Interview mit Christoph Bawart, Vorsitzender der österreichischen Parkettindustrie
"Uns fehlen überzeugende Ergebnisse"
Es fiel auf, dass die Jahresversammlung der europäischen Parkettindustrie in Helsinki insgesamt schwach besucht war. Unter den überhaupt nicht vertretenen Ländern waren zwei, die in vielerlei Hinsicht zu den Schritt-machern der europäischen Parkettindustrie gehören: Schweden und Österreich. Während die schwedische Seite kurz und bündig "kein Geld" hatte, blieben die Österreicher ohne ausdrückliche Begründung fern.
Die Rezession bereitet seit dem vorigen Jahr allen Parkettherstellern Sorgen. In dieser Situation wird die FEP - überraschend oder nicht - offenkundig als nicht besonders hilfreich eingeschätzt. Mehr noch: Ihre Effektivität wird regelrecht in Frage gestellt.
Für den österreichischen Parkettindustrieverband bedauert der Vorsitzende, Christoph Bawart, dass die FEP bereits seit etlichen Jahren an Attraktivität verloren habe. Dass die Österreicher in Helsinki nicht dabei waren, sei nicht verabredet gewesen, sei auch nicht entscheidend auf wirtschaftliche Gründe zurückzuführen und bedeute keine grundsätzliche Absage an die FEP. Jedoch sei die gegenwärtige Struktur bereits in der Phase der Umorganisation der FEP vor einigen Jahren und in vielen Gesprächen danach als "für Österreich ungeeignet empfunden worden".
Warum halten die Österreicher die FEP für unattraktiv, was würde ihrer Meinung nach mehr Sinn und mehr Lust auf FEP machen? Christoph Bawart zeigte im Interview mit dem ParkettMagazin Inhalte der eigenen Verbandsarbeit und mögliche Aspekte für die künftige FEP-Arbeit auf.
ParkettMagazin: Die Jahressammlung der FEP hat ihren früheren Charakter eines Familientreffens, bei dem alle dabei sein wollten, verloren. Das Konzept der "neuen FEP", das vor sechs Jahren propagiert und schließlich verabschiedet wurde, sollte den angeblichen "Geselligkeitsverein" zu einem zeitgemäßen Interessenverband machen - darauf getrimmt, mit professioneller Lobbyarbeit die Herausforderungen des Marktes zu parieren. Das macht doch Sinn?
Bawart: Im Prinzip ja. Aber die Erwartung, dass das zum Nutzen und zur Zufriedenheit der gesamten europäischen Parkettindustrie zu realisieren sein würde, war in Österreich von Anfang an gering. Das Konzept der "neuen FEP" wurde bekanntlich in erster Linie von den großen nordischen Fertigparkettherstellern angestrebt. Die österreichische Parkettindustrie besteht aber überwiegend aus mittelständischen, familiengeführten Unternehmen, die sich in diesem Konzept nicht wiederfanden. Die Skandinavier bestritten die Funktionstüchtigkeit und Effektivität der "familiären" alten FEP; sie agierten nach der Devise "think big". Die kleineren Unternehmen bekundeten - wie gesagt - bereits bei der Umorganisation Bedenken, ob sich ihre Interessen einbringen lassen würden.
ParkettMagazin: Haben sich die Bedenken bestätigt?
Bawart: Eine gewisse Unzufriedenheit mit der FEP gab es schon vorher. Den Start der neuen FEP haben wir trotz Bedenken vorurteilsfrei beobachtet. Bis heute bestehen keine unüberwindlichen Vorbehalte gegenüber der FEP und ihren Zielen. Die Ideen sind gut. Aber es fehlen überzeugende Ergebnisse, um unsere nach wie vor vorhandenen Bedenken zu überwinden.
ParkettMagazin: Könnte es nicht eine reizvolle Aufgabe sein, daran mitzuwirken, dass es bei der FEP vorangeht? Umso mehr, als die einstigen "Neuerer" - Kährs, Tarkett, Langmoen, Boen, Junckers - samt und sonders FEP-flüchtig geworden sind? Jedenfalls waren die meisten in diesem und im letzten Jahr bei der FEP-Generalversammlung nicht offiziell vertreten.
Bawart: Es ist sicherlich ein Problem der FEP, dass eine Einzelmitgliedschaft für kleinere Unternehmen eine - vermeintliche oder tatsächliche - Hürde darstellt. Hinzu kommt das Stimmenverhältnis, das wenig Mitwirkungsmöglichkeiten lässt. Die österreichische Parkettindustrie ist als Verband Mitglied in der FEP. Die Möglichkeit der Einzelmitgliedschaft nutzt bisher nur ein einziges Unternehmen. Der Mitgliedsbeitrag provoziert selbstverständlich die Frage nach dem Kosten/Nutzen-Verhältnis. Und in Österreich sind wir uns gegenwärtig darin einig, dass wir von der FEP nichts erwarten.
ParkettMagazin: Was könnte die FEP besser machen, um die Österreicher zu überzeugen?
Bawart: Nehmen wir den Komplex "Lobbyarbeit". Wir brauchen sie dringend. Aber mir ist nicht bekannt, dass die ehrgeizige Zielsetzung, die sich in der Einrichtung des FEP-Sekretariats in Brüssel manifestierte, tatsächlich Früchte trägt. Anders ist das offenbar bei der europäischen Normung - ein Feld, auf dem die Stärken von Parkett herausgearbeitet und Wettbewerbsbenachteiligungen abgewehrt werden. An Aktivität mangelt es dagegen dort, wo nachdrücklich und nachhaltig um mehr Marktanteile gekämpft werden müsste. Investitionen in Werbung für Parkett sollten nicht daran scheitern, dass viele große Unternehmen eigene Werbung betreiben. Die FEP darf sich nicht in Interessenspaltung verzetteln. Sie ist dem Produkt und der ganzen Branche verpflichtet.
ParkettMagazin: Werbung kostet Geld, das über Mitgliedsbeiträge hereinkommen muss. Mit zurückhaltenden potentiellen Mitgliedern und deshalb begrenzten Mitteln hat die FEP eine PR-Kampagne in Auftrag gegeben, die seit einigen Monaten läuft. Das ist doch schon was?
Bawart: Die lange Zeit zwischen Plan und Verwirklichung hat uns erstaunt. Wir haben davon gehört, dass die Kampagne inzwischen angelaufen ist. Hier bei uns in Österreich war davon noch nichts zu sehen. Inzwischen haben wir uns längst auf eigene Beine gestellt. Landesweit verbreiten wir eine Info-Broschüre, die zusammen mit dem österreichischen Bundesumweltministerium inititert wurde und vom österreichischen Umweltministerium und dem östereichischen Parkettindustrieverband herausgegeben wird. Die Broschüre ist in Europa einzigartig. Sie tritt der öffentlichen Diskussion über angeblich schädliches Parkett mit Fakten entgegen, die in einer aufwändigen Studie erarbeitet wurden und beweisen, dass Parkett in der Nutzung absolut ungefährlich ist.
Weitere interessante Projekte sind in Vorbereitung und Ausarbeitung. Insgesamt hat unsere Arbeit ein breites Fundment. Wir informieren untereinander und nach draußen über aktuelle Entwicklungen in den Bereichen Technik, Normung, Gesetzgebung. Im Grunde praktizieren wir damit in Österreich in bescheidenerem Rahmen das, was auch Aufgabe der FEP ist: Einen ständigen Informationsfluß, ein gutes Zusammengehörigkeitsgefühl, aktive Verbandsarbeit mit entsprechendem Engamgent der Mitgliedsfirmen. Und obgleich die Wettbewerbssituation auf dem österreichischen Markt äußerst angespannt ist, läuft es deshalb "unter uns" gut.
ParkettMagazin: Wirken der Parkettindustrie-Verband und andere Instututionen der Holzwirtschaft durch Beratung, Vermittlung usw. als treibende Kraft bei der auffälligen Investitionsbereitschaft der österreichischen Parkettindustrie?
Bawart: Nein. Aber vielleicht schaffen wir in der Holzwirtschaft alle miteinander in Österreich ein Klima, das Entscheidungen begünstigt. Unser Verbandsgeschäftsführer in Wien ist sehr aktiv. Insgesamt verfügt die Holzwirtschaft über ein gutes Informationsnetz, z.B. hinsichtlich Fördermöglichkeiten usw. Die grundsätzliche Entscheidung trifft natürlich jeder für sich allein. Dass dabei dann Förderangebote einbezogen werden, versteht sich von selber.
ParkettMagazin: Können Sie auf den Informations- und Gedankenaustausch auf FEP-Ebene verzichten?
Bawart: Natürlich gibt es Aufgaben, die nationale Verbände nur begrenzt leisten können. Da ist dann die FEP gefordert. Sie sollte sich durch ihre Arbeit insgesamt unentbehrlich machen. Die FEP ist nicht überflüssig. Wie gesagt: Grundsätzlich ist sie zu befürworten. Aber jeder Verband erlebt zur Zeit, dass die Mitglieder stärker auf das Kosten/ Nutzen-Verhältnis achten.
aus
Parkett Magazin 04/02
(Wirtschaft)