GD Holz - Deutscher Holzhandelstag in Rostock beklagt Umsatzeinbrüche
"Die Aufholjagd hat begonnen"
Informativ, perfekt organisiert und gut besucht war der diesjährige Holzhandelstag des Gesamtverbandes Deutscher Holzhandel (GD Holz) in Rostock. 240 Holzhändler standen auf der Teilnehmerliste - so viele wie schon lange nicht mehr. Ein Grund dafür war sicherlich das interessante Rahmenprogramm, zu dem mehrere Betriebsbesichtigungen in Wismar gehörten. Daneben hatten die Teilnehmer ausreichend Gelegenheit, die aktuelle Entwicklung im Holzhandel zu diskutieren. Diskussionsbedarf gab es genug, insbesondere angesichts des schlechten Starts ins Jahr 2005. "Die Aufholjagd ist eröffnet", gab der GD Holz-Vorsitzende Hugo Habisreutinger als Devise für die verbleibenden Monate aus.
Nach dem leichten Umsatzplus des deutschen Holzhandels im letzten Jahr, hat für die GD Holz-Mitglieder das Jahr 2005 zunächst sehr schlecht begonnen. In den ersten drei Monaten reduzierte sich der Umsatz des Holzhandels mit Minus 5,7% mehr als deutlich. "Das vergangene Jahr war somit nicht mehr als eine Atempause", resümierte der Vorsitzende des Gesamtverbandes, Hugo Habisreutinger. Nach extrem schlechten Umsätzen im März (- 12,2%) lagen die Umsätze im April mit + 3,7% allerdings schon etwas über den April-Umsätzen des Vorjahres.
Licht und Schatten - je nach Unternehmen
Gleichwohl ist das aktuelle Bild alles andere als einheitlich. Generell gilt, dass "die Firmenkonjunkturen die Branchenkonjunktur schlagen", so Hugo Habisreutinger. Oder anders ausgedrückt: Die Ergebnisse der einzelnen Unternehmen im Holzhandel sind sehr unterschiedlich. Allgemein gilt, dass der Holzgroßhandel mit seinen baunahen Sortimenten Schnittholz/Bauholz, Hobelware, Bauelemente und Ausbauprodukte weit stärkere Umsatzeinbrüche hinnehmen musste (- 6%) als der Holzeinzelhandel (- 2,9%).
Die anhaltende Kaufzurückhaltung der Konsumenten wird von den Experten des GD Holz für die schlechten Zahlen verantwortlich gemacht. Denn auch die Baumarktbetreiber meldeten für den Sortimentsbereich Holz für das erste Vierteljahr ähnlich hohe Einbußen. Bei den einzelhandelstypischen Sortimenten im Holzhandel lagen Fußböden und Gartenholz vorne: Garten mit einem kleinen Rückgang im ersten Quartal, Fußböden sogar mit Umsatzwachstum von Januar bis März. Laminatböden trugen mit einem Plus von 7,1% am meisten zu dem Zuwachs im Fußbodensektor bei, aber auch der Umsatz mit Holzfußböden erhöhte sich um 3,3%. Der Absatz von Türen, Massivholz, Produkten für den Innenausbau und Hobelwaren erlebte dagegen einen Einbruch, meldet der GD Holz.
Aber auch der Außenhandel leidet unter der Konjunktur- und Nachfrageschwäche. Lediglich dem deutschen Holz-Export geht es trotz des relativ hohen Euro-Kurses in allen Bereichen gut. Allerdings trifft dies den Beobachtungen des Holzhandelsverbandes zufolge nicht auf alle Holzarten zu. Die Ausfuhren von Buchenrund- und -schnittholz insbesondere nach China/Hongkong haben sich in den letzten Monaten weiter verringert. Demgegenüber erhöhten sich die Eichenexporte mehr als deutlich. Diese Entwicklung ist auf einen Wandel des "Holzarten-Geschmacks" der Chinesen zurückzuführen. Statt Buche werden zunehmend helle Holzarten aus den USA, aber auch tropische Hölzer, insbesondere aus Afrika, nach China verschifft.
Der Export von Nadelschnittholz konnte in den ersten Monaten dieses Jahres nochmals gesteigert werden, berichtete der GD Holz. Dabei war Frankreich wichtigster Abnehmer.
Baubranche: In Kürze wird es noch schwieriger
Die anhaltende Schwäche der Baukonjunktur ist das wichtigste Problem des Holzhandels. Aufgrund der Diskussion um die Eigenheimzulage gibt es seit dem 2. Halbjahr 2004 kontinuierliche Rückgänge im Neubau, wie Martin Langen von B+L Marktdaten erklärte. Im 1. Quartal 2005 reduzierten sich die Baugenehmigungen sogar um über 30%. Noch profitieren die baunahen Bereiche von den Vorzieheffekten, aber nach Ansicht von Langen wird es damit in den nächsten ein oder zwei Jahren vorbei sein. In Zukunft dürften sich den Untersuchungen des Marktforschungsinstitutes zufolge die Neubauten auf nur noch 200.000 Wohnungen pro Jahr einpendeln. "Es ist kein Konjunkturtal", betont Langen, "vielmehr werden wir ein neues, niedrigeres Niveau erreichen." Entsprechend raten die Marktforscher zur Vorsicht bei Produkten für Neubauten. Allerdings beobachtet B+L Marktdaten auch, dass es starke regionale Unterschiede gibt.
Die Schwäche im Neubaubereich sorgt u.a. dafür, dass im Inland weniger Nadelschnittholz und Hobelwarenprodukte eingesetzt werden. Nach rückläufige Importen schon im abgelaufenen Jahr wird auch für 2005 mit keiner Erholung gerechnet. Für die deutsche Hobelindustrie, die nach wie vor durch Überkapazitäten gekennzeichnet ist, bedeutet dies eine weitere Verschlechterung der Lage. Darüber hinaus haben die Hobelwerke mit gestiegenen Kosten (Maut, Strom, Versicherungen, Folien) zu kämpfen.
Auch die Laubholzimporte sind rückläufig, jedoch halten sich die Rückgänge in Grenzen. Einsatzgebiete wie Möbel-, Fußboden- und Fensterindustrie sind mehr oder weniger auf dem Weg der Stabilisierung. Alle drei Industriezweige haben durch den leichten Anstieg bei den Baufertigstellungen leichte Umsatzzuwächse erzielt.
aus
Parkett Magazin 04/05
(Wirtschaft)