Britische DIY-Handelskette B & Q "entdeckt" Holzböden
"Snobwert" zum Billigpreis
Für ein ebenso interessantes, wie brisantes Thema hatte die FEP den Chefeinkäufer für Bodenbeläge bei der englischen Baumarkt-Kette B&Q, Jim Barnard, eingeladen. Er sprach in Helsinki über Holzfußböden aus der Sicht eines DIY-Anbieters.
International ist B & Q einer der ganz Großen. Die Baumarktkette mit 318 Läden in England, insgesamt 21 Mio. qm Verkaufsfläche und 27.000 Beschäftigten zählt pro Woche etwa 3,1 Mio Kunden. Allein mit Bodenbelägen aller Typen macht B & Q einen Jahresumsatz von 160 Mio. Pfund.
Das Unternehmen besteht seit 1969, wurde 1980 von Woolworth und 1982 von der Handelsgruppe Kingfisher gekauft, die 1998 die französische Baumarktkette Castorama mit ins Boot holte, an der Kingfisher zu 55 % beteiligt ist. Das kürzlich unterbreitete Angebot an Castorama, deren 45 %-Anteil zu übernehmen, wurde von den Franzosen vorerst abgelehnt. Kingfisher drängt auf Expansion. Der im letzten Jahr erzielte Gesamtumsatz von 3 Mrd. Pfund soll in den nächsten drei Jahren verdoppelt werden.
Im Zuge dieser Expansion beabsichtigt B & Q, das Fußbodensortiment auszuweiten. Neben den bisher dominierenden Produktgruppen Laminat und Teppichböden soll das Parkettangebot stärker hervorgehoben werden. Wie Jim Barnard erläuterte, sei die Marktsituation in Großbritannien gut; Zuwächse von 5 bis 10 % seien üblich. Bei B & Q - mit einem jährlichen Wachstum von 20 % - könne auch bei Parkett noch ein beträchtliches Potenzial abgeschöpft werden. Dazu verwies Barnard auf die Erfahrungen des DIY-Riesen mit Laminatböden. Seit 1998 ins Sortiment eingeführt, verdoppelte B & Q hier die Umsätze jährlich bis zur jetzigen Höhe von 155 Mio. Pfund. Dahinter stehen 18 Mio. qm, die B & Q zum weltweit größten Einzelhändler für Laminatböden machen.
Dazu ließ Barnard wissen, dass die Markt- und Kostenführerschaft bei Laminatböden in Zusammenarbeit mit Lieferanten errungen wurde, die einerseits "mehr Qualität und Innovationsleistung" einbrachten und andererseits eine Kostensenkung um 40 %" mittrugen. Allgemein - unterstrich der Redner - stelle B & Q prinzipiell hohe Anforderungen und Bedingungen. Bekannt ist, dass die Position des DIY-Anbieters auf dem britischen Markt auf Billig(st)preisen und harter Verhandlungsführung mit Zulieferern um deren Konditionen basiert.
Den verstärkten Einstieg ins Parkettgeschäft plant B & Q in Kürze. Die Verbraucher in England - berichtete Jim Barnard von jüngsten Erfahrungen - seien mittlerweile frustriert, weil es an Holz-Alternativen zum Laminatboden mangele. Es verbreite sich die Einstellung, dass der Fußboden nicht mehr "das Letzte", sondern ein "Lifestyle-Faktor" sei. Für B & Q sei damit die Zeit reif, vom "Snobwert" eines Holzfußbodens zu profitieren und ihn nachdrücklich zu propagieren. Allerdings, räumte er ein, werde man mit Kunden rechnen müssen, die "bei teuren Produkten eher unsicher und nervös werden". Daher komme es darauf an, ein gutes Preis/Leistungsverhältnis und jedwede Unterstützung "auch nach dem Kauf" zu bieten.
Um "Volumen für Parkett zu schaffen", begibt sich Barnard auf erprobtes Terrain: "Die Preise runter!" lautet die wichtigste Forderung von B & Q. Parallel dazu soll ein Erziehungsprozess die Verbraucher dahin bringen, kritischer zu werden, Holz als Leistung und als Wert schätzen lernen, Inspirationen annehmen. "Der von Laminat geprägte Erwartungshorizont muß erweitert werden", betonte Barnard.
In diesem Zusammenhang unterstrich der Redner, dass Verantwortungsbewußtsein und Vertrauen als Teil der Werbestrategie eine Rolle spielen werden. Holz sei die natürliche und bessere Alternative zu Laminatböden; Holzfußböden seien gesund, reparabel, umweltfreundlich. Diese Vorzüge müssten überzeugend vermittelt werden. Glaubwürdigkeit sei beispielsweise mit FSC-Zertifizierung zu erlangen: "Der FSC wird immer wichtiger", betonte Barnard aus englischer Sicht. Die Präferenz, die der FSC genieße, könne - wenn nötig - auch auf den PEFC ausgeweitet werden.
"Man muß dynamisch bleiben" ermunterte der Redner seine Zuhörer. B & Q halte die Zeit für reif, "Holz und DIY zusammenzuführen". Der Preis sei die eigentliche Herausforderung. Nicht zu vernachlässigen seien jedoch auch die technische und die kostenmäßige Weiterentwicklung, um mit Wettbewerbsprodukten Schritt zu halten. Ferner sei der aufwändige Komplex der Kundennachbetreuung zu bewältigen. Barnard zeigte sich zuversichtlich, Interesse geweckt zu haben: "Ich würde gerne Kontakte aufnehmen", verabschiedete er sich.
aus
Parkett Magazin 04/02
(Wirtschaft)