Erste Sitzung des Elite-Parkettleger-Meister e.V. in Walsrode
Industrie zeigt Interesse an umstrittenem Elite-Verein
Ob ein Parkettleger seinen Job gut oder weniger gut erledigt hat, kann der Kunde erst im Nachhinein beurteilen. Nun hat sich in Norddeutschland ein exklusiver Kreis von Parkettlegern zusammengeschlossen, der dem Kunden schon im Voraus perfekte Arbeit garantiert. Gestandene Handwerker gründeten den Verein Elite-Parkettleger-Meister e.V. Die erste Sitzung fand Ende Juni im niedersächsischen Walsrode statt.
Die Ideale des Parkettlegerhandwerks zu erhalten und auszubauen ist der Zweck des bisher auf den norddeutschen Raum begrenzten Vereins. "Ein solcher Qualitätsgedanke reift schon fünf Jahre", erklärt Pressewart Frank Pielot, Obermeister der Innung Hamburg. "Damals glaubten wir noch, das innerhalb der Innungen tun zu können, aber es erwies sich als unmöglich, den für eine Elite nötigen Druck und Zwang dort auszuüben."
Und dieser Druck ist nicht gering. Mitglied in dem elitären Zirkel können nur Betriebe werden, die einen Meister in ihren Reihen haben, mindestens einen Lehrling ausbilden, Innungsmitglied sind und den Ehrenkodex der Gemeinschaft strikt befolgen. Persönliches Engagement wird gefordert, die Teilnahme an Vereinssitzungen ist Pflicht und eine Einkaufsgemeinschaft soll gebildet werden, die nur bei ausgewählten Markenherstellern einkauft. Systemgebundenes, lösungsmittelarmes Arbeiten wird erwartet und ein so genannter "Kundenzufriedenheitspass" ist nach jedem Auftrag ausgefüllt beim Verein einzureichen. Dieser Pass ist weniger als Marketinginstrument als vielmehr zur gegenseitigen Kontrolle der Mitglieder gedacht. Durch seine Auswertung entscheidet der Vereinsvorstand immer wieder neu, ob ein Parkettlegerbetrieb die Mitgliedschaft im Kreis der selbsternannten Besten verdient hat.
"Unsere Idee spricht vor allem junge Parkettleger an, die etwas bewegen wollen", meint der stellvertretende Vorsitzende Dieter Große, Obermeister der Innung Lüneburg-Stade. Denn natürlich möchten die Handwerksbetriebe einen Vorteil in ihrer Mitgliedschaft sehen. Der soll im Gütesiegel liegen, das der Verein als Kollektivmarke entworfen hat und mit dem besonders hochwertige Eigenschaften von Produkten und Dienstleistungen an den Verbraucher herangetragen werden sollen. Mit anderen Worten: Will jemand ein Parkett verlegen lassen, soll er wissen, wo ihm beste Handwerksarbeit geboten wird.
Gemeinsam werben
Der Verein möchte Werbung machen. Sogar im Fernsehen, wenngleich zunächst nur regional. Ein Konzept liegt bereits auf dem Tisch. Zudem kommt der Weltrekordball von der Domotex 2002 als Werbeträger für die Elite-Parkettleger-Meister in den Möbelpark Dodenhof. Schließlich will sich der Verein einen Messestand zulegen. Jedes Mitglied muss damit in seiner Region jährlich eine Messe ausrichten. In Hamburg soll der Stand auf "Du und Deine Welt" stehen, in Bremen auf der "Bauen und Wohnen". Mit Hausmessen wird es anfangen. Dieter Große: "Hier muss die Unterstützung der gesamten Elite-Familie deutlich werden und der Verein Präsenz zeigen." Finanziert wird die gemeinsame Werbestrategie durch Aufnahmegebühren, Mitgliedsbeiträge, Spenden und Fördermittel.
Die Elite-Familie mit dem Namen "Parketti" ist im Logo des Vereins symbolisiert. Inmitten eines silbernen Ringes stehen auf rotem Grund vier hölzerne Gestalten: Vater, Mutter und zwei Kinder. Sie sind das Leitmotiv des neuen Vereins. Weitergabe von Wissen und innerfamiliäre Hilfe sind Gegenstand des Ehrenkodex. Dazu der Vorsitzende Frank Bender: "Ich hab gerade nicht so viel zu tun, hast Du was für mich? Mit solch gegenseitigen Anrufen haben wir keine Probleme."
Gemeinsam einkaufen
"Wir dürfen das Sterben guter Parkettwerke nicht nur beklagen, sondern müssen sie auch unterstützen", sagt Frank Pielot. Die Elite-Parkettleger wollen sich deshalb zu einer Einkaufsgemeinschaft zusammen finden, die gute Produkte testet und dann ausschließlich damit arbeitet - und zwar verbindlich für alle Vereinsmitglieder. Das ruft die Hersteller von Parkett und Verlegewerkstoffen auf den Plan. Sie sind interessiert, ihre Produkte in dem elitären Kreis zu platzieren. So waren auf der ersten Vereinssitzung in Walsrode mehr Handelsvertreter als Parkettleger anwesend.
Doch welche Produkte sind überhaupt erwünscht? Massenware, das wurde deutlich, ist nicht im Sinne der Elite-Gründer. Frank Bender: "Wir holen uns Fördermitglieder nach dem Produkt und nicht nach dem Preis. Diese Produkte müssen unsere Mitglieder verarbeiten. Das garantieren wir unseren Zulieferern. Wenn allerdings irgendein Hersteller neue Produkte hat, probieren wir sie gern aus und geben unsere Meinung dazu ab."
Ein weiteres Kriterien für Zulieferer: Zeitiges Erscheinen bei Problemen auf der Baustelle. Außerdem sollen sich Firmen, die sich der Elite anschließen, aktiv ins Vereinsgeschehen einbringen.
Nicht gegen die Innung
Zwar wurde die Elite außerhalb der Innungen gegründet, aber erklärtermaßen nicht gegen sie. Gegenwind aus dem Bundesinnungsvorstand verstehen die Initiatoren nicht. Dieter Große: "Man soll doch abwarten, ob das funktioniert." Und zum Thema "Ausschluss der Bodenleger": "Wir haben jahrelang darum gekämpft, dass die Bodenleger unserem Beruf zugeschlagen werden. Jetzt haben sie ihren eigenen Beruf und können auch ihre eigene Elite bilden."
Frank Bender: "Wir wollen die Innung nicht in gute und schlechte Handwerker spalten. Doch eine Innung ist nicht dazu da, Parkettleger nach außen zu vertreten, sondern innerhalb der Verbände." Und Jürgen Schmudlach ergänzt: "Eine Innung muss formaljuristisch jeden aufnehmen, sofern er sich an die Regeln hält. Das reicht für eine Elite nicht. Wir wollen unserem Berufsstand jenes Ansehen wiedergeben, das er einmal hatte, als Tafelböden gelegt wurden."
Neue Mitglieder möchte der Verein über Empfehlungen gewinnen. Das Ziel, sich über die ganze Republik auszuweiten, wird langfristig gesehen. Weil der Vorstand immer wieder neu gewählt wird, kann er sich in Zukunft aus Parkettlegermeistern zusammensetzen, die nicht allein aus Norddeutschland kommen. Informationen gibt es im Internet unter www.parkettis.de.
Stimmen zur Gründung einer Parkettleger-Elite
Michael Witte (Witte Metallwaren):
"Wir können auf Dauer nicht bestehen, wenn wir die Billigsten sind. Der Kunde muss erkennen, dass unsere Preise der Leistung angemessen sind. Dieser Qualitätsanspruch ist unser Berührungspunkt mit den Elite-Parkettlegern."
Norbert Müller (Drüsedau und Cortex):
"Unser Anspruch ist eine individuelle, technisch hochwertige Anfertigung von Böden. Wir hoffen auf Zusammenarbeit mit dem Verein."
Maik Meyer (Lägler):
"Auch wir setzen auf Qualität statt auf die Preisschiene. Wir entwickeln und produzieren daher ausschließlich in Deutschland."
Jürgen Kehl (Gunreben):
"Wir appellieren an die Parkettlegermeister, unsere Firma darin zu unterstützen, dem Standort Strullendorf treu bleiben zu können."
Frank Kasitzke (Parkettlegermeister Bona):
"Die Endverbraucher werden immer sensibler. Es ist gut, dass ein Verein gegründet wird, der weg von Lösemitteln geht."
Heinz Schwarz (Oldenburger Parkettwerke):
"Die Schlagrichtung ist richtig. Es kann nur im Interesse des Handwerks sein, sich von den Betrieben abzuheben, die Murks bauen."
Guido Voss (Vertreter von Weitzer, Henkel, Berger-Seidle):
"Wir anerkennen die Gründer des Vereins als Leute im Aufbruch."
Stefanie Sennholz (Parkettstudio Sennholz):
"Qualität hat uns über die Jahre immer mehr Kunden beschert. Ich finde daher eine Befragung wie den Kundenpass gut für die eigene Kontrolle."
Henning Zessin (Nolte):
"Ein Verein wie dieser ist genau die richtige Sache, damit der Kunde einen Betrieb bekommt, der hochwertige Ware auch fachgerecht verarbeiten kann."
Michael König (Uzin Außendienst):
"Wer sich nicht auf Preiskämpfe einlässt, kann trotzdem Marktanteile gewinnen."
Klaus Grundmann (Bauwerk Norddeutschland):
"Die Voraussetzungen für eine Mitgliedschaft in der Parkettleger-Elite stimmen mit dem überein, was Bauwerk intern oft diskutiert."
Sven Heise (Parkettlegermeister):
"Es ist noch ein großes Potenzial für Parkett da. Wir müssen uns absetzen von Leuten, die Holz billig auf den Boden bringen."
Oliver Junghans (Boen):
"Sich vom schlechteren Wettbewerb abzuheben, ist eine unterstützenswerte Sache. Noch unter dem Firmennamen Höhns hatten wir die Vorstellung eines Profi-Parkettlegers, der seinen Kunden einen Garantiepass übergibt. In Deutschland hat es wenig Nachfrage gegeben, aber die englischsprachige Ausgabe wird im Ausland als Verkaufshilfe gut genutzt."
aus
Parkett Magazin 04/05
(Wirtschaft)