Mehr Schadensfälle durch Ich-AGs
Parkett-Gutachter sind keine Scharfrichter
Feuchtigkeit ist und bleibt die Hauptursache bei Schäden an Holzfußböden. Ein weiteres Problem sind zunehmend schlecht ausgebildete Verleger, die auf den Markt drängen. Gleichwohl ist ein Schadensverursacher nicht immer leicht auszumachen. Wie rechtlich korrekt vorzugehen ist, bleibt für Gutachter ein wichtiges Rüstzeug. Auf ihrer diesjährigen Tagung in der Bauakademie Feuchtwangen beschäftigten sich die organisierten Sachverständigen im Parkettlegerhandwerk mit diesen Fragen ihrer Tätigkeit.
Auch wenn die Schadensfälle zunehmen, weil Ich-AGs, Betriebe ohne Meisterbrief und Fachfremde Parkettaufträge an Land ziehen - die im Zentralverband Parkett und Fußbodentechnik organisierten Parkett-Gutachter wollen nicht als "Scharfrichter" auftreten. "Wir dürfen die Pfuscher im Markt nicht gnadenlos verfolgen, sondern müssen sachlich bleiben, wie es unser Eid gebietet", rief Bundesinnungsmeister Joachim Barth auf dem diesjährigen Sachverständigenseminar Mitte Juni in Feuchtwangen seinen Kollegen in Erinnerung.
Das Sachverständigenwesen im Bereich Parkett entwickelt sich seit Novellierung der Handwerksordnung zu einem Tätigkeitsfeld mit glänzender Zukunft. Der Zuwachs von 65% eingetragenen Neubetrieben in einem Jahr lässt befürchten, dass unsachgemäß ausgeführte Parkettarbeiten zunehmen werden. Tatsächlich tummeln sich sogar weit mehr Anbieter auf dem Markt. Selbst Sanitär- und Heizungsbauer haben schon Parkettaufträge übernommen, hieß es in Feuchtwangen.
Der Zentralverband Parkett und Fußbodentechnik will diesem Trend mit Verbraucheraufklärung und Gewerke übergreifender Kooperation entgegenwirken. "Wir haben ein Wiedererkennungssymbol geschaffen, um Qualitätsarbeit kenntlich zu machen", erklärt der Bundesinnungsmeister auf die Frage: Wie findet der Verbraucher den Fachbetrieb? Darüber hinaus wollen die Parkettfunktionäre ihren Kurs zur Zusammenarbeit mit tangierenden Gewerken fortsetzen. Unter anderem wurde bereits mit Raumausstattern vereinbart, Gemeinsamkeiten stärker in den Mittelpunkt zu stellen. Dennoch gibt es immer wieder Rückschläge. Die Einigkeit unter Handwerkern hat dort ihre Grenzen, wo es um Verantwortlichkeiten und Konkurrenz geht. So ist mit den Estrichlegern das Thema der Haftung für Feuchtigkeitsschäden durch nicht verlegereifen Untergrund keineswegs ausgeräumt. Trotz gemeinsamer Kompromisse in der Schnittstellenkoordination bleibt unter den Fachkommentatoren weiterhin Uneinigkeit bezüglich der Frage, welche Messungen der Parkettleger auszuführen hat, um die Belegreife festzustellen.
Die Einzelberichte zur Sachverständigentagung folgen in der nächsten Ausgabe.
aus
Parkett Magazin 04/05
(Wirtschaft)