BonaKemi: Gespräch mit Bona-Geschäftsführer Stefan Johansson
"In fünf Jahren Umsatz verdoppelt"
In den letzten fünf Jahren hat sich innerhalb des Bona-Konzerns ein tiefgreifender Wandlungsprozess vollzogen. Obgleich noch nicht beendet, zeigt er bereits deutliche Ergebnisse. Im Gespräch mit dem ParkettMagazin erläuterte Geschäftsführer Stefan Johansson, wie "aus dem schwedischen Unternehmen, das exportiert, ein global operierender Konzern" wird.
In mehr als 80 Jahren ihres Bestehens hatte die BonaKemi nur vier Geschäftsführer. Stefan Johansson ist das erste Nicht-Familienmitglied in dieser Position und setzt bei aller Dynamik, mit der er das Unternehmen seit fünf Jahren leitet, weiterhin auf Kontinuität. Nicht nur in neue Anlagen und Produkte, Unternehmenszukäufe und Auslandsaktivitäten wird investiert, sondern insbesondere auch in "human ressources" und "human capital". Es gibt, betont Johansson, im Unternehmen eine Grundhaltung, die Entscheidungen "mit Respekt und zugleich offen für Neuheiten" angehe. So sei die BonaKemi ihrer Produktphilosophie und ihrem Unternehmensprofil treu geblieben und dennoch "heute ein anderes Unternehmen als vor fünf Jahren".
Johanssons Bilanz kann sich sehen lassen: Das schwierige Jahr 2001 schlossen die Schweden mit einem Umsatzplus von 16 % ab. 2002 wird voraussichtlich die Umsatzmarke von 1 Mrd. SEK (105,9 Mio. EUR) und damit eine Umsatzverdoppelung seit 1997 bringen. Die "Vision 2006" steuert eine nochmalige Verdoppelung auf 2 Mrd. SEK (211,81 Mio. EUR) an.
Konzentration auf ein Geschäftsfeld
Bona hat es stets vermieden, sich zu verzetteln. Wachstum wurde ausschließlich bei der Produktion von Versiegelungen und Klebern für Holzfußböden angestrebt. Inzwischen längst weltweit Marktführer, sind sich die Schweden der Qualität ihrer Produkte und ihrer Bedeutung für die gesamte Branche bewusst: "Durch unsere Stärke machen wir auch Parkett stark. Dass Bona in der Produktentwicklung ständig fortschreitet und als Unternehmen kräftig wächst, bringt alle voran", betont Stefan Johansson.
Im Wettbewerb wird die Pole-Position mit hohem Einsatz verteidigt - nicht durch aggressiven Verdrängungswettbewerb, weil er "auf Dauer für den Angreifer selber schädlich" sei, sondern mit ungeteiltem Einsatz für das eigene Unternehmen. Neben Entwicklung und "überzeugender Produktführerschaft" misst Johansson dabei intensiver Mitarbeiterschulung und professioneller Partnerpflege größte Bedeutung bei.
"Human Ressources"
Der Bona-Etat für Schulungen hat ein Volumen von 1,5 bis 2% des Gesamtumsatzes. Zum Vergleich: In Forschung und Entwicklung sowie in Werbung werden jeweils etwa 3 % investiert. "Jeden Tag im Jahr findet irgendwo in der Welt eine Bona-Schulung statt, die von eigenen Mitarbeitern oder extern veranstaltet wird", vermutet Johansson. Der Aufwand ist immens - auch für die Teilnehmer, die keinen Kursus ohne abschließende Wissenskontrolle verlassen. Bona-Berater, die bei 80 % der Prüfungsfragen versagen, werden den Kunden nicht zugemutet. Den Schulungsstoff zu beherrschen, ist Pflicht: "Aus Respekt vor den Kunden, die ein Recht darauf haben, dass ihre Fragen richtig beantwortet werden", wie Johansson unterstreicht.
Wissen ist Macht - auch die Macht der Kunden, die mit Bona einen Wettbewerbsvorteil herausholen können. Knowhow holt oder sichert sich Bona durch eigene Forschung und Zusammenarbeit mit Universitäten, Forschungsinstitute und Agenturen. "Kenntnisreich und vorausschauend mitdenken", lautet eine Bona-Erwartung, die sich nicht damit zufrieden gibt, nur Augenblicksfragen kompetent zu beantworten. Ständiger Informationsaustausch auf Management-Ebene und den nachgeordneten Ebenen hält die Dinge im Fluss. Die hohen Anforderungen, aber auch Chancen, die unter den Begriffen "human ressources" und "human capital" subsummiert sind, betreffen gegenwärtig rund 450 Mitarbeiter. Ein Drittel ist größtenteils in Produktion, Forschung, Entwicklung, Administration und Management in Schweden tätig, der Rest arbeitet weltweit in Verkauf, Schulung usw. Vor fünf Jahren beschäftigte Bona erst 200 Mitarbeiter in fünf Ländern.
In die Zukunft investieren
"Wir verkaufen nicht Lack, sondern Lösungen" heißt eine der Devisen, die Bona erfolgreich in die Tat umsetzt. Stabilität und Rentabilität der BonaKemi beschreibt Johansson als gut: "Wir sind ein durch und durch solides Unternehmen". Eine Eigenkapitalquote von 64 % auf das Gesamtkapital ermögliche es, auch große Bauprojekte "ohne Banken, aus eigener Kraft" zu realisieren. Solche Projekte folgen seit einigen Jahren dicht aufeinander. Das beträchtliche Investitionsvolumen betrifft Produktionsanlagen und infrastrukturelle Verbesserungen.
In Malmö ist die BonaKemie seit 1954 im heute ältesten Gewerbegebiet der Stadt ansässig. Nach beträchtlichen Erweiterungen ist die Flächenkapazität inzwischen voll ausgeschöpft, aber die Konzentration aller wichtigen Anlagen an diesem Standort hat sich bewährt. Als jüngste Investition wurde hier im Jahr 2000 für rund 1 Mio. EUR ein neuer Reaktor für die Polymerherstellung installiert. Bona ist damit das einzige Unternehmen in der Branche, das sich in diesem wichtigen Bereich der der Rohstoffherstellung auf eigene Beine gestellt hat. Nicht nur Unabhängigkeit wurde damit gewonnen, sondern vor allem der Wettbewerbsvorteil "unvergleichbarer Produkte", wie Johansson hervorhebt. Als erste wurde die Mega-Produktreihe auf dieser Basis entwickelt, inzwischen hat auch die ganz neue Spectra-Reihe davon profitiert.
Weitere große Projekte befinden sich im Bau, in der konkreten Vorbereitungsphase oder im gedanklichen Entstehungsprozess:
In Trelleborg wurde ein 30.000 qm-Grundstück mit Option auf weitere 20.000 qm erworben. Bereits im kommenden Jahr soll dort mit dem Bau einer zweiten Produktionsstätte begonnen werden; mit dem Produktionsbeginn rechnet Stefan Johansson für 2004 oder 2005.
In Örebro ist die BonaKemi seit 2001 Eigentümerin der Örebro Maschinenfabrik, ein Traditionsunternehmen, das auf Schleifmaschinen für Holzfußböden spezialisiert ist. Mit einem Kostenaufwand bis zu 2 Mio. EUR wurde dort eine neue Produktionsanlage "dreimal so groß wie die alte Fabrik" geschaffen. Derzeit 20 Arbeitsplätze sollen bald auf 35 bis 40 anwachsen. Entwicklung und Produktion orientieren sich stark am Kundennutzen: "Wir nutzen den Rückfluss von Ideen, die von den Nutzern eingebracht werden", betont Johansson. Speziell für den U.S. Markt wurde so ein Randschleifer entwickelt, der den amerikanischen Gewohnheiten entgegen kommt.
Auslandsaktivitäten
In den meisten Ländern stellt Bona Reference-Teams zusammen. Sie bestehen aus etwa zehn Handwerkern, die den Durchschnitt des jeweiligen Landes repräsentieren. Acht gehören dem Team dauerhaft an, zwei werden jährlich gewechselt. Die Aufgabe der Reference-Teams besteht darin, Neuentwicklungen und Weiterentwicklungen zu testen und dazu beizutragen, dass sie - auch länderspezifisch - optimiert werden können.
In Pueblo/Texas erwarb Bona in diesem Jahr die Firma Rampart, einen Hersteller von Lösemittellacken. Die Modernisierung von Produktion und Produkten ist angelaufen. Das Ziel ist, den Standort Pueblo für die Herstellung von UV-Lacken für den amerikanischen Markt zu nutzen.
In Italien ist Bona - ebenfalls seit diesem Jahr - Eigentümerin der Frama Chemie.
Darauf angesprochen, ob Bona an Expansion nach Fernost interessiert sei, bejaht Stefan Johansson ohne Zögern. Den ersten Brückenkopf bildete die Gründung einer eigenen GmbH in Singapur. Seit wenigen Monaten ist Bona mit zehn Mitarbeitern in Asien "vor Ort". Die weitere Entwicklung soll "Schritt für Schritt" voran gebracht werden. Stefan Johansson hat sie zur Chefsache gemacht. Unmittelbar zuständig für das Entwicklungsprojekt Asien ist Claes Björck, in Deutschland kein Unbekannter. Bonas Asien-Engagement baut auf die Marktführerschaft in der westlichen Welt und die dahinter stehenden Erfahrungen, insbesondere auf das Prinzip, "nicht nur Produkte, sondern spezielles Knowhow" zu vermitteln.
Mögliche Produktionsstandorte in Asien und den USA werdem in erster Linie UV-Coatings betreffen - ein Unternehmenszweig von Bona, der sich in den letzten Jahren "sehr positiv entwickelt hat und weltweit weitere Zuwächse erwarten lässt". Gegenwärtig beliefert Bona 40 Parketthersteller in aller Welt mit UV-Lack. UV-Öle nehmen im Vergleich zum 90 %-Anteil der Lacke einen vergleichsweise geringen Umsatzanteil ein. Auch das jährliche Wachtumspotenzial schätzt man in Malmö bei UV-Lacken mit 6-8 % höher ein als bei UV-Ölen. Hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist bisher der DIY-Bereich. "Er interessiert uns, aber der für dieses Segment besonders attraktiv eingeschätzte deutsche Markt leidet unter Rezession".
Lösungen anbieten
Johansson: "Lange Zeit war Bona eine schwedische Firma, die exportiert. Inzwischen sind wir mehr und mehr zu einem internationalen Unternehmen geworden, das Lösungen anbietet. Nur noch 5 % des Umsatzes werde in Schweden erzielt, 95 % auf internationalen Märkten." Unverändert wichtig bleibt der europäische Markt. Hier ist Deutschland, wo die Bona-Tochter in Limburg seit 1953 zum "Establishment" gehört, wesentlicher Erfolgsträger. Der deutsche Markt bringt immerhin 17 % des international erzielten Bona-Umsatzes ein.
Daneben ist in Europa aber immer noch Platz für neue Niederlassungen und neue Erfolge. Einen Senkrechtstart erlebte Bona in Großbritannien. In drei Jahren wurde dort der größte Umsatzzuwachs innerhalb Europas erzielt. Eindrucksvolle Erfolge auch in den USA, wo Bona seit 1981 aktiv ist: Die Firma und mittlerweile 90 Mitarbeiter dort erzielen heute mit 35 Millionen Dollar den größten Umsatz einer Einzelfirma innerhalb des Gesamtunternehmens.
Um weiteren globalen Anforderungen zu entsprechen, wurde die Global Division gegründet. Sie ist außer für Europa auch für Südamerika zuständig und wird von Ansgar Igelbrink geleitet, der bislang die deutsche Bona-Tochter in Limburg führt. Künftig wird er seinen Sitz in Malmö haben. Dort - so unterstreicht Stefan Johansson - "muss das gesamte Management internationaler werden." Bona sei auf dem Wege zu einer neuen, internationalen Corporate Identity.
aus
Parkett Magazin 04/02
(Wirtschaft)