Interview mit Jörg L. Jordan
"Wir sind und bleiben ein reines Familienunternehmen"
Das Phänomen Jordan beschäftigt die ganze Branche: Innerhalb der letzten zehn Jahre hat das Kasseler Großhandels-Unternehmen zahlreiche Niederlassungen eröffnet, mehrere Mitbewerber übernommen und damit den Umsatz fast verdreifacht. Viele fragen sich, wie die rasante Expansion finanziert wird. Immer wieder wird über fremde Kapitalgeber spekuliert. ParkettMagazin wollten wissen, was wirklich dahintersteht und sprachen mit dem geschäftsführenden Gesellschafter Jörg L. Jordan.
ParkettMagazin: Herr Jordan, fangen wir zum Einstieg gleich mit der aktuellen Umsatzzahl an: Wieviel haben Sie 2001 umgesetzt?
Jörg L. Jordan: Unser Umsatz belief sich 2001 auf 101,5 Mio. EUR.
BTH: Das entspricht weniger als 200 Mio. DM. 2000 haben Sie 201 Mio. DM umgesetzt, das bedeutet einen Rückgang, nachdem Sie in den Jahren zuvor stets zweistellig gewachsen sind.
Jordan: Nein, wir haben nichts verloren, sondern sogar 2,4 % zugelegt. Es ist korrekt, dass wir im Jahr zuvor 201 Mio. DM gemeldet haben, darin waren aber noch einige interne Umsätze enthalten. Der konsolidierte Umsatz stellte sich etwa um 195 Mio. DM dar.
ParkettMagazin: Inklusiv oder exklusiv Mehrwersteuer?
Jordan: Exklusiv. Wir sprechen nur von Netto-Zahlen, während andere gerne Inklusiv-Zahlen nennen.
ParkettMagazin: Das macht beim Großhandel auch keinen Sinn. Wir wissen natürlich, dass es in der Industrie und beim Einzelhandel Unternehmen gibt, die die Mehrwertsteuer mit einrechnen. Resultieren Ihre hohe Zuwächse in den Vorjahren rein aus Ihren Akquisitionen?
Jordan: Sicher haben wir durch Zukäufe bzw. Filial-Eröffnungen zugelegt - das wenigste waren ja echte Akquisitionen - aber nicht nur. Wir haben 2001 wie bereits erwähnt 101,5 Mio. EUR umgesetzt. Dabei kamen wir in unserem Geschäftsbereich Heimtex auf einen Zuwachs von knapp 8,4 %. Bereinigt um neue Aktivitäten - wir hatten im Herbst 2000 die neue Niederlassung in Ravensburg eröffnet, im Herbst 2001 kam Münster dazu - waren es immerhin noch + 1,1 %. Dabei war der Osten, der bei uns einen Umsatzanteil von 25 % hat, mit 6 % rückläufig, was auf die Ergebnisse der West-Standorte gedrückt hat.
ParkettMagazin: Im Holzbereich müssen Sie nach dieser Rechnung auch ein Minus gehabt haben.
Jordan: Ja, im Holzbereich hatten wir einen deutlichen Rückgang. Das rührt daher, das 2001 für den gesamten Holzhandel bundesweit ein sehr schwieriges Jahr war mit Einbußen bis zu 20 %. Türen waren zum Beispiel ein sehr schwieriger Sektor, auch der Holzrahmenbau hat unheimlich unter dem Rückgang der Baugenehmigungen gelitten. Dem konnten wir uns nicht entziehen.
ParkettMagazin: Und wie war der Start in dieses Jahr? Das erste Quartal war für den Großhandel geradezu katastrophal.
Jordan: Bei uns nicht. Wir hatten per April insgesamt ein Plus von 5,2 %, im Geschäftsbereich Heimtex + 8 % inklusiv der neuen Niederlassung in Münster und bereinigt, also ohne Münster, sind es + 1,5 %.
ParkettMagazin: Selbst das ist überdurchschnittlich gut.
Jordan: Für uns war es zunächst auch nicht leicht, bevor wir dann noch einigermaßen die Kurve bekommen haben. Ich muss allerdings dazu sagen, dass wir in der zweiten Jahreshälfte 2001 einige neue Kollektionen aufgelegt haben, unter anderem unsere Teppichboden-Hauptkollektion. Das spielt natürlich schon eine Rolle. Wir haben eben versucht, die Kunden an allen Ecken und Enden zu aktivieren.
ParkettMagazin: Welche Produktgruppen liefen gut?
Jordan: Eigentlich alle, besonders Parkett und Laminat, auch elastische Beläge. Bei textilen Belägen liegen wir allerdings nur auf Vorjahresniveau. Bei Stoffen und Gardinen haben wir ein leichtes Plus von 2,4 %, wobei wir hier vom höheren Dienstleistungs-Anteil profitieren, das bringt uns bessere Wertschöpfung. Bei Tapeten mussten wir ein zweistelliges Minus verzeichnen.
ParkettMagazin: Bis in die 80er Jahre hinein dümpelte Ihr Umsatz konstant um 30 Mio. DM, um dann auf einmal kräftig anzuziehen. Woher kam der plötzliche Schub?
Jordan: Das hat mehrere Ursachen. Nachdem ich 1986 in das Unternehmen eingetreten war, haben wir kurz darauf den anderen Familienzweig aufgekauft. Eine Cousine meines Vaters war noch Gesellschafterin, hatte aber nie aktiv in der Firma mitgewirkt. Danach waren wir dann alleinverantwortlich. Das eröffnete uns ganz andere Möglichkeiten und motivierte natürlich auch.
Vermutlich habe ich durch meine Ausbildung auch einige neue Ideen mit eingebracht. So habe ich nach dem Studium einige Zeit bei einem großen amerikanischen Bodenbelagsgroßhändler praktiziert und dort viel gelernt und auch manches später bei uns umgesetzt.
Dann kam 1989 die Grenzöffnung und da sind wir Richtung Osten marschiert. Parallel dazu haben wir im Westen durch die Niederlassung in Marburg die Lücke in Mittelhessen zwischen Kassel und Darmstadt geschlossen und das Sortiment mit Stoffen erweitert. Und so ging es zügig weiter - wobei wir regional langsam und schrittweise gewachsen sind. Wir haben uns auch nie das Ziel gesetzt, innerhalb eines bestimmten Zeitraums deutschlandweit präsent zu sein, sondern immer nur versucht, die Chancen zu ergreifen, die sich aufgrund der Situation ergeben haben.
Nachdem wir vier Niederlassungen im Osten hatten - Erfurt, Halle/Leipzig, Dresden und Chemnitz - und die Ost-Expansion für uns zunächst abgeschlossen war, ging es im Westen weiter: Ende 1998 haben wir erst Conrad + Lombardino in Nürnberg übernommen, Anfang 2000 die Raumwelt in München, beide Unternehmen sind inzwischen komplett bei Jordan integriert.
ParkettMagazin: Was heißt übernommen? Was war in die Akquisitionen jeweils eingeschlossen - Warenbestand, Mitarbeiter, Immobilien?
Jordan: Nein, die Immobilien nicht. In München waren wir zunächst noch in dem alten Raumwelt-Objekt von Böhmler verblieben, hatten das aber von vornherein befristet. Inzwischen haben wir dort selbst gebaut. Das ist aber nicht immer so: von unseren 22 Standorten sind 13 gemietet, die anderen Eigentum. Es macht keinen Sinn, sein Geld in Backsteine anzulegen, wenn nicht andere Überlegungen dahinterstehen.
ParkettMagazin: Expansion kostet auch Geld. Wie sieht es mit dem Ertrag aus? In den HNA vom September 2001 berichten Sie von einem "absolut zufriedenstellenden Ertrag 2000", der 2001 nicht wiederholbar sei, Sie schrieben aber auf jeden Fall "deutlich schwarze Zahlen". Was sind "deutlich schwarze Zahlen"?
Jordan: Als Privatunternehmen möchte man sich nicht groß zu Ertragszahlen äußern; das ist sicher nicht nur bei uns so.
ParkettMagazin: Aber wenn man groß und stark ist und gute Zahlen hat, wie Sie in den alljährlichen Veröffentlichungen in der F.A.Z. gerne durchblicken lassen, warum kann man die nicht offenlegen?
Jordan: Lassen Sie es mich so formulieren: Wir müssen uns unserer Zahlen nicht schämen - weder in die eine, noch in die andere Richtung.
ParkettMagazin: Das ist uns zu wenig. Wenn Sie keine konkreten Zahlen nennen wollen, geben Sie zumindest eine Richtung an. Wenn wir von einer Umsatzrendite zwischen 1,5 bis 2 % bei einem guten Großhändler ausgehen: Erreichen Sie die auch? Oder liegen Sie darüber?
Jordan: Ich glaube ja. Bedingt durch unsere Unternehmenskontruktion. Wir haben die GmbH als operative Gesellschaft und die KG als Besitzgesellschaft. Die GmbH, bei der mein Vater und ich geschäftsführende Gesellschafter sind, hat die Immobilien bei der KG gemietet und zahlt ortsübliche Mieten. Das müssen die operativen Einheiten erwirtschaften. Das heißt, sie müssen sich in ihrem Markt- und Preisgebaren so orientieren, dass unter dem Strich noch etwas übrig bleibt.
Ich glaube, dass viele mittelständische Unternehmen sich hier etwas vormachen. Sie stehen auf Ertragsseite zunächst glänzend da, bis man anfängt zu rechnen: die kalkulatorische Miete berücksichtigt, Geschäftsführergehälter....mit der Kapitalrendite will ich gar nicht erst anfangen, und schon ist man im Minus.
Unser Controlling ist auch sehr genau. Jede Filiale wird als separates Profit-Center geführt und der Filialleiter ist für das Ergebnis verantwortlich - auch über Tantiemen daran beteiligt - und handelt sozusagen als Unternehmer. Das halten wir für ganz wichtig. Wenn man diesen Blickwinkel verliert, wird es bei einer Konzeption wie unserer mit 22 Filialen schwierig, zumal es nie gleichmäßig verläuft, sondern immer eine Auf- und Ab-Bewegung gibt. Natürlich rutschen immer mal wieder ein oder zwei Filialen ins Minus, dann müssen wir gemeinsam mit den Verantwortlichen steuernd eingreifen und sie wieder auf Kurs bringen.
Vor diesem Hintergrund haben wir im Vergleich zum Markt immer gute Ergebnisse gehabt. Sicher gibt es Spezia-listen in unserer Branche, die ganz andere Erträge kennen, an die wir als klassischer Regionalgroßhandel nie herankommen können, aber ich denke, dass wir im Vergleich nicht schlecht liegen.
ParkettMagazin: Ein großer Mitbewerber schätzt Sie auf 2,5 % Umsatzrendite.
Jordan: Das ist maßlos übertrieben, bezogen auf die operative Gesellschaft. Aber wenn man so rechnet wie ich es eben beschrieben habe, kommt man der Sache schon näher.
ParkettMagazin: Die ganze Branche fragt sich, wie Sie Ihre massive Expansion in den vergangenen Jahren finanziert haben. Immer wieder wird über fremde Kapitalgeber spekuliert - mal soll Industrie dahinter stehen, mal Headlam, mal Ihr Schwiegervater. Sie betonen dem gegenüber strikt, dass Sie alles aus eigenen Mitteln finanzieren. Wo kommt das Geld denn nun her?
Jordan: Ich weiß, dass immer herumgerätselt wird, wo das Geld herkommt. Alle Gerüchte am Markt stimmen nicht. Es gibt keine fremden Finanziers hinter uns. Das ist alles Quatsch. Wir sind ein reines Familienunternehmen mit meinem Vater und mir als einzigen Gesellschaftern und das bleiben wir auch. Mein Vater hat schließlich nicht jahrelang darum gekämpft, dass ein Familienzweig alleinverantlich für das Unternehmen ist, um dann fremde Gesellschafter ins Boot zu holen. Das ist überhaupt kein Thema.
Wir wirtschaften gut, wir zahlen seit 50 Jahren mit Skonto, wir haben einen guten Kapitalumschlag, wir haben ständig dafür gesorgt, dass die Eigenkapitalquote in Relation bleibt, natürlich haben wir auch Fremdmittel in Anspruch genommen, aber die Eigenmittel sind dann auch durch die Rücklagen gewachsen, wir verbrauchen nichts, wir haben noch nie eine Gewinnausschüttung vorgenommen: das sind alles wichtige Faktoren.
ParkettMagazin: Jeder Expansionsschritt zieht ja auch eine Erhöhung der Kreditlinien nach sich.
Jordan: Nein. Unsere Kredit-linien sind auf dem gleichen Niveau geblieben. Wir haben nur kurzfristig mal eine Erhöhung der Kreditlinien-Inanspruchnahme gehabt, die wir längst wieder zurückgeführt haben.
Wir würden auch heute keine Expansionsschritte oder Akquisitionen unternehmen, wenn es uns finanziell überfordern würde. Denn einer unserer Unternehmensleitsätze ist, dass Umfang und Geschwindigkeit unserer strategischen Entwicklung wie auch unsere Risikobereitschaft von kaufmännischer Umsicht und finanzieller Solidität geprägt werden.
ParkettMagazin: Nach welchen Kriterien gehen Sie bei Ihren Akquisitionen vor? Halten Sie gezielt nach angeschlagenen Unternehmen Ausschau, weil der Einstieg dort billiger ist?
Jordan: Nein, überhaupt nicht - im Gegenteil: solche Unternehmen interessieren uns gar nicht.
ParkettMagazin: Aber Kirschbaum zum Beispiel stand kurz vor der Insolvenz - musste dann tatsächlich Insolvenzantrag stellen - und auch andere Ihrer Zukäufe waren nicht in bestem Zustand.
Jordan: Gut, bei Kirschbaum war es tatsächlich so, dass wir vor dem Insolvenzantrag die Chance gesehen haben, dort mit unserer Struktur und Strategie etwas bewegen zu können. Aber normalerweise interessiert uns nicht die komplette Übernahme eines Sanierungsfalles mit Personal und allem, was da noch zugehört.
ParkettMagazin: Ihre Akquisitionen beschränken sich auf den Heimtex-Bereich. Im Holz-Bereich haben Sie nichts dazugekauft?
Jordan: Doch, haben wir auch. Wir haben ganz früh in Kassel dazugekauft, später Erfurt gegründet, dann Bebra, sonst gab es keine richtig interessanten Angebote. Und man kann auch nur auf einen Schwerpunkt setzen und sich dort richtig aktiv betätigen; es ist schwierig, sich in beiden Bereichen gleichermaßen stark zu engagieren, schon allein von der Management-Kapazität her.
Grundsätzlich sind wir aber schon daran interessiert, auch im Holzbereich noch zu wachsen.
ParkettMagazin: Basiert Ihre Expansionsstrategie mehr auf externem Wachstum durch Zukäufe, weniger auf internem Wachstum?
Jordan: Nein, es ist eine Kombination. Wie ich schon sagte: Wir nehmen Chancen wahr, aber es muss auch strategisch passen und Sinn machen.
ParkettMagazin: Sie sind bereits Süden, Osten und der Mitte Deutschlands präsent. In welche Richtung expandieren Sie jetzt weiter?
Jordan: Gar nicht, wir haben kein Bedarf mehr, müssen jetzt auch erst einmal die Expansionsschritte der letzten Jahre verdauen.
ParkettMagazin: In Niedersachsen zum Beispiel klafft noch eine große Lücke.
Jordan: Niedersachsen bedienen wir bereits von Kassel und Bielefeld aus.
ParkettMagazin: Wir sollen doch nicht ernsthaft glauben, dass das Thema Expansion für Sie abgeschlossen ist.
Jordan: Wir werden dann expandieren, wenn wir von unserer eigenen Verfassung dazu gut in der Lage sind, wenn es strategisch Sinn macht und wenn es zu uns passt. Wir müssen nicht unbedingt noch weiter wachsen.
Das war vielleicht vor ein paar Jahren noch anders. Aber ich denke, wir sind jetzt in einer Marktposition, in der wir nicht Wachstum um jeden Preis brauchen. Wobei es langfristig natürlich schon Argumente gibt, die dafür sprechen, deutschlandweit zu arbeiten. Zum Beispiel, dass Marke-tingkonzepte viel besser greifen.
ParkettMagazin: Schon, aber da ist doch ein Widerspruch in Ihrer Strategie: Einerseits agieren Sie überregional, andererseits streben Sie mit Ihren Filialen immer die Spitzenposition in der jeweiligen Region an, wie Sie in einem F.A.Z-Bericht geäußert haben. Sie können wohl kaum sowohl vor Ort als auch bundesweit die Nr. 1 sein.
Jordan: Das hängt davon ab, wie man agiert. Es gibt ja Großhändler, die von wenigen Standorten aus ganz Deutschland abdecken, eine andere Philosophie und auch eine andere Kundenstruktur haben. Wir sind zwar überregional tätig, aber mit einem recht dichten Filialnetz. Dadurch sind wir sehr nahe an Handwerk und am Handel dran.
Klar ist unser Ziel eine führende Position in unseren Vertriebsgebieten - wobei es nicht doktrinär zu sehen ist, ob das die Nr. 1 ist. Als Nr. 2 kann man sicher auch sehr gut leben. Wir wollen eine wichtige Position haben, weil es wesentlicher Bestandteil unseres Konzeptes ist, für unsere Industrielieferanten regional einen starken Partner mit guter Marktdurchdringung darzustellen.
ParkettMagazin: Die starke Expansion stellt große Anforderungen an Ihre Organisation: Management-Kapazität, EDV, Logistik. Sind Sie da entsprechend mitgewachsen?
Jordan: Ja. Mein Vater und ich teilen uns die Geschäftsführung, die Gesamt-vertriebsleitung Heimtex liegt bei unserem Prokuristen Robert Horst. Dazu haben wir die Ebene der Regionalmanager eingeführt, die es vor einem Jahr noch nicht gegeben hat. Diese Regionalmanager haben Vertriebs- und organisatorische Verantwortung und nehmen gleichzeitig auch eine Produktmanagement- also Einkaufsfunktion wahr.
Die Logistik spielt für uns natürlich eine ganz große Rolle. Das ist eine unsere Hauptfunktionen und Kernkompetenzen. Unser Konzept sieht so aus, dass wir unser Sortiment auf drei Schwerpunktlager verteilt haben: Kassel, Nürnberg und Erfurt. Wobei die verschiedenen Kollektionen jeweils nur an einem Standort bevorratet sind. Die drei Lager sind im Nachtsprung miteinander verbunden, über einen Umschlagpunkt bei Fulda geht die Ware direkt in die Filialen und ist am nächsten Morgen vor Ort. So können wir in den Kerngebieten jeweils einen 24 Stunden-Service zusagen.
Zu unserem Konzept gehören auch die regionalen Abhol- und Auslieferungslager vor Ort beim Kunden in der Nähe. Dort bevorraten wir Schnelldreher, schneiden zu, können Objekte zwischenlagern, habe also eine höhere Flexibilität. Im Hinblick auf die allgemeinen Transportkosten-Verteuerungen sind wir ganz froh, dass wir noch vor Ort gewisse Kapazitäten haben.
ParkettMagazin: Warum unterhalten Sie drei Schwerpunktlager und nicht ein Zentrallager? Der Kostenaufwand ist doch viel höher.
Jordan: Nein, wir haben ja jedes Sortiment nur einmal bevorratet. Die Schwerpunktlager an sich sind auch kleiner in der Größenordnung. Wir haben im Vorfeld mit einem Logistikberater genau analysiert, ob ein Zentrallager besser wäre. Das hätte zwar ablauftechnisch einige Vorteile.
ParkettMagazin: ... auch bei der Finanzierung, der Miete und beim Personal....
Jordan: ...schon, aber wir haben so wesentlich größere Warenbewegungen. Die Einheiten, die fahren, sind kleiner. Das hat sich als optimal herausgestellt. Es wird uns auch bei weiteren Transportkosten-Steigerungen zu Gute kommen. Wenn die weiter steigen - Stichwort Öko-Steuer und Lkw-Maut - wird es sehr teuer, wenn man einen Weg immer nur in eine Richtung fährt. Wir bündeln jetzt und haben dadurch auch eine extrem hohe Lagerumschlaggeschwindigkeit.
ParkettMagazin: Wie hoch?
Jordan: Das ist schwierig zu sagen. Auch hier wird gerne falsch gerechnet. Viele nehmen einfach ihren Außenumsatz und teilen den durch den Lagerbestand. Das ist so nicht richtig. Wenn Sie es richtig rechnen wollen, müssen Sie die Spanne sowie das Strecken- und Umladegeschäft abziehen und auch noch zwischen den einzelnen Produktbereichen differenzieren.
Wir jedenfalls liegen sehr gut, was Vergleichszahlen in der Branche anbetrifft. Wir haben eine sehr große Auslastung des Lagers, das heißt, erzielen einen optimalen Umsatz pro Quadratmeter Lagerfläche und haben dadurch als Ergebnis eine relativ geringe Kapitalbindung in dem Bereich. Das spielt natürlich auch eine ganz wichtige Rolle im Rahmen einer Expansion; wenn man jedes Mal bei einem übernommenen Betrieb auch das Lager mit übernimmt, ist die Kapitalbindung sehr hoch. Und die haben wir immer gut in den Griff bekommen und konnten die Expansion der letzten Jahre ohne zusätzliche Fremdmittel finanzieren.
ParkettMagazin: Wo sehen Sie die optimale Größenordnung für ein modernes Großhandelsunternehmen, das ihm einerseits Leistungsfähigkeit ermöglicht, andererseits die Flexibilität belässt?
Jordan: Ich denke schon, dass wir ganz gut liegen. Wir haben einerseits immer noch flache Hierarchien und kurze Entscheidungswege, um beweglich zu sein, andererseits den Vorteil der Größenskalierung.
Jordan - das Unternehmen
Daten und Fakten
Geschäftsführende Gesellschafter: Horst-Dieter Jordan, Jörg L. Jordan
Umsatz 2001: 101,5 Mio. Euro (+ 2,4 %), davon 77 % mit Bodenbelägen incl. Zubehör und Hilfsstoffe
Niederlassungen: 22 in Hessen, Nordrhein-Westfalen, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Bayern, Baden-Württemberg
Mitarbeiter: 444 inkl. Teilzeitkräfte, davon 72 Außendienstmitarbeiter und 28 Auszubildende
Kunden: Bundesweit über 14.000
Kundenstruktur: Bodenleger, Raumausstatter, Objekteure, Maler, Parkettleger, holzverarbeitende Gewerke
Fuhrpark: 250 Fahrzeuge, davon ca. 60 Lkw
Sortimente
Sortimentspolitik
- Vollsortiment im Bereich Bodenbeläge und Holzhandel
- günstige Konditionen durch Großeinkauf; zum Teil Direktimporte
- Eigenmarkenpolitik: Jokaholz, Jokafloor (textile und elastische Beläge), Jokatex (Gardinen, Dekos, Möbelstoffe), Jokadecor (Tapeten)
- Exklusive Industriemarken als Ergänzung: Fabromont, Vorwerk, Amtico, Freudenberg, Alloc
Angebot Holz:
-Innentüren, Türelemente (über 3.000)
- Innenausbau: Paneele, Leisten, Profilholz
- Platten: Span-, Decor-, Tischler-, Furnier-, Leimholzplatten
- Schnittholz, Kanteln, Hobelware
- Spezialsortiment Holzhaus-Bau: Konstruktions-Vollholz, Brettschichtholz, OSB, Fassadenplatten, Dämmung, Zubehör
- Holz im Garten
- Holzböden: Parkett, Massivdielen, Laminatböden, Korkbeläge
Service Holz
- über 60.000 qm Lagerfläche in Kassel, Erfurt und Bebra für das Sortiment Holz
- Klimatisierte Lagerhallen
- Vollautomatisierte Kommsionieranlage für Platten
- Großlager mit Holz für den Garten
- Eigenmarke Jokaholz: schneller Lieferservice durch ständig über 40.000 qm Lagerbestand
Angebot Heimtex:
- Textile Beläge: Getuftete und gewebte Beläge, Nadelvlies, Kugelgarn etc.
- Elastische Beläge: CV, Linoleum, PVC, Gummi etc.
- Parkett, Massivdielen, Laminatböden, Korkbeläge
- Zubehör: Kleber, Spachtel, Werkzeug, Leisten, Profile etc.
- Gardinen, Dekostoffe, Möbelstoffe und Zubehör
- Tapeten und Zubehör
Service Heimtex
- Bodenbeläge: Zuschnittprogramm mit über 1.000 Positionen Teppichboden und 600 Positionen elastische Beläge
- Umfangreiche Schneide- und Kommissionierungskapazitäten
- rund 2.000 Positionen Gardinen, Dekos, Möbelstoffe
- eigenes Nähatelier
- rund 400 Positionen Tapeten
Logistik
- Großlagerhaltung für hohe Lieferbereitschaft
- 3 Schwerpunktläger in Kassel, Erfurt und Nürnberg, außerdem regionale Abhol- und Auslieferungslager
- Auslieferung im Nachtsprung mit eigenem Fuhrpark
- Lieferservice 24 Std. in den Kerngebieten, bundesweiter Versand innerhalb 48-72 Stunden
- Baustellenservice nach Absprache
- täglich rund 2.500 Kommissionen mit 400 t Frachtvolumen
Marketing
- Leistungsschau (alle zwei Jahre) und Teilnahme an Fachmessen wie Comfortex, Raumtrend, Raumaustattung Dortmund, Domotex
- Kundenkooperationen Jokaplus und Jordan Holz Partner
- Seminare und Schulungen
- VKF-Material und Werbeunterstützung: Anzeigenvorlagen, Funkspots ect.
- Warenpräsentation: Kollektionen, Displays etc.
- Ladengestaltung mit dem Joka-Shop
- im Aufbau: Kreditmanagement-Abteilung
- Internet-Auftritt incl. Online-Shop
Zur Person
Jörg Ludwig Jordan, Jahrgang 1960, hat Betriebswirtschaft an der renommierten European Business School in Eltville studiert. Danach schlossen sich Auslands-aufenthalte und Volontariate in London, Paris und USA an, unter anderem bei einem der bedeutendsten amerikanischen Bodenbelags-Großhändler. 1986 stieg er in die Führung des familieneigenen Großhandelsunternehmens in Kassel ein, das er und sein Vater als geschäftsführende Gesellschafter gemeinsam steuern und in den letzten Jahren vor allem im Geschäftsbereich Heimtex stark ausgebaut haben.
Jörg L.Jordan ist verheiratet und hat drei Kinder.
aus
Parkett Magazin 03/02
(Wirtschaft)