
Profil: Französische Unternehmensgruppe mit Kernkompetenz melaminbeschichtete Produkte
Gründung: 1995 durch Ulrich Zierold und Johannes La Cour
Gesellschaftsform: Aktiengesellschaft, seit 1999 notiert an den Börsen Brüssel und Paris
Aktienanzahl: 2.827.054, davon 662.694 in Streubesitz (15.4.2001)
Vorstandsvorsitzender: Jean-Jacques Strub
Tochtergesellschaften: Eurémo, Ozoo
Umsatz: 135 Mio. EUR (2000)
Werke: 3
- F Marlenheim: Epi - Laminatbodenproduktion auf 45.000 qm; 4 Pressen, 5 Fußbodenanlagen
- F-Duppigheim: Eurémo - Produktion von Melamin-Elementen für die Möbelindustrie auf 15.000 qm
- F-Courtine: Ozoo - Produktion von zerlegbaren Mitnahmemöbeln auf 25.000 qm
Epi - der Geschäftsbereich Laminatboden
Espace Production International
Z.I. 1 rue de l"Europe
F-67521 Marlenheim Cedex
Tel: ++33-388 59 29 89
Fax: ++33-388 59 28 47
e-mail: info@epi.fr
www.epi.fr
- Nur Direktbeschichtung und Konfektionieren
- Umsatz: 96 Mio. EUR (2000)
- Kapazität: 30 Mio. qm
- Maschinenpark: 4 Pressen, 5 Fußbodenanlagen
- Vertriebsleitung Europa: Claude Campo
- Märkte: Frankreich, Großbritannien, deutschsprachige Länder, Nordamerika, China, Osteuropa
- Kundenstruktur: Bau- und Heimwerkermärkte, industriefähiger Einzelhandel
- Vertrieb in Deutschland: Baumärkte direkt, industriefähiger Einzelhandel über Weston GmbH, Wegberg
aus
Parkett Magazin 01/02
(Wirtschaft)