Tarkett Sommer steigerte 2001 Umsatz und Gewinn, aber...
Kernmarkt Deutschland ist das Sorgenkind
Tarkett Sommer hat für 2001 eine insgesamt positive Bilanz vorgelegt: Der Umsatz nahm leicht zu, der Gewinn stieg überproportional und die Verschuldung verringerte sich weiter. Im Detail zeigen sich jedoch einige Schwachstellen - vor allem Holzfußböden Europa und der Kernmarkt Deutschland, wo nicht nur weitere Umsatzeinbußen hingenommen werden mussten, sondern auch rote Zahlen geschrieben wurden.
Tarkett Sommer hat sich im schwierigen Geschäfsjahr 2001 gut behauptet: "Wir haben erneut Umsatz und Gewinn erhöhen können - und dies sogar gegen den allgemein negativen Trend in der Bauwirtschaft", resümierte Vorstandsvorsitzender Marc Assa auf der diesjährigen Bilanzpressekonferenz und konnte sich dabei einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen: "Auch im direkten Vergleich mit Wettbewerbern schneiden wir positiv ab."
In Zahlen ausgedrückt heißt das: Die Erlöse stiegen um 1,6% auf 1,43 Mrd. EUR - ohne negative Wechselkurse wären es + 2,7 % gewesen. Beim EBITA (Ergebnis vor Abschreibungen auf Goodwill, Finanzergebnis und Steuern) musste zwar im Zuge des anhaltenden Preiskampfes ein Rückgang von 5,1% auf 85,6 Mio. EUR hingenommen werden, was die Umsatzrentabilität von 6,4 auf 6% schrumpfen ließ, doch konnte die Verschuldung planmäßig um 9 % auf 380 Mio. EUR zurückgefahren werden, wodurch sich auch die Finanzierungskosten reduzierten. Das wirkte sich wiederum positiv auf das Nettoergebnis aus: Es verbesserte sich überproportional um 27 % auf 19,3 Mio. EUR.
Der Handelsbereich Europa konnte seinen Gesamtumsatz um 4 % auf 505,4 Mio. EURsteigern und profitierte dabei vor allem von dem dynamischen Wachstum in Osteuropa (+ 38 %). Frankreich, Nordeuropa, die Benelux-Länder und Skandinavien lagen leicht über dem Vorjahresniveau, Südeuropa schloss "erfreulich" ab und Großbritannien legte um 12 % zu. Schwachstelle war Deutschland, im Geschäftsbericht immer noch als "Kernmarkt" definiert, wo sich die Umsätze weiter um 8% auf 92 Mio. EUR verringerten - "mehr Volumen, aber geringere Durchschnittspreise", charakterisierte Assa die unerfreuliche Situation.
Positiv vermerkte er, dass die eingeleitete Innovationsoffensive bei elastischen Belägen offenbar greift. "Zum ersten Mal seit drei Jahren haben wir hier im Handelsbereich Europa ein Umsatzplus von 2 % erreicht." Holzböden litten dagegen unter starkem Wettbewerbsdruck aus Osteuropa speziell im Niedrigpreissegment und blieben daher um 5,2 % hinter dem Vorjahresumsatz zurück. Demgegenüber zogen Laminatbeläge weiter kräftig an, Textilbeläge konnten sich immerhin um 5% verbessern.
Der Objektbereich Europa setzte 2001 seinen Wachstumskurs mit + 2 % auf 435,8 Mio. EUR fort, was auf eine Optimierung des Produktmixes und die massive Einführung neuer Produkte zurückgeführt wird. Auch hier wirkte Osteuropa mit + 30 % als Motor, aber nicht nur: Auch die wichtigen Kernmärkte Frankreich und Deutschland zogen an. In Deutschland kommt Tarkett Sommer im Objektgeschäft inzwischen auf einen Umsatz von 40,2 Mio. EUR und hofft auf weitere Impulse aus seiner segmentspezifischen Marktbearbeitung.
Mit der positiven Umsatzentwicklung einher ging eine überproportionale Steigerung der Ertragskraft der Division, die aus "gelungenem Kostenmanagement in der Produktion" resultiert. "Die beste Performance zeigten homogene und heterogene elastische Beläge sowie Nadelfilz- und Teppichfliesen", heißt es im Geschäftsbericht.
In Nordamerika drückten die unsicheren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auf den Umsatz und ließen ihn um 1,9% auf 488,1 Mio. EUR zurückgehen. Besonders enttäuschten die elastischen Beläge, während das Holzgeschäft mit einer Innovationsoffensive und einem Umsatzsprung von 15% zum wichtigen Ergebnisträger avancierte.
Auf die schwierige Marktlage antwortete das Management mit weiteren Umstrukturierungsmaßnahmen; so wurde das Geschäft mit elastischen Belägen in eine Handels- und eine Objektschiene gegliedert: Domco Tarkett Handel und Domco Tarkett Objekt,die künftig zielgruppenorientierter und kundennäher am Markt operieren sollen.
Für 2002 rechnet der Vorstand allenfalls mit einem Umsatz auf Vorjahresniveau, will aber das EBITA leicht steigern und das Netto-Ergebnis wieder überproportional steigern. Das erste Quartal lag im Trend: Bei einem Umsatzrückgang von 3,8 % auf 346,4 Mio. EUR erhöhte sich der Netto-Ertrag um 6,6 % auf 6,5 Mio. EUR. "Wenn der Umsatz nicht wächst, muss der Gewinn aus Kostensenkungen kommen", sagte Assa dazu.
Nach Produktgruppen aufgeteilt verloren elastische Beläge per 31. März 7,3 %, Holzböden 1 %, Laminat zog um 15 % an. Im weiteren Verlauf des Jahres will sich Tarkett Sommer auf vier strategische Zielsetzungen konzentrieren:
1. wird die Innovations-Offensive mit neuen elastischen Objektbelägen, neuen Holzprodukten und neuen Fliesenlösungen für Objekt und Wohnen fortgesetzt. Außerdem wurde das Angebot im Holzbereich durch den Erwerb des französischen Sportboden-Spezialisten Géroclair abgerundet.
2. soll das defizitäre Holzgeschäft Europa durch Umstrukturierungen im Vertrieb und neue Produkte angeschoben werden.
3. soll die distributionsspezifische Markenpolitik weiter forciert werden. Ziel ist, jeder Marke "klare Inhalte" zu geben und daüber neue, junge Käuferschichten anzusprechen.
4. will sich Tarkett Sommer intensiv den Wachstumsmärkten Osteuropa und Asien widmen. Das vielversprechende Osteuropa-Geschäft soll über das inzwischen vertraglich abgesicherte Joint Venture mit Sintelon kräftig ausgebaut werden. Für dieses Jahr geht Assa von einer Steigerung des dortigen CV-Absatzes von 8 auf 11 Mio. qm aus. Auch bei Homogen-Belägen und Holz hofft man auf Impulse. Homogen-Beläge könnten mittelfristig in einem der beiden Sintelon-Werke produziert werden, ließ Assa durchblicken. "Schließlich verkaufen wir davon bereits über 1 Mio. qm in Osteuropa." In Asien konzentriert sich das Unternehmen auf das Objekt. Ein Verkaufsbüro in Shanghai wurde unlängst eröffnet, ein zweites in Peking ist geplant.
5. soll die Produktivität verbessert werden, unter anderem durch die Senkung indirekter Kosten und auch durch einen Stellenabbau.
aus
Parkett Magazin 03/02
(Wirtschaft)