ParkettMagazin im Gespräch mit Stefan Kühne und Dr. Andreas Gruchow

Neues Messekonzept für Laminatboden- und Parkettaussteller geplant

Mit Kährs/Bauwerk, Meister-Leisten, Gründorf/Terhürne, Parador sowie Egger und Kaindl sind einige große Hersteller aus der Parkett- und Laminatindustrie auf der Domotex 2006 nicht vertreten. Um diese Unternehmen nach Hannover zurückzuholen, wird bereits jetzt über ein neues Messekonzept für 2007 nachgedacht. Gleichzeitig will die Messeleitung aber am Jahresrhythmus der Domotex festhalten. Michael Steinert, Herausgeber des ParkettMagazins, sprach mit dem Domotex-Geschäftsbereichsleiter Dr. Andreas Gruchow und Stephan Kühne, Mitglied im Vorstand der Deutschen Messe AG.

ParkettMagazin: Wie sehen Sie die Entwicklung bei den Domotex-Ausstellern aus dem Parkett- und Laminatbodenbereich?

Dr. Andreas Gruchow: Wir können im Moment eigentlich sehr zufrieden sein. Die Zuwachsrate liegt zum vergleichbaren Jahr 2004 bei insgesamt 6%. Verglichen mit 2005, in dem parallel die Bau in München stattfand, können wir sogar von einem Plus von rund 20% berichten.

Stephan Kühne: Wir haben in beiden Segmenten zusammen rund 40 Aussteller mehr als in den Vorjahren. Statt knapp unter 200 Laminatboden- und Parkettaussteller sind es im kommenden Jahr 234 Anbieter. Hinzu kommen 128 Aussteller aus der Anwendungs-, Verlege- und Pflegetechnik.

Hinsichtlich der Fläche kommen wir bei Parkett und Laminatböden auf fast 13.000 qm. Das ist ebenfalls deutlich mehr als im letzten Jahr und ein besserer Wert als vor zwei Jahren. Obwohl die Großen nicht dabei sind, wie wir wissen.

ParkettMagazin: Sie sprechen einen heiklen Punkt an. Viele Branchengrößen gehen 2006 nicht auf die Domotex: Kährs/Bauwerk, Meister-Leisten, Gründorf/Terhürne, Parador, Egger, Kaindl

Dr. Andreas Gruchow: Über diese Situation sind wir natürlich nicht sehr glücklich. Ein Aussteller äußerte den Wunsch von Halle 9 in Halle 7 zu ziehen. Leider waren zu diesem Zeitpunkt die Stände in Halle 7 schon alle bestätigt. Wir konnten nicht mehr reagieren. Die daraus resultierende Absage führte, wohl auf Grund enger Beziehungen zwischen den Unternehmen, postwendend zu zwei weiteren Absagen.

Darauf hin informierten wir andere große Unternehmen über die neue Situation - mit der Folge, dass es einen weiteren Ausstieg gab.

ParkettMagazin: Wie groß ist denn die Gefahr für die Domotex, dass es im nächsten Jahr, wenn die Bau wieder stattfindet, zu einer ähnlichen Entscheidung in den Unternehmen kommt?

Dr. Andreas Gruchow: Wir haben mit Unternehmen unser Zukunftskonzept besprochen, was wir leider für 2006 nicht mehr umsetzen können. Derzeit ist es so: In Halle 7 findet man Laminatbodenanbieter, in der anschließenden Halle 8 Parkett und in der daran angegliederten Halle 9 sind wieder beide Gruppen vertreten, mit einem Schwerpunkt im Bereich Laminatboden. Das soll sich ändern. Die Messeleitung möchte künftig in den Hallen 7 und 8 das Thema Parkett fokussieren. Die Halle 9 soll zur Laminatbodenhalle gemacht werden. Die Idee kam gut an. Wäre das schon 2006 umsetzbar gewesen, was wegen der schon bestätigten Stände nicht möglich war, hätten auch nicht alle der genannten Unternehmen auf ihren Messeauftritt verzichtet.

ParkettMagazin: Aber jetzt hört man schon die ersten Anbieter sagen: Wenn die ganz Großen fehlen, dann gehen wir möglicherweise auch nicht mehr hin. Insbesondere im Bereich Verlegetechnik sollen solche Überlegungen stattfinden.

Stephan Kühne: Gerade in diesem Segment haben wir jetzt einen einmalig guten Stand.

ParkettMagazin: Es soll Unternehmen geben, die nicht in Halle 9 wollten, weil dort viele Anbieter aus Fernost ausstellen.

Dr. Andreas Gruchow: Das stimmt unserer Meinung nach nicht. Wir haben mit den großen, bereits erwähnten Ausstellern persönlich die Positionierungen in Halle 9 abgestimmt. Es war auch mit den umliegenden Firmen alles in Ordnung.

ParkettMagazin: Das von Ihnen angesprochene Konzept der Zukunft - wie wirkt sich das für die Zubehörlieferanten aus? Können diese Unternehmen dann nicht mehr in Halle 9 ausstellen?

Dr. Andreas Gruchow: Doch, die Halle 9 ist groß genug. Wir haben insgesamt in den Hallen 7, 8 und 9 mehr als genug Fläche. Auf jeden Fall werden Anwendungs- und Verlegetechnikaussteller wieder in den drei Hallen sein.

ParkettMagazin: Seit Jahren schon buchen manche Aussteller die Domotex nur im Zwei-Jahres-Rhythmus. Dieser Rhythmus wird von einzelnen Ausstellergruppen immer wieder gewünscht, andere praktizieren ihn.

Dr. Andreas Gruchow: Wir stellen fest, dass immer weniger Aussteller über einen Zwei-Jahres-Turnus nachdenken.

Im Bereich der textilen Beläge gab es einige größere Anbieter, die sind nun aber wieder im Jahresturnus auf der Messe.

Es freut uns, dass sie erkannt haben, welche Bedeutung die Plattform Domotex hat, und zwar in der jährlichen Beschickung.

ParkettMagazin: Nun kommen die Firmen, die den Zwei-Jahres-Rhythmus bevorzugen, zurück auf die Domotex. Wie geht ein Messeveranstalter mit diesen Leuten um?

Dr. Andreas Gruchow: Wenn wir solche Diskussionen führen, dann machen wir immer erst einmal deutlich, dass derjenige Aussteller, der die Domotex jährlich beschickt, natürlich Priorität bei der Platzierung hat. Dabei geht es vor allem auch um die Wiederauffindbarkeit des Ausstellers auf der Messe. Denn jeder Besucher weiß genau, wo er die für ihn interessanten Aussteller wieder findet. Gleichzeitig gibt es aber immer wieder Veränderungen, weil Aussteller aussteigen oder andere Flächengrößen belegen. Im Zuge dieser Bewegung versuchen wir, auch für die "zweijährigen" Aussteller optimale Lösungen zu finden.

ParkettMagazin: Die Domotex ist in den letzten Jahren immer internationaler geworden und das nicht nur bei den Ausstellern und Besuchern in Hannover, sondern auch durch Messen im Ausland. Wie ist die Entwicklung dieser Messen zu sehen?

Dr. Andreas Gruchow: Generell haben wir immer den gesamten Weltmarkt im Auge. Zum einen mit der Domotex in Hannover, die die Weltleitmesse ist und bleibt. Diese Messe lässt sich noch weiter ausbauen. Wir haben zur Zeit Steigerungsraten, die man angesichts stagnierender Märkte in Europa nicht für möglich gehalten hatte. Zum anderen wollen wir sozusagen "unsere Kunden um die Welt begleiten". Diese Überlegung führte seinerzeit zur Domotex Asia.
ParkettMagazin: Wie sehen Sie die Entwicklung der Domotex Asia?

Stephan Kühne: Die Entwicklung ist gewaltig: Wir werden vom 28. bis 30. März 2006 alle fünf Hallen belegen, die in Schanghai angemietet wurden. Das sind 57.500 qm Fläche. Wir rechnen mit 630 bis 650 Ausstellern - im Vorjahr waren es 588 Aussteller. Auf der anderen Seite erwarten wir 30.000 Besucher, im Vergleich zu gut 25.000 Gästen im diesem Jahr. Wir hätten sogar noch eine sechste Halle vermieten können, im Markt wäre noch mehr umsetzbar gewesen. So kurzfristig ließ sich unsere Fläche auf dem Gelände aber nicht vergrößern.

ParkettMagazin: Unterscheidet sich die Zusammensetzung der Aussteller in Schanghai von der in Hannover?

Stephan Kühne: Wir haben als neues Konzept in China den Bereich der Produktions- und Fertigungstechnik gesondert herausgehoben - ein Segment, das es in Hannover nicht gibt.

Dr. Andreas Gruchow: Da die Kunden dieser Aussteller eigentlich während der Messe auf ihren eigenen Ständen sind, haben wir die Technik-Aussteller in einer Halle zusammengefasst. Die Halle öffnet einen Tag früher als die übrige Domotex Asia und bleibt dann die ganzen drei Messetage geöffnet. Der Bereich Produktions- und Fertigungstechnik läuft hervorragend.

Wir wissen jetzt schon aus dem Anmeldeverhalten und Gesprächen mit den Ausstellern, dass wir alle diese Werte weiter steigern können. Die Domotex Asia ist noch nicht im Sättigungsbereich. Auch vor diesem Hintergrund beobachten wir immer sehr genau den Weltmarkt.
ParkettMagazin: Mit welchem Ergebnis?

Dr. Andreas Gruchow: Wir haben bei diversen Gesprächen herausgehört, dass die Golfregion ein attraktiver Markt ist, weil dort sehr viel im Objektbereich umgesetzt wird. Hochpreisige Hotelbauten und Ferien-Appartements, aber auch Investitionen in Büroobjekte stehen in der Golfregion hoch im Kurs. Außerdem kann man seit 2002 auch Wohnungen auf 99 Jahre pachten, wodurch das Interesse am privaten Wohnungsbau merklich gestiegen ist. Daraufhin haben wir beschlossen, den Markt mit einer passenden Messe zu besetzen, der Domotex Middle East vom 28. bis 30. Mai 2006 in Dubai.

Die Golfregion ist ein hervorragendes Betätigungsfeld und durch die besondere Nachfrage nach hochpreisigen Produkten auch lukrativ für die Branche. Das Einzugsgebiet deckt den gesamten arabischen Raum ab und geht bis Indien, bis zur Türkei und tangiert auch Afrika.

ParkettMagazin: Wie packt man eigentlich die Besucher-Akquise an? Das stelle ich mir fast schwerer vor als die Aussteller-Akquise.

Dr. Andreas Gruchow: Durch eine sehr direkte Ansprache, wie zum Beispiel durch Direct Mails. Wir sprechen Investoren individuell an. Dank unserer Infrastruktur können wir das auch.

Zudem bieten wir Aussteller-Workshops zur Vorbereitung, wie bei anderen Auslandsmessen auch. Dort wird erklärt, wie der Markt vor Ort funktioniert, wie die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind und was für den Markteintritt zu berücksichtigen ist.
aus Parkett Magazin 06/05 (Wirtschaft)