FEP-Generalversammlung und Europäischer Parkettkongress in Helsinki
"Wo wollen Sie in Zukunft stehen?"
Generalversammlung und Europäischer Parkettkongress des europäischen Parkettindustrieverbandes FEP fanden in diesem Jahr in Helsinki statt. Das Programm war von dem Bestreben gekennzeichnet, Themen zur Sprache zu bringen, die der Standortbestimmung dienen, der Branche aber auch Perspektiven und Ansatzpunkte für die künftige Arbeit aufzeigen.
Für die finnische Parkettindustrie hieß Upofloor- Geschäftsführer Esko Teerikorpi die Teilnehmer willkommen. Dem Eindruck, dass die Beteiligung bei der FEP-Veranstaltung seit Jahren stetig abnimmt, wirkten einige neue Mitglieder entgegen.
Osteuropäische Hersteller drängen in die FEP. Nach Mitgliedern aus Rumänien, Polen und Ungarn wurde als neuester Zugang ein tschechischer Hersteller und dessen Geschäftsführer begrüßt.
FEP-Präsident Dieter Betz gab einen kurzen Abriss der Marktsituation: Diese sei 2001 von Rückgängen bei Produktion und Verbrauch sowie einer vielerorts labilen Situation mit wachsendem Importdruck, galoppierendem Preisverfall, Zahlungsschwierigkeiten und Konkursen gekennzeichnet gewesen.Die Hoffnung, dass der Renovierungssektor für Parkettanbieter einen gewissen Ausgleich für die geringe Neubautätigkeit schaffen könnte, habe sich nicht erfüllt. Potentielle Privatkunden hielten sich mit Investitionen zurück oder seien von Aktienverlusten betroffen.
Andererseits verwies Betz auf positive Entwicklungen und Indizien, wie Produktinnovationen und den Parketterfolg auf der Domotex. Für die 2. Jahreshälfte 2002 mahnte er: "Ruhe bewahren, die Preisbremse ziehen, Substanzverluste kompensieren, Marketing und Vertrieb stärken."
Grußworte eines ranghohen Politikers und ausgewählte finnische Referenten - Bo Borgström (Finnforest Corp.) und Anna-Leena Perälä (VTT Technical Research Center of Finland) - unterstrichen in Helsinki die Bedeutung, die der Parkettindustrie für Finnland und für Europa insgesamt beigemessen wird. Der frühere Land- und Forstminister Raimo Tammilehto gab einen Überblick über die erfolgreichen nationalen Bemühungen, die Forst- und Holzwirtschaft zu einem effektiven, leistungsfähigen Wirtschaftszweig zu machen. Der Redner führte die finnischen Erfolge auf diesem Gebiet auf pragmatisches Handeln zurück, das er europaweit für erforderlich hielt. Er streifte dabei Themen wie die geplante Ausweitung von Naturschutzgebieten und die PEFC- Zertifizierung, bei der Finnlands Vorgehen nicht unumstritten ist.
Bo Borgström, stellvertretender Geschäftsführer von Finnforest und Präsident von CEI Bois, zeigte Wege auf, um aus Visionen Wirklichkeit werden zu lassen. "Wo wollen Sie 2010 stehen?" fragte er seine Zuhörer, um Ihnen anschließend zu schildern, wie Finnland - vor zehn Jahren zu wirtschaftlicher Neuorientierung gezwungen - sich an solcher Zielsetzung ausrichtete und seither seinen Weg macht.
Bis 2010, so die finnische "Vision", soll das Land im konstruktiven Holzbau und im Innenausbau mit Holzprodukten eine führende Stellung in Europa einnehmen. Alle Aktivitäten stehen unter dem übergeordneten Begriff "Leben mit Holz", zielen auf Komplettlösungen mit Holz und richten sich an die beiden wichtigsten Zielgruppen: Architekten (als maßgebliche Wegbereiter des Bauens mit Holz) und Endverbraucher (die ihre Vorstellungen von Wohnen verwirklichen). Der Industrie komme die Aufgabe zu, diese Vorstellungen und Wünsche zu realisieren. Dabei seien Langzeitziele ebenso erforderlich wie flexible Strukturen.
Der Erfahrungsbericht aus der finnischen Holzwirtschaft sollte erklärtermaßen motivierend wirken. Entscheidend für die Effektivität der FEP seien, wie Borgström betonte, gemeinsame Ziele und der Wille, sie durchzusetzen. Es sei Aufgabe der Mitglieder, ihren Interessenverband dem entsprechend auszustatten. Finnische Erfahrung bestätige die Einsicht von Zar Peter dem Großen: "Gott helfe der Armee mit den größten Truppen, wenn sie nicht zusammenarbeiten".
Von der Universität Tampere und dem dort angegliederten Technical Research Center mit 3.000 Mitarbeitern kam Anna-Leena Perälä. Sie gab eine detaillierte Zusammenfassung aller Ergebnisse, die bei Untersuchungen zur Entwicklung des Bausektors bis zum Jahr 2004 speziell in Deutschland, Frankreich und Großbritannien gewonnen wurden. Dabei bestätigte sie die wenig ermutigenden Prognosen für Deutschland.
Eindrücke besonderer Art hinterließ Jim Barnard, Chefeinkäufer für Bodenbeläge bei B & Q, der führenden englischen und international bekannten Heimwerkermarkt-Kette.
Die von der FEP in Auftrag gegebenen Tests zum Brandverhalten von Parkett haben bisher (für Drei- und Zweischichtparkett) gute Ergebnisse gebracht und die Frage aufgeworfen, ob eine Allgemeinverbindlichkeit (CWFT) für alle Parkettarten, alle Hölzer und Versiegelungen formal anerkannt werden kann. Die Frage der Zertifizierung und der Chaine of Custody für Parkett ist offen. Dazu erklärte die FEP, keine Präferenzen (FSC oder PEFC) zu pflegen. Das Marketing liege in den Händen von CEI Bois und CEPI.
Ansatzpunkte zu Diskussionen bot ferner die gegenwärtige PR-Aktion der FEP, über deren bisherige Resonanz Jürgen Schaal, Chef der beauftragten Werbeagentur Trostner, berichtete.
Der Geschäftsbericht 2001, den Generalsekretär Filip De Jaeger vortrug, weist bei den Mitgliederzahlen nunmehr 47 Einzelfirmen und sechs nationalen Verbänden aus. 2001 schieden einige Mitglieder aus, neue kamen dazu - wie Cosmo (Italien), Baltic Wood (Polen) und SK Továrna na perkety (Tschechien). Deutschland stellt mit 10 Mitgliedern die stärkste Sektion, gefolgt von Franzosen (8) und Finnen (4). Kritik äußerte De Jaeger, dass bei weitem nicht alle Mitglieder ihre Produktions- und Exportdaten zur europäischen Statistik melden. Für 2001 waren es von 47 nur 32.
Im Vorstand der FEP wurde bei der Jahresversammlung eine Neubesetzung erforderlich, nachdem der Norweger Lars-Gunnar Andersen bei Boen ausgeschieden ist und seine Position im FEP-Vorstand zur Verfügung stellte. Er wurde in Helsinki aus dem Kreis verabschiedet, der ihn bereits als zukünftigen Präsidenten vorgesehen hatte. Sein Nachfolger ist Louis Borg (Panaget, Frankreich).
aus
Parkett Magazin 04/02
(Wirtschaft)